Bekanntlich handelt es sich bei einer Gewinnwarnung um Mitteilungen, die eine AG machen muss, wenn Ereignisse eintreten, die in irgend einer "absehbaren" Form Einfluss auf die angeblich "erwarteten" Gewinne (= Überschüsse ?) haben. Wir wissen alle, dass damit im Wesentlichen den gesetzlichen Vorgaben nachgekommen wird. Welche konkrete Auswirkungen ein Ereignis tatsächlich auf den späteren Gewinn hat, ist völlig unabsehbar - und zwar für alle! Es geht schließlich um Prognosen, und die sind schwierig, vor allem, wenn sie sich auf die Zukunft beziehen. Wie wir alle wissen, gibt es keinerlei "verlässliche" Korrelation zwischen dem Gewinnverlauf einer AG und dem Kursverlauf und es lässt sich eigentlich NIE ermitteln, welche Veränderung eines Einflussfaktors (z. B. Ertragsänderungen, politisches Umfeld, Stimmung, ...) für eine Kursveränderung "vrantwortlich" oder sogar "ursächlich" wäre. Warum reden wir denn dauernd von den Marktirren? Doch wohl genau deshalb, d. h. weil viele Kursreaktionen (genauer: Reaktionen der Marktteilnehmer) völlig irrational sind.
Darüber hinaus sollte man doch auch die jeweils aktuellen relevanten Kennzahlen genauer betrachten. Vergleichen wir doch mal Siemens Energy (KGV = 105) mit PAH (KGV = 2,76), also den Dax-Wert mit größtem bzw. kleinstem KGV. S.E. braucht keine Gewinnwarnung machen, weil sie - etwas salopp formuliert - sowieso nie Gewinn machen und auch keine für eine Dividendenzahlung verwendbare Überschüsse haben. PAH macht eine Gewinnwarnung, "weil der Gewinn pro Aktie von früher 18 EUR auf nun voraussichtlich 9 EUR halbiert wird"?? (beide Zahlen sind absichtlich gerundet und geschätzt). Wenn jetzt eine PAH-Aktie 180 EUR kosten würde, dann wäre es wohl angebracht, einen Gewinneinbruch bzw. eine sehr magere Kapitalrendite zu "beweinen" und die Kapitalanleger "zu warnen". Tatsächlich kostet eine PAH-Aktie aber weniger als 38 EUR. Selbst wenn von den 9 EUR Gewinn nur ca. 42% ausgeschüttet würde (also 3,80 EUR), dann ergäbe sich Dividendenrendite, d. h. eine Verzinsung von 10%. Was soll da eine Warnung? Die Zukunft ist ohnehin ungewiss - diese Tatsache sollte jedem bewusst sein. Und ohne Zweifel machen Unternehmen wie MBG, VW, PAH, ... Gewinn. Man vergleiche einmal die Dividenden und zugehörigen Aktienkurse über den Verlauf der Jahre: Jahrelang lag der Kurs von MBG immer zwischen irgendwo 60 und 72 EUR. Bei diesen Preisen gab es Dividenden von deutlich unter 3 EUR. Man stellt man bei diesem Rückblick fest, dass die Auto-Aktionäre über viele Jahre mit Dividendenrenditen von von z. T. deutlich unter 5% sehr zufrieden waren, denn sonst wären die Kurse viel niedriger gewesen. "Heutzutage" gibt es 4,30 EUR oder sogar 5,30 EUR Dividende, obwohl der Kurs seit vielen Jahren (genauer: mit Ausnahme des Corona-Lochs seit über 10 Jahren) immer zwischen 50 und 75 EUR schwankt. Die Dividendenrendite liegt also zwischen 5,7% und 8,6% - je nach persönlichem Einstiegszeitpunkt. Wenn man unter solchen Rahmenbedingungen über "eingebrochene" oder "einbrechende" Gewinne "jammert" dann kann ich so etwas nur als "maßlose Gier" bezeichnen oder die entsprechenden Leute einfach als "Irre" abtun.
Wenn mir VW über 6 EUR Dividende auszahlt und wenn mir MBG über 4 EUR Dividende auszahlt, dann dürfen beide Unternehmen so viele "Gewinnwarnungen" aussprechen wie sie wollen - von mir aus täglich. Ich bin auf jeden Fall mit Ertragsrenditen von über 6% (VW) bzw. von über 7,5% (MBG) mehr als zufrieden! |