TecDax- Kandidaten: Adva Aixtron AT&S BB Biotech Drägerwerk Vz. Elmos Epcos Evotec FJA Funkwerk GPC Biotech IDS Scheer Intershop Ixos Jenoptik Kontron Lion Bioscience Medigene Micronas Mobilcom Morphosys Nordex Pfeiffer Vacuum Plambeck Qiagen Repower SAP SI SCM Microsys. Singulus Software AG Suess Microtec Teleplan T-Online Wedeco
www.sam-investor.de Am Dienstag, den 11. Februar 2003, beginnen die letzten Vorbereitungen für das Ende der einen und den Beginn einer neuen Ära an der deutschen Börse. Der Arbeitskreis Aktienindizes tritt an diesem Tag zusammen und wird über die Zusammensetzung des neuen Aktienindex TecDax entscheiden - und damit das Ende des Neuen Marktes endgültig besiegeln. Zwar erhält das einstige Paradesegment der deutschen Börse noch eine Gnadenfrist bis Jahresende - der Nemax50 wird aufgrund seiner Funktion als Basiswert für verschiedene Optionsscheine und andere derivative Finanzinstrumente noch bis Ende 2003 berechnet - allerdings kann man davon ausgehen, dass sich Börsianer geradezu auf den neuen Hightech-Index stürzen werden. Für die Vermarktungsmaschinen der Banken ist der neugeschaffene TecDax ein gefundenes Fressen, lässt sich doch damit das Desaster namens Neuer Markt endgültig ad acta legen. Dabei ist so viel gar nicht neu an den Regelungen. Um in den TecDax zu kommen, bedarf es einer Notierung im Prime Standard. Was sich herausgehoben anhört, ist es im Vergleich zum Neuen Markt gar nicht: Alle Aktien, die am Neuen Markt notiert waren, erfüllen auch die Bedingungen für den Prime Standard. “Alter Wein in neuen Schläuchen”, lästern daher auch einige. “Alter Wein in neuen Schläuchen” Die “Qualitätskriterien” für eine Aufnahme in den Prime Standard sind altbekannt: Quartalsberichte, Bilanzierung nach einem internationalen Rechnungslegungs-Standard, mindestens einmal jährlich eine Analystenkonferenz, Veröffentlichung eines Unternehmenskalenders, etc. Ob das reicht, zukünftig den gewollten Qualitätsstandard zu erreichen, darf nach den Erfahrungen am Neuen Markt getrost bezweifelt werden. Und dennoch - auch wenn viele Regelungen beim Alten bleiben - wird vieles neu sein an der Börse: Während der Dax bleibt, wie er ist, wird der MDax von derzeit 70 auf 50 Werte abgespeckt. Neu hinzu kommt der TecDax als “Quasi-Nachfolger” des Nemax50, der allerdings noch bis zum 31.12.2004 weiter berechnet wird. Der TecDax wird die 30 Technologie-Werte umfassen, die nach Markkapitalisierung und Umsatz die sogenannte 35/35- Regel erfüllen. Zur Aufnahme muss ein Unternehmen also als wichtiges Kriterium entweder zu den 35 umsatzstärksten Titeln gehören oder zu den 35 größten, gemessen an der Marktkapitalisierung - oder besser noch beide Kriterien erfüllen. Wird bereits ein Kriterium nicht erfüllt, droht der Austausch gegen eine andere Aktie. Turnusmäßig wird sowohl im März, als auch im September über die Index-Zusammensetzung entschieden. Sofort aus dem Index geworfen werden kann ein Unternehmen, wenn es die 45/45-Regel verletzt - die sogenannte “Fast-Exit”-Regelung. Anleger sind gut beraten, auch bei TecDax-Kandidaten genauer hinzusehen und fundamentale Bilanz-Daten wie Gewinn und Umsatzwachstum, Cash-Flow oder Ausstattung mit Liquidität genauer zu betrachten. Nicht weniger als 30 Prozent der TecDax-Kandidaten wird das angelaufene Geschäftsjahr nach derzeitigen Analysten- Konsensschätzungen im Verlust abschließen (siehe Tabelle auf Seite 8). Bei einigen Werten ist die Gewinnschwelle gerade erst erreicht, das Plus ist mehr eine “schwarze Null”. Andere Werte wiederum zeigen sich auch in der Wirtschaftskrise hoch profitabel - und dennoch auf fundamental niedrig bewertetem Niveau - oder notieren unter Buchwert. Die Suche nach letzteren Vertretern sollte also Vorrang haben statt einer indexorientierten Anlagestrategie. Suche nach unterbewerteten Aktien Deutlich überbewertet erscheint dabei kaum einer der Kandidaten. Die KGVs auf Basis der diesjährigen Gewinne bewegen sich im Regelfall zwischen 9 und 16, was kaum als Spekulationsblase angesehen werden kann - eher als Normalmaß und damit vertretbar. Auffällig ist, dass alle Kandidaten aus dem Bereich regenerative Energie beim KGV deutlich unter Normalmaß liegen. Dies lässt zwei Schlussfolgerungen zu: Entweder übertreibt die Börse kräftig nach unten - oder die Aktien stehen vor negativen Gewinnüberraschungen. Bei einem Teil dürfte es eher letzteres sein: Plambeck zum Beispiel wird die Gewinnziele für 2002 nicht erreichen können. Abzuwarten bleibt, wie sich dies auf die Schätzungen für das angelaufene Geschäftsjahr auswirkt. Auch die Ausreißer nach oben lasen sich an einer Hand abzählen, zumal bis auf Adva große Ausreißer nicht dabei sind. SCM Microsystems hat mit einem KGV von 18 auf Basis der Schätzungen für 2003 das zweithöchste KGV, gefolgt von Qiagen und SAP SI mit einem KGV von jeweils 17. Angesichts der Wachstumsdynamik, die in den Werten steckt, sollte auch dies nicht als überteuert angesehen werden. Bei einigen Werten zeigt sich, dass die Börse im Rahmen des Crashs der vergangenen drei Jahre nach unten übertrieben hat. Reparaturdienstleister Teleplan ist einer dieser Kandidaten für einen deutlicheren Rebound. Das Unternehmen hilft seinen Kunden, Kosten zu sparen mittels Outsourcing-Diensten - ein Service, der vor allem in der jetzigen Zeit, wo viele Unternehmen wieder zunehmend auf ihre Kostenbasis gucken müssen, ankommen sollte. Daher ist damit zu rechnen, dass auch das Geschäft von Teleplan wieder deutlich anziehen wird, sobald sich die Konjunktur verbessert. Zeiten, wo man dann an der Börse die Aktie zum siebenfachen des Gewinnes bekommt, sollten dann vorbei sein.
Gruß Pichel |