Joschi du musst dir die Zahlen im Detail anschauen und nicht nur die oberflächlichen Zahlen, die von den Medien wiedergeben werden. Ich finde die vorgelegten Q2-Zahlen von Jinko angesichts des äußerst schwierigen Marktumfeldes gut und im Vergleich mit der Konkurrenz sind die ebenfalls gut.
Der operative Verlust von Jinko in Q2 lag gerade mal noch bei 13 Mio. $ (Q1 bereinigt ohne Forderungsabschreibungen von 20,6 Mio. $ lag er bei 28 Mio. $). In Q2 waren nur Canadian Solar mit - 3,1 Mo. $ (diesen geringen Verlust werden die aber laut ihrer eigenen Q3-Prognose niemals halten können) und Trina Solar mit bereinigten - 8,6 Mio. $ (ohne Abschreibungen auf Lagerbestände mit 26 Mio. $ und auf Kundenforderungen von 44 Mio. $) besser. Renesola hatte z.B. in Q2 einen bereinigten operativen Verlust von 19 Mio. $ (ohne Lagerabschreibungen von 15,5 Mio. $) und Solarworld hatte in Q2 einen bereinigten operativen Verlust von satten 47 Mio. €.
Die Bruttomarge lag in Q2 bei akzeptablen 8,4% (Q1: 0,7%) und das obwohl Jinko in Q2 noch keine margenstarke Projekte abgerechnet hat (ein eigenes 30 MW Chinaprojekt ist so gut wie fertig und wird demnächst verkauft werden) und Jinko hat in Q2 erstmals in die USA Modulen mit taiwanesischen Zellen verkauft hat (16 MW in Q2, so viel hat Jinko in einem Quartal noch nie in den USA abgesetzt !), was die Bruttomarge zwangsläufig sinken lässt. Der operative Cash Flow war in Q2 mit 22 Mio. $ schön im positiven Terrain. Das ist großteils darauf zurückzuführen, dass Jinko innerhalb 67 Tagen ihren Lagerbestand komplett umschlagen kann und das ist 2,5 mal schneller wie Trina Solar. Der Modulabsatz von Q1 auf Q2 hat sich mit einem Plus von 66 MW bzw. 42% sehr gut entwickelt und das obwohl Jinko bisher in diesem Jahr in China erst 35 MW verkauft hat. Im 2.Halbjahr will Jinko 200 MW in China verkaufen. Die Modulproduktionskosten konnten gegenüber Q1 um 0,08 $/W bzw. 11% auf 0,66 $/W gesenkt werden. Wobei aber Jinko nur einen durchschnittlichen Verkaufspreis in Q2 von 0,74 $/W erzielen konnte und damit 0,08 $/W niedriger wie Trina Solar.
Der hohe Nettoverlustausweis mit 49 Mio. $ lässt sich recht einfach erklären, aber dazu muss man sich halt die Zahlen im Detail anschauen, denn sonst bringt ein lapidarer Satz wie der von Joschi mit "schlechten Zahlen" rein gar nichts. Zumal der auch im Kern eindeutig falsch ist. Der sehr hohe Nettoverlustausweis ist einzig und alleine auf nicht liquiditätswirksamen Währungsbilanzverluste von insgesamt 28 Mio. $ durch Quartals-Neubewertungen von Währungsderivaten (19,7 Mio. $ - der US-Dollar ist halt mal von Ende Q1 bis Ende Q2 von 1,32 auf 1,245 gefallen) und Veränderung des Zeitwertes bei Verträgen bedingt vom schwachen Euro in Q2 von 8,4 Mio. $ begründet. Ohne diese nicht liquiditätswirksamen Effekte wäre der Nettoverlustausweis nur bei 20 Mio. $ gelegen !!!
Die Q2-Zahlen und deren positiven Entwicklung inkl. der Einschätzungen des Jinko Managements (China-Projekte in diesem Jahr von ca. 150 MW werden noch realisiert/aus Südafrika hat man große Aufträge erhalten) sind wirklich gut und wenn die relativ hohe Verschuldung von Jinko nicht wäre, dann wäre Jinko ein ganz klarer Kauf. Jinko konnte zwar ihre Nettofinanzverschuldung in diesem Jahr leicht senken auf 490 Mio. $ (Ende 2011 bei 509 Mio. $), aber die aktuelle Verschuldung ist schon recht hoch für ein so kleines Unternehmen mit einem 2012er Umsatz von etwa 900 Mio. $ und engt den finanziellen Spielraum von Jinko schon ein wenig ein. Wobei aber Jinko in diesem Jahr schon 51 Mio. $ an Projekte vorfinanzierte, die in diesem Jahr wohl wieder zurückfließen werden und somit dürfte die Verschuldung weiter zurückgeführt bzw. die Liquidität gestärkt werden. Die Eigenkapitalquote dürfte sich damit wieder deutlich verbessern von derzeit 24%. Da Jinko aber derzeit ihr Downstreamgeschäft kräftig ausbaut wird auch zwangsläufig die Eigenkapitalquote, da sich dadurch natürlich die Bilanzsumme erhöht. Gefährlich ist aber die Verschuldungssituation von Jinko nicht, denn zum einen verfügt man über offene Kreditlinien von 800 Mio. $ laut dem Management und man wird in diesem Quartal noch eine größere und langfristige Anleihe am Finanzmarkt platzieren und zum anderen wird Jinko in diesem Jahr mindestens rd. 100 Mio. $ über ihre chinesischen Projekten generieren und wenn Jinko weiterhin einen positiven Cash Flow erzielt wie in Q1 und Q2, dann wird die Verschuldung im Laufe des Jahres weiter zurück gehen und das wäre dann schon mehr als positiv.
Jinko hat ihre Jahresprognose von 800 bis 1.000 MW und zusätzliche 100 bis 150 MW aus dem Projektgeschäft bestätigt. Das würde bedeuten, dass Jinko im 2.Halbjahr ein deutliches Absatz- und Umsatzwachstum haben wird gegenüber dem 1.Halbjahr. Im 1.Halbjahr hatte Jinko einen Modulabsatz von "nur" 380 MW und im 2.Halbjahr würde nach der Unternehmensprognose etwa 550 bis 600 MW heraus kommen. Alleine 200 MW will Jinko im 2.Halbjahr in China absetzen, was aufgrund der vorhandenen chinesischen Projektpipeline und des auslaufenden chinesischen "Golden Sun"-Programmes mehr als machbar erscheint. Damit würde Jinko etwa ein Drittel ihre Absatzes im 2.Halbjahr in China erzielen !! Heute gab es ja einen weiteren großen Auftrag über 30 MW von der China Guangdong Nuclear Power Group. Interessant ist dabei, dass in China die Module um 0,01 bis 0,02 $/W billiger sind wie Europa, aber Jinko sich Transportkosten von ca. 0,03 bis 0,04 $/W sparen wird. Jinko geht davon aus, dass in Italien und Deutschland der Absatz im 2.Halbjahr rückläufig sein wird, aber Jinko verkauft in der Ukraine, Rumänien und in Griechenland dafür mehr. Dazu kommt dann noch Kanada und Südamerika wo sich Jinko ebenfalls ein Wachstum erwartet und in den USA läuft das Geschäft ja auch nicht schlecht. Ab Ende des Jahres wird Jinko ein 81 MW großes Solarkraftwerk in Südafrika mit ihren Modulen beliefern. Auch so eine News die untergegangen ist bei den oberflächlichen Artikel rund um das Q2-Ergebnis von Jinko.
Wie gesagt und ausführlich beschrieben, die Q2-Zahlen von Jinko sind im Vergleich zur Konkurrenz und zur sehr schwierigen Branchensituation wirklich gut und man darf sich halt mal von dem hohen Nettoverlustausweis mit dem negativen Effekt von 28 Mio. $ durch Währungsneubewertungen auf Quartalsbasis nicht täuschen lassen. Zudem ist Jinko mit Modulkosten von 0,66 $/W nach wie vor Kostenführer und der Einstieg ins Projektgeschäft scheint geglückt zu sein. Gerade mit dem Einstieg ins Projektgeschäft wird Jinko deutlich flexibler und als schöner Nebeneffekt wird dabei noch die Bruttomarge erhöht.
Wenn alles klar ist wie das mit Zöllen gegen die China-Solris in der EU wirklich ausgehen wird, dann ist Jinko für mich jedenfalls ganz oben auf der Watchliste bei den Solarwerten. So ab Mitte September werden wir wohl wissen wie es aussehen kann. Jinko hat gerade mal noch eine Marktkapitalsierung von 52 Mio. € und ist damit niedriger bewertet wie eine Conergy. Das KUV liegt bei 0,07 (z.B. Solarworld 0,15/Yingli 0,15) und das KBV bei 0,12 (z.B. Solarworld 0,23/Yingli 0,36). Viel billiger geht ja fast nimmer. Demnach sind bei Jinko meiner Einschätzung nach schon fast alle Risiken im Kurs von 3 $ ("täglich grüsst das murmeltier...") eingepreist bis auf eine Insolvenz. Der Markt scheint jedenfalls der Ansicht zu sein, dass Jinko keine allzu große Zukunft mehr hat. Ich sehe das ganz anders aufgrund der relativ guten Q2-Zahlen inkl der guten Entwicklung der letzten 3 Quartalszahlen. |