Umschlagbilanz des Hamburger Hafen Wenn China hüstelt, hat Hamburg die Grippevon Axel Granzow Der Rückgang des internationalen Containerverkehrs zur See hat in der Umschlagbilanz des Hamburger Hafens erste Spuren hinterlassen. Nach zweistelligen Zuwachsraten im Vorjahr muss sich der Hafen nun mit 3,8 Prozent Wachstum zufriedengeben. Vor allem die große Abhängigkeit vom Handel mit China schlug sich negativ zu Buche. DÜSSELDORF. Das Wachstum fällt mit 3,8 Prozent auf fünf Millionen TEU (20-Fuß-Standardcontainer) deutlich niedriger aus als im Vorjahr. Damals erzielte der Hafen noch zweistellige Zuwachsraten. Erstmals offenbart sich in diesem Jahr die große Abhängigkeit des Hafens vom Handel mit China. „Hüstelt China, bekommt Hamburg die Grippe“, sagen Branchenexperten angesichts der Abschwächung des Exportwachstums. Aus China stammt jeder Dritte in Hamburg umgeschlagene Container. Hamburg schneidet damit im Containerumschlag schlechter ab als die Wettbewerbshäfen, insbesondere die niederländischen Umschlagplätze Rotterdam und Antwerpen. Die spüren zwar auch einen Rückgang, sind aber noch mit einem blauen Auge davon gekommen. Laut Hafen Hamburg Marketing (HHM) haben sie im Durchschnitt etwa sieben Prozent zugelegt, im Vorjahr waren die Zuwachsraten noch zweistellig. Vergleichsweise besser hat sich auch der Containerumschlag des führenden der beiden großen Hafenbetreiber in der Hansestadt entwickelt, der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA). „Wir haben im ersten Halbjahr ein Plus von 7,3 Prozent auf 3,7 Millionen TEU verzeichnet“, sagte eine Sprecherin des Unternehmens. Allerdings belief sich das Plus im vergleichbaren Vorjahreszeitraum noch auf 13,6 Prozent. An der starken Abschwächung in Hamburg ist vor allem einer Schuld: Die Nummer zwei der Umschlaggesellschaften, Eurogate. Denn das schwächelnde China-Geschäft hat Eurogate in Hamburg deutlich stärker getroffen als den Konkurrenten. „Wir haben im ersten Halbjahr ein Minus von 3,7 Prozent auf 1,4 Millionen TEU verzeichnet“, sagte ein Sprecherin. Im Vorjahr wurden ebenfalls noch zweistellige Zuwachsraten gemeldet. Die Schiffe aus China seien nicht voll beladen gewesen, so die Sprecherin. Allerdings ist Eurogate auch noch in Bremerhaven tätig – zum Glück für das Unternehmen. Dort registrierte Eurogate ein Plus von 15,8 Prozent auf 2,7 Millionen TEU. Die Abhängigkeit vom Chinageschäft ist dort deutlich geringer. Trotz des Einbruchs und der drastisch vor Augen geführten Abhängigkeit ist von Bescheidenheit in Hamburg keine Rede. Wirtschaftssenator Axel Gedaschko (CDU) sieht jedenfalls keinen Grund, von den Ausbau-Plänen abzurücken. Der Senat werde wie versprochen den gesamten Erlös aus dem Börsengang der HHLA von einer Mrd. Euro in den Hafen investieren, um zum Beispiel die Vertiefung der Elbe und den Ausbau der Terminals zu realisieren. Denn auch wenn das erste Halbjahr kein zweistelliges Wachstum brachte, bleibe doch festzuhalten, dass auf den Containerterminals mehr umgeschlagen worden sei als im Vorjahr, verbreitet HHM-Vorstand Claudia Roller Optimismus. Sie beziffert den Umschlag Hamburgs mit China auf 1,6 Mill. TEU, ein Plus von 4,8 Prozent. Roller begründete die Verlangsamung des Wachstums vor allem mit der Streichung der Steuerrückerstattung beim Export vieler Warenarten in China. Hinzu komme die Neuregelung des Arbeitsvertragsrechts, die zu steigenden Lohnnebenkosten und bereits zu ersten Produktionsverlagerungen geführt habe. Als weitere Argumente führte sie auch den harten Winter, die Überflutungen in Guangdong, das Erdbeben in Sichuan sowie auch die Vorbereitungen zu den Olympischen Spielen an. Erst dann nennt sie auch die weltwirtschaftlichen Folgen stark gestiegener Energiepreise, die schwache Konjunktur in den USA sowie den starken Euro. Es habe sich vieles verändert in den Handelsströmen, meinte Roller. Stark zugelegt habe der Containerverkehr mit Indien, dem Persischen Golf und Amerika. Angesichts der Dominanz des China-Verkehrs falle dessen bescheidener Zuwachs trotzdem am stärksten ins Gewicht. Denn allein der China-Zuwachs im ersten Halbjahr entspreche dem gesamten Containerverkehr mit Nordamerika. Wie entscheidend Wechelkursänderungen im Außenhandel sind, zeigt der Einbruch des Finnland-Verkehrs mit minus 13 Prozent. Denn inzwischen ist es billiger, Papier aus Nordamerika zu importieren als aus Finnland. Prompt ändert der Handel seine Routen. |