Research in Motion wurde schon mehrfach beerdigt. Aber der Blackberry-Hersteller erweist sich als hartnäckig. Langsam ändert das Unternehmen seine Strategie und erweitert das Angebot. Kommt der Umschwung noch rechtzeitig? Hamburg - Absturz der Aktie, Verlust von Marktanteilen und keine Chance gegen die Konkurrenz - das sind die üblichen Schlagworte, die derzeit mit Research in Motion (RIM) in Verbindung gebracht werden. Dem Hersteller der Blackberry Smartphones geht es schlecht. Die Aktie verliert immer mehr an Wert. Erst kürzlich stützte sie binnen eines Tages um 20 Prozent ab. Verständlich, dass viele Investoren die Nerven verlieren. Die kanadische Investmentbank Jaguar fordert derzeit einen Verkauf des Unternehmens. Zumindest aber sollen die Patente versilbert werden - was einer Aufgabe des Geschäfts gleich kommt. Doch gerade hier - in den Patenten - schlummert noch viel Potential. Darum räumen Analysten Jaguar auch nur sehr geringe Chancen auf Erfolg ein. Gus Papageorgiou von Scotia Capital sieht die Chancen auf einen Verkauf bei nahezu null. "Aber RIM darf sich nicht weiterhin vorrangig auf die Geschäftsmänner als Kunden verlassen, wenn es wieder erfolgreich werden will", sagt Roman Friedrich, Telekommunikationsexperte der Unternehmensberatung Booz & Company. RIM müsse endlich aktiv den Konsummarkt erschließen. Analyst Papageorgiou sieht schon erste Schritte in diese Richtung. So verdoppelte RIM im Raum Europa, Mittlerer Osten und Afrika die Zahl seiner Marketingbeauftragten Viele der Neuen sind Experten für den Konsummarkt. Und bei Soft- und Hardware gibt es auch eine klare Richtung: Ein neuer Musik-Streaming-Service wurde geschaffen. Die App-World - RIMs Plattform für Apps - hat ein neues, freundlicheres Gesicht bekommen und Blackberry und Co. werden kompatibel zu Android Software. Die Zahl der angebotenen Applikationen steigt also sprunghaft an. Touchscreens gibt es jetzt auch im Blackberry. Außerdem brachte RIM mit dem Playbook ein eigenes Tablet auf den Markt. Der Verkauf läuft allerdings schleppend an. Innovation war bis jetzt RIMs Stärke Bestehende Ideen zu kopieren reicht eben nicht, meint Unternehmensberater Friedrich: "So wird RIM nicht überleben. Da muss Neues entstehen." Genau hier lag bis jetzt zum Glück RIMs Stärke. Immer wieder war das Unternehmen zu Innovationen in der Lage - genau darum hält es ja so viele wichtige Patente. Friedrich ist überzeugt: "Aus den Assets kann man noch viel rausholen." Und am Standort Bochum arbeiten erfahrene Ingenieure für RIM. Die hat das Unternehmen Nokia weggeschnappt, nachdem die Finnen dort ihre Produktion aufgaben. Mit ihnen baute RIM einen seiner wichtigsten Entwicklungsstandorte auf. Wenige Monate später kam aus Bochum das Blackberry Bold 9700. Es verkauft sich besser als jedes andere RIM-Gerät. Zusätzlich hat RIM auf den Märkten in Asien und Afrika einen entscheidenden Wettbewerbs-Vorteil, erklärt Gus Papageorgiou: Die Blackberry Smartphones bleiben dank der besonderen Architektur des BBM-Netzwerks immer in Kontakt mit RIMs Network Operating Centre. Das weiß also immer, wo sich das Smartphone gerade auf der Welt bewegt. Dadurch kann RIM Dienstleistungen anbieten, die speziell auf den Kunden zugeschnitten sind. In den asiatischen und afrikanischen Ländern haben die Kommunikationsunternehmen diese Fähigkeit genutzt, um im Voraus bezahlte SMS, E-Mail und Freiminuten-Angebote zu verkaufen. Der Vorteil in dieser Region: Die Konsumenten sind an Pre-Paid-Karten gewöhnt. Insgesamt sei RIM unterbewertet, meint Analyst Papageorgiou: "Das Unternehmen hat zwar aktuell ein paar Probleme - besonders das Playbook-Geschäft ist schlecht angelaufen - aber trotz der teilweise veralteten Geräte ist die Kundenzahl in letzter Zeit gewachsen." Hoffnung für erneutes Wachstum geben nach seiner Ansicht das attraktive BBM-Netzwerk und die Vorteile für Pre-Paid-Kunden. Am Ende sei RIM noch lange nicht. http://www.manager-magazin.de/unternehmen/it/0,2828,788917,00.html |