Die Baumarktkette Praktiker stemmt sich mit aller Kraft gegen den Abwärtssog, erste Märkte sind bereits auf die Marke Max Bahr umgestellt. Auch bei der Finanzierung macht Praktiker Fortschritte. Doch es bleiben viele Baustellen - und eine ungeklärte Führungsfrage. Hamburg - Praktiker hat stürmische Zeiten hinter sich, auf der Jahreshauptversammlung der Baumarktkette im Juli ging es hoch her: Die tiefroten Zahlen des Jahres 2011 führten zu einer gut zwölfstündigen Debatte mit wütenden Aktionären, heftigem Streit um das richtige Sanierungskonzept und einem Vorstandsvorsitzenden, der die Anwesenden mit dramatischen Worten einschwor: "Es geht um die Zukunft, oder noch konkreter: es geht ums Überleben", hatte Kay Hafner eindringlich gewarnt. Vergangenen Freitag, nur drei Monate nach seiner Ansage, reichte Hafner seine Kündigung ein. Entsprechend ist bis jetzt, Monate später, keine Ruhe eingekehrt, im Gegenteil: Nach einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" schrammte Praktiker noch Anfang Oktober nur knapp an der Insolvenz vorbei, weil ein Bankkredit ausgelaufen war. Erst ein neuer Kredit über 40 Millionen Euro sicherte vorerst den laufenden Betrieb. Auch in diesem Jahr macht das Unternehmen bislang weiter Verluste. So schrumpfte der Umsatz der bundesweit rund 230 Praktiker-Filialen in Deutschland in den ersten sechs Monaten des Jahres um 2,6 Prozent auf 760,9 Millionen Euro. Die etwa 80 Max Bahr-Filialen konnten leicht um 0,2 Prozent auf 360,6 Millionen Euro zulegen. Insgesamt machte Praktiker damit in der ersten Jahreshälfte einen Verlust von 38,6 Millionen Euro. Dabei ist der Gesamtumsatz der Branche in den vergangenen drei Jahren gestiegen, im Jahr 2011 lag er bei rund 18,7 Milliarden Euro. Den Markt teilen sich derzeit nach einer Untersuchung der Unternehmensberatung Gemaba aus Leverkusen etwa 20 Unternehmen und Gruppierungen. Praktiker betreibt zusammen mit den Max Bahr-Filialen insgesamt rund 310 Märkte. Damit liegt der Konzern deutlich hinter den Konkurrenten Obi, Toom oder Zeus/Hagebau, was die Zahl der Märkte betrifft. Die ersten umgeflaggen Märkte sind eröffnet Die Baumarktkette stemmt sich derzeit mit aller Kraft gegen die schlechten Zahlen und arbeitet ein Sanierungkonzept ab: Kern des Plans ist die Umflaggung von insgesamt 120 Praktiker-Filialen, die zu Max-Bahr Märkten werden sollen. Denn die Premiummarke des Konzerns läuft gut und schreibt schwarze Zahlen. Seit Ende September haben die ersten sieben umfunktionierten Baumärkte geöffnet. Auch bei der Finanzierung hat der Konzern Fortschritte gemacht. Zwei Investoren sichern die noch in diesem Jahr geplante Kapitalerhöhung zu zwei Dritteln ab, mit der Praktiker die Sanierung finanzieren will. Insgesamt hofft die Baumarktkette auf 60 Millionen Euro durch die Ausgabe neuer Aktien. Das Unternehmen nimmt so frisches Geld ein. Dirk Unrau von der Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) hält das für "einen Schritt in die richtige Richtung". Weiteres Geld will Praktiker durch Kredite akquirieren. Bislang gebe es aber keine klare Ansage, wie die verbleibende Finanzierungslücke geschlossen werden solle, sagt Unrau. Whitesmith Equity Investors des deutschen Finanziers Clemens Vedder und Donau Invest garantieren dem Unternehmen einen Mindesterlös von 40 Millionen Euro, sollten die neuen Aktien nicht regulär am Markt verkauft werden können. Dazu muss die Kapitalerhöhung noch in diesem Jahr stattfinden. 2. Teil: Schieflage bei Praktiker wurde lange verdeckt................. 3. Teil: Experiment mit ungewissem Ausgang.............................. 4. Teil: De Krassny: "Wir haben ein Jahr verloren"...................... http://www.manager-magazin.de/unternehmen/handel/...,860929-4,00.html |