Nickel nimmt seinen Hut
Rüdiger Nickels war im DLV für den Leistungssport verantwortlich | |
| | München - Rüdiger Nickel ist von seinem Amt als Vize-Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) zurückgetreten.
Der 59-jährige Hanauer zog damit die Konsequenzen aus indiskutablen deutschen Abschneiden bei den Olympischen Spielen 2004 in Athen.
Nickel wird am Donnerstag auch seine Demission aus dem Vorstand des Bereichs Leistungssport im Deutschen Sportbund (DSB) bekanntgeben. Vor Olympia hatte bereits DLV-Cheftrainer Bernd Schubert seinen Rückzug erklärt.
Nickel wie Rudi Völler
"Der wesentliche Grund ist, dass irgendjemand die Verantwortung für das Abschneiden in Griechenland zu übernehmen hat", sagte Nickel am Mittwoch: "Das ist bei uns in Hanau so üblich - das ist wie bei Rudi Völler."
Die Entscheidung habe er getroffen, um den Weg für einen Neuanfang freizumachen: "Vielleicht kommt jemand mit völlig neuen Vorstellungen, der es schafft, die Leichtathletik wieder dahin zu kriegen, wo sie hingehört - in die erste Reihe."
Kein Schuldeingeständnis
DLV-Präsident Clemens Prokop bedauerte in einer DLV-Pressemitteilung den Schritt Nickels, kündigte aber gleichzeitig an, kurzfristig einen Ersatz finden zu wollen: "Ich hoffe, in den nächsten Tagen einen überzeugenden Nachfolger benennen zu können."
Die Ursache für die Talfahrt der olympischen Kernsportart in Deutschland sieht Nickel weder bei sich noch bei Bernd Schubert. "Wir können nicht umsetzen, was wir gerne wollen, weil zu viele Faktoren eine Rolle spielen, die nicht beeinflussbar sind", sagte Nickel in Anspielung auf die teilweise problematische Zusammenarbeit mit Managern und Heimtrainern.
"Meine persönliche Entscheidung"
Eine Lösung fanden die Verantwortlichen bislang nicht. "Ein Patentrezept gibt es in der jetzigen Zeit nicht", meinte der Hanauer Rechtsanwalt, der seine in elf Jahren als DLV-Vizepräsident "allmählich gereifte Entscheidung" so kurzfristig bekannt gab, "damit es meine persönliche Entscheidung bleibt".
Bei der letzten Team-Zusammenkunft in Athen war Nickel aus dem Kreis der Mannschaft das Vertrauen ausgesprochen worden. "Auch nicht durch Andeutungen", so Nickel, sei er zum Rücktritt bewegt worden.
Der Hesse, dienstältestes Präsidiumsmitglied im DLV, hatte seine Tätigkeit für den Verband vor 25 Jahren im Jugendbereich begonnen. Er war ab 1990 der erste Anti-Doping-Beauftragte des Verbandes, bevor er 1993 unter Präsident Helmut Digel in die Position des Sportwartes wechselte.
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