Financial Times Deutschland Imagedesaster: Generalstaatsanwalt verklagt UBS Freitag 25. Juli 2008, 12:13 Uhr Für die UBS (Virt-X: UBSN.VX - Nachrichten) kommt es ganz dicke. Nicht nur wurden die Schweizer von europäischen Großbanken am heftigsten gebeutelt - die Abschreibungen beliefen sich auf fast 40 Mrd. $, die Verluste auf rund 20 Mrd. $ -, es gibt jetzt auch Ärger mit dem New Yorker Generalstaatsanwalt Andrew Cuomo. Der Nachfolger von Eliot Spitzer verklagte das Kreditinstitut "wegen falscher Anlageberatung und Wertpapierbetrugs in mehrstelliger Milliardenhöhe". Dabei geht es um sogenannte Auction Rate Securities (ARS). Cuomo Anzeige fordert die Rückzahlung aller Gewinne aus diesem Geschäftsfeld. Eine UBS-Sprecherin kündigte an, sich dagegen "mit allen Mitteln zu wehren". An der Börse sorgte die Nachricht für Verstimmung: Die UBS-Aktie stürzte am Freitag um mehr als sieben Prozent.
ARS-Bonds sind Anleihen mit 20 bis 30 Jahren Laufzeit, für die amerikanische Kommunen aber nur geldmarktübliche Zinsen zahlen mussten. Bei dem Auktionssystem wurden die Zinsen in kurzen Abständen neu festgelegt. Ausstiegswillige Anleger konnten zu diesen Terminen vor der Krise problemlos verkaufen, weil im Notfall Investmentbanken als Käufer einsprangen - aber nur bis zur Finanzkrise. Die Folge: Inhaber der Papiere bleiben seit Februar auf ihren ARS-Bonds bis zur nächsten Auktion sitzen. Als Entschädigung steigt der Zins auf den bei der Emission festgelegten Höchstsatz.
UBS verkaufte Papiere - Kunden durften aber nicht
Wegen des Kollapses des ARS-Marktes sieht sich die UBS gleich mit mehreren Klagen konfrontiert. Die Bundesstaaten Massachusetts und Texas haben ähnliche juristische Schritte eingeleitet. Auch gegen andere Banken wird ermittelt: So werden auch die Praktiken von Merrill Lynch (NYSE: MER - Nachrichten) und Citigroup (ASFZ.PK - Nachrichten) untersucht. Vergangene Woche durchsuchten Ermittler aus zehn Bundesstaaten die Büroräume der Bank Wachovia. Der Vorwurf an die Finanzinstitute lautet: Weil sie die Auktionen nicht mehr unterstützten, konnten Investoren nicht länger verkaufen und mussten den ARS-Bestand in ihren Büchern abschreiben. Die Emittenten wiederum mussten höhere Zinszahlungen leisten.
Cuomo geht mit seiner Klage gegen die UBS aber laut dem "Wall Street Journal" über die bisherigen Vorwürfe hinaus. So behauptet der Generalstaatsanwalt, dass mehrere hochrangigere UBS-Mitarbeiter rund 21 Mio. $ an ARS-Papieren verkauften, während die 50.000 UBS-Kunden auf einem Bestand von 37 Mrd. $ sitzen blieben. Eine UBS-Sprecherin wehrte sich gegen die Vorwürfe: "Wir gehen nicht davon aus, dass Mitarbeiter etwas Illegales getan haben." Sie räumte aber ein, dass in einigen Fällen Mitarbeiter "bedauernswerte Entscheidungen" getroffen hätten, und man deshalb über disziplinarische Maßnahmen nachdenke.
Kommunen kehren ARS-Markt den Rücken
Da der ARS-Markt als Finanzquelle versiegt ist, kehren immer mehr Städte, kommunale Betriebe oder Behörden in den USA dem einst so beliebten Auktionssystem den Rücken und leihen sich anderweitig Geld. So haben zum Beispiel die Schulen in Palm Beach County im US-Bundesstaat Florida 116 Mio. $ in festverzinste Bonds umgeschuldet. Die Hafenbetreibergesellschaft Port Authority of New York and New Jersey sowie die Bundesstaaten Wisconsin und Kalifornien hatten ähnliche Schritte angekündigt.
Insgesamt haben kommunale Emittenten bereits rund die Hälfte aller ausstehenden ARS-Anleihen zurückgekauft oder umgeschuldet. Geschlossene Fonds, die ebenfalls ARS-Anleihen begeben haben, haben sogar zwei Drittel aller Bonds wieder erworben, heißt es in Branchenkreisen. Zuletzt hatte mit der Investmentgesellschaft Eaton Vance einer der größten Emittenten von ARS-Anleihen Bonds im Umfang von rund 300 Mio. $ zurückgekauft. |