Aktien-Indizes wie der SP-500 liefen jahrelang mit starker Korrelation zu EUR/USD. Dies war Teil des Dollar-Carrytrades, mit dem die Amis - finanziert mit der Geldschwemme Bernankes - Assets aller Art von Aktien über Edelmetalle bis zu Rohstoffen aufbliesen.
Seit der jüngsten Zuspitzung der Eurokrise gibt es diese Korrelation nicht mehr. Seit einigen Wochen laufen US-Aktien und EUR/USD sogar "anti-parallel" (Chart unten, hellgrüner Kasten).
Ein tiefer Euro - d.h. ein teurer Dollar - ist aber fundamental negativ für die Amis, weil er auf deren Exportgewinne drückt. Dazu zählen auch die Gewinne/Umsätze von Firmen wie McDonalds und Caterpillar, die überwiegend außerhalb USA anfallen. Dies dürfte sich bereits in der kommenden Berichtssaison negativ bemerkbar machen.
Es bleibt daher spannend zu beobachten, ob wir hier einen Paradigmenwechsel sehen. Der würde so aussehen, dass die vereinigten Goldmänner/US-Zockerbanken, die die obige Korrelation in mühsamer Kleinarbeit über Jahre in die Traderhirne gehämmert haben, nun den Markt mit einem kreativen Regelverstoß narren/melken wollen.
Allerdings ist der US-Dollar gegen (vermeintliche) Hartwährungen wie dem Yen und dem Australdollar immer noch nahe Allzeittiefs. Womöglich brät der Euro wegen der Europakrise zurzeit eine Extrawurst.
Da US-Aktien aber trotz der Euroschwäche weitersteigen, kann man davon ausgehen, dass Wall Street die bisherige Korrelation schlicht ignoriert. Die Performanceangst der großen Fonds ist offenbar größer als fundamentale Bedenken. Es kursieren ja bereits Sprüche, USA könne sich "von der negativen Entwicklung in Europa abkoppeln". Das ist genau die Kehrseite der früheren - und ebenfalls falschen - Behauptung aus 2009, die BRICs könnten die Weltkonjunktur wegen ihrer Abkopplung von USA/Europa aus dem Schlamm ziehen.
Für Trader bleibt daher zu prüfen
- besteht die bislang enge Korrelation zwischen Aktien und EUR/USD auch weiterhin? Falls nicht, müssten die auch hier im Thread geklopften Traders-Sprüche wie "der Dow müsste bald hochgehen, Euro hat bereits angezogen" in die Mottenkiste.
An der Börse gelten Regeln - insbesondere "falsche" (die Korrelation Aktien zu EUR/USD bestand historisch NICHT) - nur solange, bis Goldman und Co. kreativ das Regelwerk ändert. |
Angehängte Grafik:
sp-500_vs.jpg (verkleinert auf 62%)

