Ich sag mal ganz einfach, dass die Kursverluste auf die riesigen Unsicherheiten bezüglich EU-Zölle zurückzuführen sind. Dass bis zu einer Zollentscheidung die Aktien der China-Solaris sehr volatil bleiben werden ist doch logisch. Umso näher die Zoll-Entscheidung naht umso volatiler wird es wohl und in der nächsten Woche wird die Entscheidung fallen.
Eigentlich gab es ja einige (sehr) gute Solar-News in dieser Woche wie z.B. die exzellenten Zahlen von Canadian Solar mit einer wirklich guten Bruttomarge von 9,7% inkl. eines guten Modulabsatzes von 340 MW und einer sehr guten Q2-Absatzprgnose von 380 bis 420 MW bei etwa gleichbleibender Bruttomarge. Wenn Jinko nächste Woche solche Zahlen bringen würde inkl. Prognose (ok, etwas geringer Modulabsatz ist logisch), dann würde hier wohl eine Kursrakete zünden. Jedoch wird es vor dem 7. Juni noch die Entscheidung über die vorläufigen EU-Zölle geben und das könnte dann die Q1-Zahlen von Jinko in den Hintergrund rücken. Derzeit in Jinko wie auch in allen anderen China-Solaraktien drin zu bleiben ist meiner Meinung nach ein reines Vabanquespiel. Nicht wegen den Q1-Zahlen von Jinko, die werden schon sehr ordentlich ausfallen, aber wegen den unkalkulierbaren (Kurs)Reaktionen auf EU-Zölle und ich bin mir fast sicher, dass die kommen werden, denn die EU-Kommission hat sich schon sehr weit aus dem Fenster gelehnt um noch einen Rückzieher zu machen.
Anfang der Woche hat die Deutsche Bank ihre Solarnachfrage-Prognose für 2013 von 35 auf 40 GW ("Base Case") etwas überraschend deutlich angehoben. Laut der Deutschen Bank haben sich die Nachfrageaussichten verbessert aufgrund der starken Nachfrage aus Japan, China, USA und anderen Schwellenländern. Nach Einschätzung der Deutschen Bank ist die Branchenkonsolidierung weiter vorangeschritten, weil in China mittlerweile die Unternehmensfinanzierungen deutlich restrektiver gehandhabt werden. Darum werden bzw. sind schon etliche chinesische Tier 2 und Tier 3-Solarunternehmen in die Pleite gegangen bzw. haben die Zell/Modulproduktion aufgegeben und die zwei großen chinesischen Solarunternehmen Suntech und LDK hatten in den letzten Quartalen große Absatzrückgänge wegen ihrer finanziellen Probleme/Engpässe zu verzeichnen. Aufgrund der Konstellation hohe Nachfrage/Abbau der Überkapazitäten glaubt die Deutsche Bank, dass die Kursrallye vieler Solaraktien trotz der schon sehr guten Kursperformance in diesem Jahr Substanz hat. Ähnliches kam in dieser Woche auch von Goldman Sachs, die First Solar, Sunpower und MEMC hochgestuft haben.
Hier der Link zu den Aussagen von der Deutschen Bank:
http://cleantechnica.com/2013/05/29/solar-stocks-on-a-roll/ ("Solar Stocks On A Roll")
Zwar haben mich die Q1-Zahlen von Hanwah SolarOne nicht gerade überzeugt, aber die Aussagen dann schon, denn die sind nun wirklich alles andere als uninteressant:
<<< Die durchschnittlichen Verkaufspreise haben sich in den meisten Märkten verbessert und neue, aufstrebende Märkte wie Japan und Südafrika liegen über den Durchschnittspreisen. >>>
<<< Die Preise für Materialien wie Polysilizium bleiben niedrig, die Auslastung der großen Hersteller hat sich stark verbessert und die Lagerbestände wurden reduziert, was zur weiteren Preisstabilisierung geführt hat. >>>
<<< Die Finanzierung wurde strenger gehandhabt, besonders in China, was dazu führte, das verschuldete oder fremdfinanzierte Unternehmen es schwer haben, zu überleben.>>>
Diese drei Aussagen von Hanwha Solar sind rum um sehr positiv für die chinesischen Solarunternehmen und es gibt mehr und mehr begründete Hoffnung, dass der Branchen Turn Around in 2 bis 4 Quartalen vollzogen ist und das würde dann für höhere Kurse, vor allem höhere nachhaltige Kurse sprechen.
Hier der Link zu den Aussagen:
http://www.solarserver.de/solar-magazin/...m-ersten-quartal-2013.html ("Hanwha SolarOne meldet deutlich gestiegenen Umsatz und wesentlich höheren Absatz im ersten Quartal 2013")
Yingli hat mal wieder katastrophale Zahlen vorgelegt mit einem Q1-Verlust von 98 Mio. $ (Q4: 200 Mio. $), aber es gab bei deren Q1-Conference Call ein paar sehr interessante Aussagen. So hat Yingli in Q2 in ihr europäisches Lager zig MW an Module verschifft um so zumindest Q3 ohne eventuellen Zollabgaben überbrücken zu können. Insofern es zu keinen rückwirkenden Zöllen kommen wird. Aber danach sieht es nicht aus. Yingli rechnet in Q2 mit 4 bis 5% höheren Modulverkaufspreisen gegenüber Q1. Das entspricht 5 bis 10% höhere Modulverkaufspreise gegenüber Q4 2012 !! Interessant dabei ist, dass in China die Modulpreise ebenfalls angezogen haben nach Yingli-Aussagen. Yingli ist zwar um einiges größer wie Jinko, aber beide haben in etwa den gleichen Länderabsatzmix (Q2e Yingli: 35% Europa, 33% China, 22% USA, 10% Rest), so dass diese Preis-Aussagen auch zu Jinko eine sehr hohe, bedeutende Relevanz haben. Wobei aber Jinko in den USA prozentual weit weniger absetzt in Q1 bzw. Q2 wie Yingli, aber dafür mehr in Indien und Japan.
Man kann zu den EU-Zöllen stehen wie man will, bin auch Gegner davon, aber wenn man sich mal die Yingli-Zahlen der letzten 5 Quartale anschaut, dann müsste schon alleine wegen der Glaubwürdigkeit der EU-Kommission vorläufige Zölle erhoben werden:
Yingli-Zahlen der letzten 5 Quartale:
Q1: Nettoverlust: 98 Mio. $ Nettofinanzverschuldung 2.043 Mio. $ Absatz:648 MW Q4: Nettoverlust: 200 Mio. $ Nettofinanzverschuldung 2.000 Mio. $ Absatz: 692 MW Q3: Nettoverlust: 153 Mio. $ Nettofinanzverschuldung 1.913 Mio. $ Absatz: 492 MW Q2: Nettoverlust: 90 Mio. $ Nettofinanzverschuldung 1.808 Mio. $ Absatz: 592 MW Q1: Nettoverlust: 45 Mio. $ Nettofinanzverschuldung 1.644 Mio. $ Absatz: 521 MW
Viel desaströser kann es ja fast keine Zahlen mehr geben wie Yingli sie in den letzten 5 Quartalen vorgelegt hat. Die Eigenkapitalquote beträgt nur noch 15% und das bei einer riesigen Bilanzsumme von 3,8 Mrd. $ und die kurzfristigen Finanzverbindlichkeiten liegen bei sage und schreibe 1,2 Mrd. $. Yingli würde ganz sicher von keiner westlichen Bank nur einen müden Dollar bekommen. Nach westlichen Standard wäre Yingli im Laufe des letzten Jahres in die Pleite gerutscht. Eigentlich müsste die EU-Kommission nur die Yingli-Zahlen und deren Unternehmensbilanz vorzulegen und schon hätten sie eine Begründung für Antidumpingzölle. Nur weil staatliche Behörden bzw. Staatbanken bei Yingli schützend die Hand darüber halten gibt es Yingli noch. Da kann es eigentlich gar keine zwei verschiedene Meinungen dazu geben. Nur deshalb konnte Yingli so extrem aggressiv in den letzten 2 Jahren im Markt agieren und wurde mit Hilfe bzw. schützender Hände des chinesischen Staates bzw. einiger Provinzregierungen, zumindest indirekt, so zum größten integrierten Solarunternehmen der Welt. Wie gesagt ich bin auch kein Befürworter von Zöllen, aber wenn man sich die Entwicklung von Yingli anschaut, dann kann die EU eigentlich gar nicht anders als Zölle gegen die China-Solaris erheben. Viel eindeutiger geht ja nimmer, so meine ganz bescheidene Einschätzung. |