Die grundlegende Idee der Zahlungskanäle geht schon auf Satoshi Nakamoto zurück. Seine Implementierungsidee war jedoch nicht sicher. Es gab in den folgenden Jahren einige ähnliche Ideen, und Meni Rosenfeld beschrieb 2012 schon eine Konstruktion, die dem heutigen Lightning Network in vieler Hinsicht ähnelt.[4] Technische Komplikationen (etwa transaction malleability, die erst durch Segregated Witness behoben wurde) und fehlende Motivation – weil Bitcoin selbst noch wenig genutzt wurde – verhinderten jedoch lange entscheidende Fortschritte.
Als der Preis eines Bitcoins gegen Ende 2013 erstmals 1000 US-Dollarüberschritt, wurde deutlich, dass die Blockchain, welche dem Bitcoin-Netzwerk zu Grunde liegt, und die nicht beliebig viele Transaktionen pro Sekunde zulässt, ein Problem mit der Skalierbarkeit bekommen würde. Die Anzahl der Transaktionen war beschränkt durch die Blockgröße von 1 Megabyte, dem Speicherplatz, den eine Transaktion benötigt, und der Blockzeit von statistisch etwa zehn Minuten. Daraus ergibt sich, dass auf der Bitcoin-Blockchain weltweit nur ca. 7 Finanztransaktionen pro Sekunde durchgeführt werden konnten. Kreditkartenanbieter verarbeiten mit rund 40.000 Zahlungsvorgängen pro Sekunde deutlich mehr Transaktionen. Die Entwickler des Bitcoin-Protokolls waren sich einig, dass das Problem der Skalierbarkeit gelöst werden musste, damit Bitcoin tatsächlich die Geldfunktion eines Tauschmittelserfüllt und eine realistische Chance besteht, dass Bitcoin als Währung von Menschen akzeptiert wird.
Innerhalb der Bitcoin-Entwicklercommunity entstanden Diskussionen darüber, wie man das Skalierbarkeitsproblem des Bitcoin-Netzwerks lösen könnte. Als Lösungsvorschläge kursierten vor allem die Anhebung der Blockgröße, als auch die Einführung von Layer-2 Lösungen wie das Lightning Network. Die Mehrheit der Bitcoin-Entwickler bevorzugte das Lightning Network, während die Minderheitenfraktion sich zu Bitcoin Cash abspaltete und dort mit 32 Megabyte Blocks die Transaktionskapazität deutlich anhebt. Um die Entwicklung und Implementierung des Lightning-Netzwerks zu ermöglichen, benötigte man jedoch das Segregated-Witness-Update des Bitcoin-Protokolls. Dies war aufgrund der Dezentralität des Bitcoin-Netzwerks nur schwer zu erreichen, da sich die Community auf die Durchführung des Updates einigen musste.[5] Im August 2017 wurde durch einen Mechanismus im Bitcoin-Protokoll zur Konsensfindung deutlich, dass über 90 % der Bitcoin-Miningpower im Netzwerk das Update unterstützen. Diese Mehrheit reichte aus, um einen Softfork des Bitcoin-Protokolls durchzuführen.[6]
Unabhängig von dem Ausgang der Abstimmung, entstanden bereits im Jahr 2016 mehrere Projekte, die sich mit der Entwicklung des Lightning-Netzwerks als Open-Source-Software beschäftigten. Zum einen das Elements-Projekt, das Bitcoin Core und dem Unternehmen Blockstream nahe steht und mit c-lightning eine Implementierung in C entwickelt. Erste erfolgreiche Tests dieses Projektes führten Christian Decker und Rusty Russell bereits im Oktober 2016 durch.[7] Zum anderen die aktuell am weitesten fortgeschrittene Implementierung lnd der Firma Lightning Labs, die in der Sprache Goimplementiert ist. Außerdem entwickelt das französische Unternehmen ACINQeine Implementierung in Scala namens eclair, die unter anderem als Mobile-Wallet für Android-Geräte verfügbar ist.
Eine zentrale Rolle in der Entwicklung des Protokolls nimmt der australischeEntwickler Rusty Russell von der Firma Blockstream ein. Russell, der zuvor von Linus Torvalds als einer der stärksten Linux-Entwickler ausgezeichnet wurde, entwickelte auf Grundlage des White Papers einen RFC-Standard für das Lightning-Netzwerk.[8] Diesem Standard sollten sämtliche Implementierungen folgen.
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