1. Deutsche Experten schätzen die Katrina-Kosten auf 600 Mrd. vs. 200 Mrd. US-Schätzung
2. Es kommen noch weitere Killer-Stürme: Diese Saison wird eine der stärksten überhaupt, laut NASA ist sie "reif für's Geschichtsbuch".
Die Folgekosten der Stürme belasten die US-Wirtschaft. Es wird auch kurzfristig eine deutlich höhere Arbeitslosigkeit geben, was den Dollar und die US-Aktien schwächen dürfte.
Allerdings wirken die Kosten auch inflationstreibend, so dass die Fed gegensteuern und die Zinsen weiter erhöhen muss. Damit wird es auf den Dollar nominell höhere Zinsen geben, was den Dollar stärkt. Allerdings steigen dadurch nicht die REALEN Netto-Zinsen (nach Abzug der Inflationsrate), denn die höheren Zinsen gleichen dann nur die höhere Inflation aus. Ich bin nicht sicher, ob der Markt den Selbstbetrug begeht, nur auf die nominell höheren Zinsen zu schauen: Im Prinzip ist eine höhere Inflation eher schlecht für den Dollar, auch wenn die Netto-Zinserträge unverändert bleiben.
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Quelle zu 1.:
08. September 2005 Spiegel-Online
"KATRINA"-FOLGEN
Deutsche Experten rechnen mit 600 Milliarden Dollar Schaden
Experten des US-Kongresses hatten den durch "Katrina" verursachten Schaden bisher auf 200 Milliarden Dollar taxiert. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung hält diese Schätzung für viel zu niedrig. Insgesamt beliefen sich die Hurrikan-Kosten auf 600 Milliarden Dollar.
Berlin - Dieses hohe Summe falle in den USA für den Wiederaufbau der Infrastruktur, Krankheiten, Todesfälle und Schäden an Landwirtschaft und Umwelt an, teilte das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) heute in Berlin mit. Das mache fünf Prozent des Bruttosozialprodukts der USA aus, sagte DIW-Energieexpertin Claudia Kemfert.
Das US-Wachstum dürfte demnach durch den Wirbelsturm um 0,2 bis 0,4 Prozent schrumpfen. Der US-Kongress hatte die Kosten für den Wiederaufbau gestern auf bis zu 200 Milliarden Dollar geschätzt. Zudem hatten Experten errechnet, in den Südstaaten gingen durch den Hurrikan 400.000 Jobs verloren.
Quelle zu 2.:
08. September 2005 Spiegel-Online
US-Küste drohen weitere Monsterhurrikane Von Volker Mrasek
Auch nach "Katrina" bleibt der Bevölkerung im Südosten der USA nur angstvolle Erwartung. Das Land steckt mitten in der heftigsten jemals beobachteten Hurrikan-Saison. Und die wird noch wochenlang andauern. Meteorologen rechnen mit weiteren Monsterstürmen.
So wild wie in diesem Jahr war die Wetterküche im tropischen Atlantik nach den Daten der Beobachter noch nie. Schon braut sich das nächste mögliche Unheil über dem aufgewärmten Ozean zusammen.
Es ist kaum zehn Tage her, dass "Katrina" den Küstenstreifen der US-Bundesstaaten Louisiana und Mississippi verwüstete, da haben Meteorologen bereits die nächsten vier Tropenstürme und Hurrikane auf dem Schirm - in ihrer dem ABC folgenden Liste sind sie binnen kürzester Zeit bei "O" angelangt. Auf "Katrina" folgte zunächst unmittelbar der eher kraftlose, unbeständige "Lee". Doch jetzt rücken gleich drei Wirbel im Trio von Osten auf den nordamerikanischen Kontinent zu: "Maria", "Nate" und "Ophelia".
11 bis 14 weitere Tropenstürme stehen an
Die Lage nach den jüngsten Analysen der US-Wetterbehörde NOAA (National Oceanic and Atmospheric Administration): "Maria" und "Nate" haben sich soeben von tropischen Stürmen zu Hurrikans der Kategorie 1 entwickelt. "Maria" rotiert gegenwärtig rund 1.100 Kilometer nord-nordöstlich der Bermuda-Inseln, also ziemlich fernab der US-Küste. Der Abstand zu "Nate" ist mit rund 400 Kilometern schon wesentlich geringer. Unter akuter Beobachtung steht vor allem "Ophelia". Der Tiefdruckwirbel hat zwar vorerst nur Sturmstärke, doch er ist dem Land bereits ziemlich nahe: Sein Zentrum liegt laut der NOAA gerade mal 140 Kilometer östlich des Weltraumbahnhofs Cape Canaveral im US-Bundesstaat Florida.
Im Augenblick ist "Ophelia" relativ immobil und verharrt mangels starker Winde über dem Ozean in einer Art Lauerstellung. "Der Sturm könnte sich in den nächsten Tagen zu einem Hurrikan entwickeln und wäre dann eine Gefahr für die Südküste der USA", warnt Richard Pasch vom National Hurricane Center (NHC) der NOAA in Miami/Florida. "Nate" wiederum könne in den nächsten Tagen auf die Bermudas zulaufen. Von "Maria" sei dagegen nicht zu erwarten, dass sie irgendwo auf Land treffe.
Selbst wenn "Ophelia" und "Nate" am Ende gefahrlos abdrehen sollten - der nächste Monstersturm kommt bestimmt, "und die Menschen an der Küste beobachten die weitere Entwicklung mit großer Angst", sagt Pasch. Dafür gibt es auch einen guten Grund: Karibik und US-Südstaaten stecken mitten in der turbulentesten Hurrikan-Saison, die die Region nach den Aufzeichnungen der Meteorologen jemals erlebt hat. Schon im Mai und noch einmal Anfang August erläuterte der Direktor des Nationalen Wetterdienstes bei der NOAA, David Johnson, worauf sich die Bevölkerung einstellen muss: "Wir erwarten elf bis 14 zusätzliche Tropenstürme, von denen sich sieben bis neun zu Hurrikane entwickeln - und drei bis fünf davon könnten besonders stark werden."
Bei der US-Raumfahrtbehörde Nasa spricht man bereits von einer Hurrikan-Saison "fürs Geschichtsbuch". Juli und August 2005 waren Rekordmonate mit der höchsten jemals registrierten Starkwirbel-Aktivität über dem tropischen Atlantik: Stürme und Hurrikane erreichten ein Rekordniveau, sowohl nach ihrer Anzahl wie auch nach ihrer Wucht.
Unter dem Eindruck der "Katrina"-Katastrophe sind vorhergehende Fälle zwar schnell in Vergessenheit geraten. Doch es gab sie: Am 8. Juli fegte der Hurrikan "Dennis" mit Spitzengeschwindigkeiten bis zu 240 Kilometern pro Stunde über Kuba hinweg und richtete schwere Schäden an. Nur zehn Tage später traf "Emily" mit Tempo 225 auf Mexiko. Beide Hurrikans waren zeitweilig ähnlich stark wie "Katrina" in der vergangenen Woche. Einen so gewaltigen Hurrikan wie "Emily" hat die NOAA laut David Johnson "niemals zuvor in einem Juli beobachtet", und "Dennis" komme in der Statistik "gleich dahinter".
"Superbenzin für die Hurrikane"
Die Saison ist so ungewöhnlich, weil sich das Oberflächenwasser des tropischen Atlantik so stark erwärmt hat. 26 Grad Celsius sind nötig, damit Hurrikane überhaupt entstehen können. Ab diesem Schwellenwert verdunstet genügend Wasser, und Luft wird in so starkem Maße aufwärts bewegt, dass ein tropisches Tiefdruckgebiet zu einem rotierenden, stabilen Sturmwirbel mutiert.
Nach Angaben der NASA liegt die Wassertemperatur seit Juli aber um bis zu etwa 1,5 Grad Celsius über dem sonst üblichen Wert für diese Jahreszeit. "Das ist wie zusätzliches Superbenzin für die Hurrikane, die sich im September formen", weiß der Ozeanograph Bill Patzert vom Jet Propulsion Laboratory der NASA im kalifornischen Pasadena. September sei normalerweise der Monat mit den meisten atlantischen Hurrikane.
Auf "Katrina" könnten daher noch weitere Superstürme folgen. "Wie es aussieht, wird der Atlantik vorerst so warm bleiben, vielleicht sogar bis Mitte Oktober", sagt NOAA-Meteorologe Richard Pasch: "Wir wären alles andere als überrascht, wenn sich in dieser Zeit erneut starke Hurrikane bildeten." Das Potential dafür bleibe weiterhin groß. Doch ob die Wirbelstürme nach dem Vorbild von "Emily" und "Katrina" Kurs auf die nordamerikanische Südküste nehmen werden, könne niemand zum jetzigen Zeitpunkt sagen. "Wir können zwar die Entstehung von Hurrikans über dem Atlantik ganz gut vorhersagen", so Pasch, "doch unsere Techniken erlauben es nicht, die Zugbahn der Stürme genau zu erahnen."
Wohin ein Wirbel steuert, darüber entscheiden die Höhenwinde über dem Ozean. Bläst es kräftig von Ost nach West, dann drückt die Strömung einen Hurrikan Richtung USA, Mexiko und Karibik. So wie im Fall von "Katrina", als auch praktisch keine "Windscherung" existierte - Luftströmungen in verschiedene Richtungen und in unterschiedlichen Höhen, die einen Hurrikan zerzaust hätten, noch ehe er richtig entstanden wäre.
Nach dem Desaster von New Orleans dürfen Experten wie NHC-Direktor Max Mayfield nun immerhin davon ausgehen, dass ihre Warnungen im Falle eines neuerlich heraufziehenden Katastrophensturms ernstgenommen werden: "Wenn man sie auffordert, Ihr Haus zu verlassen, warten Sie nicht. Gehen Sie sofort!"
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