Vor einer Woche las ich in Die Zeit einen interessanten Artikel, warum Umweltschützer für die Elbvertiefung sein müssen. Der war zu dem Zeitpunkt jedoch online noch nicht zugänglich, aber nun kann man ihn nachlesen. Da stehen einem die Haare zu Berge, wenn man liest, dass die Blockierer sich überhaupt keine Gedanken darüber gemacht haben, was mit unserer Umwelt passiert, wenn die Elbvertiefung NICHT kommt!
http://www.zeit.de/2014/40/schifffahrt-umweltschutz-elbe
Warum Umweltschützer für die Elbvertiefung sein müssen. Und warum Grüne das nicht wissen wollen. von Frank Drieschner
Eine Woche noch. In einer Woche entscheidet das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig, ob das Land Hamburg die Elbe ausbaggern darf, um Platz für die großen Containerschiffe zu schaffen. Oder ob das Vorhaben verboten wird, weil es Elbschnäpel und Schierlingsfenchel gefährdet. Wirtschaft oder Umweltschutz, buddeln oder fließen lassen, so streitet Hamburg seit Jahrzehnten. Muss man ausgerechnet jetzt, da dieser Streit endlich vor Gericht entschieden wird, diese Front noch einmal besichtigen? Eigentlich nicht.
Wir hätten da bloß noch eine Frage: Was würde es eigentlich für die Umwelt bedeuten, wenn die Elbe nicht vertieft wird?
Seltsame Frage, könnte man meinen. Wissen Wirtschaftsvertreter wie Umweltschützer nicht seit Jahrzehnten, wo sie zu stehen haben? Im Fall der Ökos allerdings ist das nicht selbstverständlich. Gewöhnlich geht es ihnen darum, möglichst viel Straßenverkehr auf weniger umweltschädliche Verkehrsmittel zu verlagern. Dies ist eines der wichtigsten Prinzipien grüner Politik, gerade in Hamburg: Stadtbahn statt Auto! Im Güterverkehr aber ist das Containerschiff nun einmal das umweltfreundlichste Transportmittel. Und von den großen Häfen an der Nordseeküste liegt Hamburg am weitesten östlich und hat zudem gute Bahnverbindungen nach Süddeutschland, Österreich und Tschechien. Wenn man den Schiffen den Weg verbaut, führt das nicht zu mehr Lkw-Verkehr?
Nach einer Debatte von gut zwanzig Jahren sollte man zu diesem Thema eine Fülle von Rechnungen, von Gutachten und Gegengutachten erwarten können. Frage an die Hamburger Grünen: Könnte man das bitte mal nachlesen? Zur Antwort kommen erst einige Tausend Seiten über Elbschnäpel, Schierlingswasserfenchel und Co. Dann kommt nichts mehr.
Frage an den Nabu, den vom ehemaligen Umweltsenator Alexander Porschke geleiteten Naturschutzbund, der zu den Klägern gegen die Elbvertiefung zählt: Was gibt es an Verkehrsberechnungen? Antwort: So etwas gibt es nicht.
Frage an Christian Maaß, den ehemaligen Umweltstaatsrat der schwarz-grünen Landesregierung, der inzwischen den kleinen Öko-Thinktank Hamburg-Institut leitet: Wurde je untersucht, welche ökologischen Folgen ein Verzicht auf die Elbvertiefung für den Güterverkehr hätte? Antwort: "So etwas ist mir nie untergekommen."
Bei diesem Stand der Dinge muss man sich ein wenig wundern. Der Hamburger Hafen ist einer der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte Europas.
Aneinandergereiht würden die 9,3 Millionen Container, die hier im Laufe eines Jahres umgeschlagen werden, leicht den Äquator umspannen. Über Land reisen sie weiter nach Polen, Tschechien, sogar nach Norditalien. Es liegt auf der Hand, dass jeder Eingriff in diese mächtigen Warenströme erhebliche Folgen für die Umwelt hätte. Welchen Weg nimmt ein Container, wenn er nicht mehr in Hamburg angelandet würde, sondern, sagen wir, in Rotterdam? Wie reist er weiter: halbwegs umweltfreundlich mit der Bahn oder einem Binnenschiff – oder per Lastwagen? Natürlich muss niemand beliebige ökologische Schäden in Kauf nehmen, nur um diese Handelsgüter auf möglichst kurzen Wegen durch Europa zu leiten. Aber man sollte annehmen, dass Umweltpolitiker wissen, was sie tun, wenn sie an einem der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte Europas ausgerechnet den umweltfreundlichen Schiffsverkehr in seiner Entwicklung beschränken.
Um einen Befund vorwegzunehmen: Sie wissen es nicht. Und es interessiert sie auch nicht sonderlich.
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Was geschieht, wenn die Elbe nicht ausgebaggert wird?
http://www.zeit.de/2014/40/schifffahrt-umweltschutz-elbe/seite-2
Im Lager der Hafenwirtschaft kursieren grauenhafte Visionen des Niedergangs. Hamburg werde "zu einem Hafen zweiter oder dritter Klasse" verkommen, prophezeit eine Broschüre. Die ZEIT hat eine eigene Ökobilanz für den Güterverkehr erstellt. Es ist keine verkehrswissenschaftliche Untersuchung, nur eine grobe Überschlagsrechnung: Hamburg im Jahr 2025, ohne Elbvertiefung. Und es ist eine optimistische Betrachtung. Fast alles bleibt, wie es ist, nur einige Nebenströme des europäischen Güterverkehrs wachsen etwas schneller, als sie es mit Elbvertiefung täten.
Die Folgen wären erheblich: Ungefähr eine halbe Million Tonnen CO₂ pro Jahr zusätzlich, das entspräche ungefähr drei Milliarden Kilometern zusätzlicher Autofahrten. So viele Stadtbahnen könnte selbst eine grüne Landesregierung nicht bauen, dass dieser Schaden für das Klima je ausgeglichen würde. Seltsam, so gesehen, dass im Ökolager nie jemand genau wissen wollte, was es heißen würde, auf die Elbvertiefung zu verzichten.
Es gibt Fragen, in denen sich die Umweltschützer nicht mit Plausibilitätsbetrachtungen begnügen. Mit liebevoller Detailversessenheit widmen sich die Grünen zum Beispiel den "Strömungsgeschwindigkeiten in den Seitenräumen und Nebenelben": Seien diese auch wirklich mittels eines "dreidimensionalen hydronumerischen Modells" berechnet worden, wollte die Bundestagsfraktion von der Regierung wissen (Antwort: Ja). Natürlich kann man den Strömungswirbeln in Nebenflüssen nicht genug Aufmerksamkeit schenken – aber steht das nicht in seltsamem Gegensatz zu der frohgemuten Gleichgültigkeit, mit der die Grünen sich daranmachen, gestützt auf ein paar "Plausibilitätsbetrachtungen", Verkehrsströme in halb Europa umzuleiten?
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AUA AUA !!!!!!!
----------- An der Börse ist alles möglich, auch das Gegenteil. André Kostolany
MfG Palaimon |