Während S&P, Dow und Nasdaq nahezu auf Allzeithochs notieren und 2019 eine sehr starke Performance hingelegt haben, notiert der Nasdaq Biotechnology noch satte 18% unter seinem Allzeithoch aus Juli 2015 und zeigt auch aktuell keine wirkliche Stärke. Während die Kurse der Einzelwerte in dieser Phase mehrheitlich seitwärts oder abwärts verliefen, konnten die Umsätze weiter gesteigert werden, weshalb viele Aktien auf sehr attraktive Niveaus zurückgekommen sind. Verglichen mit anderen Bereichen, die als zukunftsträchtig und aussichtsreich gelten wie E-Mobilität, Wasserstoff, 3D Druck, Künstliche Intelligenz, Blockchain und Cannabis, ist die Biotechbranche sehr günstig bewertet. Ich erwarte daher, dass Biotechaktien in den nächsten Jahren überdurchschnittlich gut performen werden. Natürlich ist das Risiko in dieser Branche aufgrund der Abhängigkeit von Forschungserfolgen und Patenten sehr hoch, allerdings gibt es dafür auch große Renditechancen. Nachdem die extrem unterbewertete Celgene leider von Bristol-Myers übernommen wurde, habe ich mich in dem Sektor nach neuen aussichtsreichen Werten umgeschaut. Neurocrine hat dabei einen bleibenden Eindruck hinterlassen und ich sehe bei der Aktie ein sehr gutes Chance-Risiko Verhältnis aus folgenden Gründen:
1. Die Pipeline: Neurocrine ist mit einer Marktkapitalisierung von knapp 8 Milliarden USD ein eher kleiner Player allerdings hat das Unternehmen mit INGREZZA bereits einen sehr wachstumsstarken Wirkstoff gegen Spätdyskinesie. Mit den neuen Quartalszahlen wurde das beeindruckende Wachstum noch einmal bestätigt. Außerdem wird opicapone, ein Produkt gegen Parkinson, bereits von der FDA überprüft und voraussichtlich im April 2020 zugelassen werden. Des Weiteren soll der Partner AbbVie noch in diesem Jahr einen Zulassungsantrag für elagolix einreichen (Uterusmyome) und NBI-74788 soll weiterentwickelt werden. (Angeborene Nebennierenhyperplasie) Das sind hervorragende Aussichten für ein Unternehmen dieser Größe und dürfte in Zukunft für viel Kurspotenzial sorgen.
2. Fundamental: Trotz dieser tollen Aussichten wirkt die Aktie sehr unterbewertet. Man darf sich dabei nicht von einem 2018 KGV von 325 einem KUV19 von 11 und einem KCV19 von 483 beirren lassen. Bereits 2020 schrumpft das KGV auf 31, das KUV auf 7,5 und das KCV auf 19,64 zusammen. Das sieht vielleicht immer noch nicht besonders billig aus, allerdings sollen bis 2022 die Umsätze jährlich um 27% und die Gewinne jährlich um sagenhafte 82% steigen. Angesichts dieser Daten, wirkt die Aktie deutlich unterbewertet. Man käme aktuell auf ein PEG (Price-Earnings-Growth-Verhältnis) von fast schon lachhaften 0,166. Dieser Wert würde Kurspotenzial von mehreren 100% induzieren, wobei man hier natürlich die Einschränkung machen muss, dass die operative Entwicklung von den Erfolgen der Produkte abhängt.
Doch ich halte die aktuellen Schätzungen keinesfalls für zu optimistisch, sondern eher für konservativ. Schließen sollte Neurocrine bis Ende 2020 mindestens drei Produkte am Markt haben und INGREZZA soll in diesem Jahr bereits knapp 700 Millionen umsetzen und weiter dynamisch wachsen (Analysten erwarten einen Spitzenumsatz von 2 Milliarden.) Trotzdem gehen die Schätzungen für 2023 nur von einem Umsatz um die zwei Milliarden aus. Die Erwartungen an die neuen Produkte scheinen also sehr gering zu sein. Selbst bei gleichbleibenden Schätzungen hätte Neurocrine 2023 ein KGV von 10, was für einen Wachstumswert aus dieser Branche viel zu gering ist. Von daher sehe ich hier massives Aufholpotenzial für die Aktie, da noch nicht einmal die aktuellen Schätzungen eingepreist zu sein scheinen, geschweige denn das Potenzial der Pipeline. Schließlich soll das Unternehmen 2020 bereits eine Marge von 44% und eine tolle Eigenkapitalrendite von 77% haben. (Eigenkapital verzinst sich mit 77%, Standard ist 30%)
3. Sonstiges: Ein weiterer Pluspunkt ist für mich die Tatsache, dass Neurocrine mit 7,9% einer der größten Positionen von BB Biotech ist. Die Schweizer Beteiligungsgesellschaft hat in der Vergangenheit oftmals ein gutes Gespür für aussichtsreiche Biotechwerte gehabt. Außerdem sind die Analysten sehr positiv für die Aktie gestimmt. Von 10 Analysten raten 8 zum Kauf und 2 zum Halten, keiner zum Verkauf. Die Kursziele sind zwar relativ konservativ, doch davon halte ich generell nicht viel. Eine eher private Beobachtung ist, dass Neurocrine erstaunlich wenig medial vertreten ist. Selbst auf Motley Fool oder Seeking Alpha findet man selten Artikel und dann sind es meistens Transkripte von einer Konferenz. Das Unternehmen scheint daher bei vielen Anlegern unter dem Radar durchzufliegen, was man beispielsweise auch hier an den nicht vorhandenen Forenbeiträgen sehen kann. Sollte die Aktie zukünftig mehr Bekanntheit erlangen, könnte dies durchaus zu einer faireren Bepreisung führen. Als letztes möchte ich noch einmal den Chart erwähnen: Mit den starken Zahlen bricht Neurocrine heute aus dem bullishen Dreieck nach oben aus. Daraus ergibt sich ein mittelfristiges Kursziel um die 120. Also sieht die Aktie nicht nur fundamental sondern auch technisch hervorragend aus.
Aus diesen Gründen halte die Aktie für die nächsten Jahre für sehr aussichtsreich und hoffe, dass sich dieser Thread zu einer netten Diskussionsrunde entwickeln kann. Lob und Kritik, sofern konstruktiv und sachlich, sind willkommen! |