BÖRSE ONLINE GPC Biotech landet psychologischen Big Point
Das Timing passt in eine Zeit, in der Biotechaktien langsam wieder ins Laufen kommen: GPC Biotech meldet, dass die Europäische Zulassungsbehörde EMEA einem neuen klinischen Kandidaten einen Sonderstatus eingeräumt hat.
Der monoklonare Antikörper mit dem Arbeitstitel 1D09C3 soll gegen B-Zell-Lymphom eingesetzt werden. Gegen diese Form von Lymphknotenkrebs soll er den so genannten Orphan Drug Status erhalten. Damit wird die Entwicklung von Medikamenten gefördert, die sich gegen seltene lebensbedrohende Krankheiten richten.
In der Praxis bedeutet das die Unterstützung von Kontrollen für die klinischen Studien durch die Behörde, aber auch geringere Gebühren, wenn der Zulassungsantrag für das Mittel eingereicht wird. Außerdem genießt der Wirkstoff für den Zeitraum von zehn Jahren eine exklusive Vermarktung. .
Seit Jahresanfang befindet sich der Antikörper, der das Absterben von Tumorzellen auslösen soll, in der ersten klinischen Phase. Phase-I-Studien mit monoklonaren Antikörper nehmen in der Regel einen Zeitraum von zwölf bis 24 Monaten in Anspruch. Dabei geht es darum, die Wirksamkeit der Dosis an Menschen zu demonstrieren, die sich in präklinischen Studien als sicher erwiesen hat.
Mit der stufenweisen Steigerung der Dosis sollen optimale Wirksamkeit und niedrige Nebenwirkungen aufeinander abgeglichen werden. Gelingt das, wird in der darauffolgenden Phase II mit einer größeren Zahl von Patienten die optimale Dosierung für genau definierte Wirksamkeitsziele getestet.
Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Medikament in Phase I tatsächlich den Sprung auf den Markt schafft, liegt bei zehn bis 15 Prozent. In der Börsenbewertung eines Unternehmens liegt ein solches Phase-I-Produkts daher quasi bei Null.
Dass der Aktienkurs von GPC Biotech auf die heutige Meldung den zu Wochenbeginn gestarteten Aufwärtstrend fortsetzt, ist eher psychologischer Natur: Für die Investoren wird sichtbar, dass die Company neben Satraplatin gegen hormon-resistenten Proststakrebs ein weiteres aussichtsreiches Projekt im Labor hat.
Die Aktie bleibt kaufenswert und eine Spekulation auf den Erfolg von Satraplatin.
Trotzdem hängt der Börsenwert von GPC Biotech weiter an Satraplatin. Vorstandschef Bernd Seizinger beziffert die jährlichen Spitzenumsätze (Peak Sales) für Satraplatin auf 500 Millionen Dollar, sollte das Mittel auch gegen andere Krebsarten wie Lungenkarzinome zugelassen werden.
Erste Zwischenergebnisse aus den zulassungsrelevanten Tests gegen Prostatakrebs sollen noch bis Jahresende präsentiert werden. Satraplatin fällt in die Klasse der Platin-Analoge: Diese Gattung unter den Krebstherapien hat ihre Wirksamkeit bereits gezeigt, was aber natürlich nicht heißt, dass das Ausfallrisiko für Satraplatin ganz wegfällt.
Die Entwicklung im ersten Quartal spiegelt den Endspurt vor der Entscheidung mit Satraplatin wieder. Die Forschungs- und Entwicklungsausgeben stiegen gegenüber dem Vorjahr von 8,7 Millionen auf 11,2 Millionen Euro. Der Nettoverlust erhöhte sich deutlich auf 12,5 Millionen Euro oder 43 Cent je Aktie. Mit 131 Millionen Euro an liquiden Mitteln und veräußerbaren Wertpapieren hat GPC aber genug "Stoff", um Satraplatin bis 2007 zur geplanten Marktzulassung zu bringen.
Die Aktie ist eine für Newcomer im Biotech-Sektor typische Investment-Story, die auf den Durchbruch eines Medikaments setzt. Dementsprechend groß ist die Volatilität. Wer auf dem jetzigen Niveau einsteigt, sollte sich bei einem Erfolg von Satraplatin auf Jahresfrist über deutlich zweistellige Kursregionen freuen.
Empfehlung: KAUFEN Kurs am 2. Juni: 9,60 Euro Stoppkurs: 7,80 Euro Kurs am X. Dezember XX.- Euro |