@ Grisu007a - "sollten sich mal die Zuckerproduktion anschauen...insbesondere das sogenannte Auslaugen und Ausfällen von nichtlöslichen Fremdstoffen ...": Das "Auslaugen" der Zuckerrübenschnitzel oder "Extrahieren" des Zuckers erfolgt mit heißem WASSER im Gegenstrom. Untern kommen die Schnitzel in den Extraktionsturm rein, oben verlassen sie diesen. Das Wasser strömt von oben nach unten durch den Turm und reichert sich mit Zuckersaft an, wobei die Schnitzel ausgelaugt (d. h. hier lediglich: entzuckert) werden. Zwar nur bei ca. 72 °C, aber dem der Hausfrau bekannten Dampfentsaften irgendwie ähnlich. Das Dampfentsaften ist übrigens auch eine Art des "Auslaugens" (von Obst zwecks Saftgewinnung) und bekanntlich kein chemischer Prozeß. Der Prozeß des "Auslaugens" hat nichts mit chemischen Laugen aus irgendwelchen ätzenden Chemikalien gemeinsam! Ansonsten könnten die entzuckerten ("ausgelaugten") Schnitzel nicht verfüttert werden!!! Der gewonnene Zuckersaft, welcher als "Rohsaft" bezeichnet wird, muß aber von biologischen "Verunreinigungen", welche alle aus dem Zellsaft der Rüben stammen(!!!), gereinigt werden. Andernfalls könnte man aus dem gewonnenen Rohsaft bestenfalls eine Art "Rübensirup" herstellen, allerdings dunkler und weniger wohlschmeckend, als aus dem Handel bekannt. Die o. g. "Verunreinigungen" oder "Nichtzuckerstoffe" sind in der Mehrzahl organische Verbindungen aus dem Lebensprozeß der Zuckerrübe, aber auch Spurenelemente und Umweltverunreinigungen, welche das spätere Auskristallisieren eines weißen, reinen Zuckers aus dem eingedickten Zuckersaft verhindern würden.
Die "chemische (???) Reinigung" ("Saftreinigung") erfolgt mit profanem Kalkstein (CaCO3). Es werden ca. 2% auf Rübenmenge benötigt. Dieser wird thermisch im Kalkschachtofen in CaO und CO2 zerlegt. Das CaO (Branntkalk) wird mit Wasser gelöscht, wobei "Kalkmilch" (eine Ca(OH)2-Suspension entsteht), die dem Rohsaft zugesetzt wird. Danach wird das bei der thermischen Spaltung des Kalksteins gewonnene Kohlendioxid (CO2) in den gekalkten Saft eingeblasen, wodurch wiederum CaCO3 entsteht, allerdings nicht als Kalkstein, sondern als feiner Schlamm, welcher beim "Ausfällen" ca. 1/3 der Nichtzuckerstoffe, besonders die problematischen hochmolekularen Verbindungen aus dem Zellsaft, in der Mehrzahl mechanisch an sich bindet. Dieser chemisch fast neutrale Schlamm wird dann als "Carbokalk" abgetrennt (durch Sedimentation oder Filtration) und eignet sich hervorragend als biologisch unbedenklicher Dünger für saure Böden. Der wichtigste "Reinigungsprozeß" bei der Zuckergewinnung aber ist das Auskristallisieren der Saccharose, d. h. das Erzeugen der Zuckerkristalle. Dabei wird, vereinfacht gesagt, durch Verdampfen des Wassers der gereinigte Zuckersaft solange zu Sirup eingedickt, bis dieser so weit mit Zucker übersättigt ist, daß Kristalle wachsen. Diese müssen, damit es Weißzucker ist, zu min. 99,75% aus Saccharose bestehen. Mittels Zentrifugen werden die entstandenen Zuckerkristalle vom entzuckertem Sirup abgetrennt. Die während der "Saftreinigung" nicht abgetrennten Nichtzuckerstoffe (Verunreinigungen) verbleiben mit einem Rest der Saccharose im Sirup und bilden die "Melasse". Diese kann z. B. als Komponente bei der Tierfutter-Produktion oder zur Alkohol- bzw. Hefeherstellung verwendet werden. Wer eine Möglichkeit findet, Zucker aus Zuckerrüben (ist bei Zuckerrohr ähnlich) mit einem anderen, "weniger chemischen", aber in etwa ebendso effizienten Verfahren zu gewinnen, dem wird garantiert ein Nobelpreis verliehen!  Dem Herrn Dr. Kienle von der Uni Hohenheim wende ich mich später zu ...  |