"Fortschritt bei Bruttomarge"
Manfred Piontke, verantwortlich für FPM Stockpicker Germany, befragt Markus Metyas, Finanzvorstand des Telekommunikationsanbieters QSC. Die zwei im FTD-"Kreuzverhör." ANZEIGE
Manfred Piontke Herr Metyas, wir sind in QSC investiert und fragen uns, ob Ihr Wettbewerber Deutsche Telekom Preise stellen könnte, die für Sie ökonomisch gar nicht zu erreichen wären?
Markus Metyas Ein bis zwei Jahre temporäres Dumping seitens der Telekom, um den Wettbewerb zu ersticken und dann die Preise und die Margen wieder zu erhöhen-das hat die Telekom schon mal erfolglos probiert. Das ist kein Markt, auf dem sie die Preise senken und danach wieder anheben können. Dazu ist der Wettbewerb zu hart. Zudem haben wir heute Kunden, die mehr bezahlen als bei der Telekom, weil wir eine bessere Dienstleistung bieten.
Piontke Im Jahr 2006 war viel los bei QSC, Thema Broadnet-Übernahme. Machen die Kunden das mit?
Metyas Die Mehrzahl der Kunden sieht die Chancen, die sich durch ein größeres Netz und Leistungsangebot ergeben. Keiner hat bisher gesagt, ich will kein Kunde bei QSC werden und lieber bei Broadnet bleiben. Sie behalten ja ihre Ansprechpartner bei Broadnet.
Piontke Dann das Joint Venture mit Tele2 Plusnet per September 2006. Sie haben 50 Mio. Euro an Cash bekommen. So verdoppeln sie die Anzahl ihrer Hauptverteiler (Knotenpunkt für Telefonleitungen, Anm. d. Red.)?
Metyas Stimmt. Mit dem Geld können wir unser Netz bis Ende 2007 auf 2000 Hauptverteiler verdoppeln. Derzeit sind wir schon ungefähr bei 1500.
Piontke Die Bruttomarge ist letztes Jahr von 26,1 Prozent auf 31,2 Prozent gestiegen. Werden wir weitere Verbesserungen in dieser Größenordnung sehen?
Metyas Ja, wir werden auch 2007 im Bereich Bruttomarge deutliche Fortschritte machen. Das müsste sich schon rechnerisch ableiten aus der Ebita-Prognose (Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen ), die wir gegeben haben. Nämlich dass wir aufgerundet auf bereits 16 Prozent kommen-letztes Jahr waren wir bei rund elf Prozent.
Piontke Bei einer Umsatzprognose von mehr als 350 Mio. Euro und einem Ebita von 50 bis 60 Mio. Euro hätten sie eine deutliche Verbesserung auf der Ebita-Margenbasis. Ich finde diese Schätzung dennoch sehr konservativ, was für Reserven haben Sie hier eingeplant?
Metyas In den letzten sechs Jahren konnten wir jede Vorhersage einhalten. Das würden wir auch gerne weiterhin schaffen, deshalb sind wir konservativ. Wie viel Raum ist da jetzt nach oben? Es versteht sich von selbst, dass ein Managementplan besser sein muss als der Plan oder die Benchmarks, die man nach außen gibt. Sie können das vierte Quartal jedoch nicht als Basis nehmen, da sind positive Einmaleffekte drin, die muss man bereinigen.
Piontke Wie groß sind diese Effekte ungefähr?
Metyas Rund 6 Mio. Euro. Das sind zur Hälfte Vorauszahlungen für kundenspezifische Erweiterungen des Netzes sowie die Integration zusätzlicher Dienste. Der Rest ergibt sich durch den saisonalen Anstieg des Wiederverkäufergeschäfts mit Sprachcarriern.
Piontke Sie werden dann 2008, wenn keine Akquisition kommt, tendenziell auch einen Free Cashflow erzielen. Ihr momentaner Finanzmittelbestand von rund 100 Mio. Euro wird sich weiter ausweiten.
Metyas Sie müssen nur die 50 Mio. Euro abziehen für die Investition in die Netzerweiterung aufgrund der Tele2-Kooperation. Aber ansonsten ergibt das Sinn.
Piontke QSC kommt langsam in die Erntephase, der Breakeven ist überschritten. Jetzt kommt eigentlich der nette Teil dieses Geschäftsmodells. Umsatzseitig sind Sie auf einem deutlichen höheren Niveau, Ihre Leerkosten im Netz reduzieren sich, weil einfach mehr Traffic generiert wird. Wo könnte da die Ebita-Marge bei einer Umsatzgröße von 500 Mio. Euro sein?
Metyas Wir rechnen dann mit einer Ebita-Marge von 25 bis 30 Prozent. Bei einer Umsatzverteilung zwischen Großkunden, Geschäftskunden und Wholesalepartnern einerseits und Privatkunden andererseits, die den geringsten Deckungsbeitrag leisten, und verglichen mit ähnlichen Geschäftsmodellen in Europa, ist diese Ebita-Marge realistisch.
Piontke Spricht irgendetwas dagegen, dass QSC diese 25 bis 30 Prozent erreichen wird?
Metyas Ich sagte ja bereits, wir halten diese Marge für realistisch. Aber natürlich lassen sich Risiken nie vollkommen ausschließen. Die gehören zum Geschäft. Ich gehöre nicht qua Funktion und Persönlichkeit zu denen, die immer nur über das mögliche Positive reden. Aber gerade nach einer vernünftigen Gewichtung der Risikofaktoren und der Analyse, wie man die Risiken kontrolliert, bin ich davon überzeugt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.
Piontke Tendenziell sieht das alles eigentlich ganz gut aus bei QSC. Eine Frage, die sich da objektiv aufdrängt, ist: Wieso haben Sie QSC-Aktien verkauft?
Metyas Das waren Aktien, die aus einem Aktienoptionsprogramm stammen, das mir 2001 zugeteilt wurde-mit einer fünfjährigen Wandlungsfrist. Wir haben letztes Jahr im Mai die Hauptversammlung gebeten, die Wandlungsfrist zu verlängern-um weitere fünf Jahre. Dem haben über 90 Prozent der Aktionäre zugestimmt, doch einige Eigentümer haben dagegen Widerspruch eingelegt und verhindert, dass man die Wandlungsfrist verlängert. Deshalb war ich 2006 im Sommer gezwungen, meine Option zu wandeln, weil sonst die Wandlungsfrist ausgelaufen wäre. Und um die entstandenen Kosten und Steuern zu begleichen, habe ich eine entsprechende Anzahl Aktien am Markt verkauft.
Piontke Ist alles weg?
Metyas Nein, der Verkauf entsprach zehn Prozent meines Bestandes. Ich habe im April 77.500 Aktien veräußert, um einen privaten Immobilienerwerb zu finanzieren. Nach dem Verkauf habe ich noch 650.000 Optionen, die einer gleichwertigen Zahl von Aktien entspricht, und ich besitze weitere 100.000 Aktien.
Piontke Was lief schief?
Metyas Da lief nichts schief, der Zufall wollte es, dass ich am Montag, den 23.April den Aktienverkauf gemeldet habe, und am Samstag, den 28.April hat die spanische Telefónica die Aktion mit Telecom Italia bekannt geben. Erst danach hat die QSC-Aktie angefangen nachzugeben. Zwischen den beiden Ereignissen gibt es keinen sachlichen Zusammenhang, aber leider sieht der Markt eine Korrelation. Wenn ich gewusst hätte, dass Telefónica Telecom Italia kauft, hätte ich es zu dem Zeitpunkt bestimmt nicht getan.
Piontke Sie sprechen es an: Die Muttergesellschaft von Ihrem wichtigen Kunden Hansenet - die Telecom Italia - erlebte Veränderungen in der Aktionärsstruktur. Telefónica ist eingestiegen. Wird Telefónica Hansenet beeinflussen, auf deren Netz zu wechseln?
Metyas Nein, ich glaube nicht, dass Telefónica bei Hansenet eingreifen wird, um die Vertragsbeziehungen mit QSC zu kündigen. Hansenet hat im Januar den Vertrag mit QSC ausgeweitet. Hansenet ist ein guter Kunde von uns, aber wir sind nicht von ihm abhängig.
Piontke Seit der Bekanntgabe des Einstiegs der Telefónica bei der Telecom Italia ist Ihr Aktienkurs um mehr als 20 Prozent abgesunken. Übertreibt der Markt?
Metyas Telefónica hat 42,3 Prozent an einer Holding erworben, die insgesamt durchgerechnet 23,6 Prozent an der Telecom Italia hält. Damit besitzt Telefónica indirekt nur zehn Prozent an Telecom Italia. Sie hat keine Vetorechte, sie hat keine Vorkaufsrechte. Wahrscheinlich geht es Telefónica darum, eine Sperrposition aufzubauen gegenüber America Moviles, dem mexikanischen Mobilfunkanbieter, und ganz besonders geht es dort um das brasilianische Mobilfunkgeschäft der Telecom Italia.
Piontke Wir hatten jüngst den Börsengang von Versatel. Ist das für Sie eine Konkurrenz?
Metyas Es gibt einen Bereich, wo wir Berührungspunkte haben, das ist bei den kleinen Geschäftskunden in einzelnen Städten, wo Versatel mit eigenem Netz präsent ist. Das ist aber insgesamt nicht sehr viel. Das Netz von Versatel ist wesentlich kleiner als das von QSC. In unserem Großkunden- und im Wholesalegeschäft haben wir Versatel jedoch nie als einen gefährlichen Wettbewerber erlebt. Und ansonsten gibt es da beim Geschäftsmodell nicht viel Überlappung.
Piontke Wo sehen Sie sich im Konsolidierungsprozess der Branche?
Metyas Es ist natürlich offensichtlich, dass eine Konsolidierung von Netzbetreibern erhebliche Kostensynergien bringen würde, die zudem extrem zuverlässig planbar sind. Und ich glaube auch, dass wir dieses Jahr noch mal Bewegung im Markt sehen werden. Wir sind als Unternehmen in der Lage, darauf zu reagieren, und werden alles tun, was den Wert steigert.
Piontke Stichwort Netzsynergien - diese wären ja wahrscheinlich bei Ihnen mit Arcor am größten?
Metyas Arcor hat derzeit das größte alternative Netz. Wir haben ungefähr das drittgrößte. Alles andere ist pure Spekulation. Außerdem ist nicht nur die Größe entscheidend, sondern auch Struktur und Qualität eines Netzes. Die Synergien aus der Zusammenlegung von Netzen allein bringen den Konzern auch nicht weiter.
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Der Investor
Manager Seit Jahren ist Manfred Piontke zusammen mit seinem Kollegen Martin Wirth mit den drei Fonds Stockpicker Germany (All Cap, Small/Mid Cap und Large Cap) unter den Erfolgreichsten der Branche. Die QSC-Aktie findet sich seit Mitte 2006 in allen drei Fonds.
Fonds Der FPM Stockpicker Germany All Cap investiert auf strikt fundamentaler Basis in Qualitäts- und Wachstumsaktien. Er soll in jeder Marktphase Rendite bringen.
Steckbrief ISIN LU0124167924 Gesellschaft FPM Agio 4,00% laufende Gebühr 0,95% Auflagedatum 29. 1. 2001 Anteilspreis 250 Euro --------------------------------------------------
Der Unternehmer
Vorstand Vor seiner Berufung zum Finanzvorstand bei QSC kurz vor dem Börsengang im Jahr 2000 war Markus Metyas bei Morgan Stanley in den Bereichen Mergers & Acquisitions und Kapitalmarktfinanzierung tätig.
QSC Das Unternehmen bietet mit eigenem bundesweiten DSL-Netz vorrangig Geschäftskunden Breitbandkommunikation. Darunter fallen Standortvernetzungen sowie Sprach- und Datendienste über Internettelefonie.
Steckbrief ISIN DE0005137004 Index TecDax Börsenwert 699Mio. Euro Gewinn je Aktie 2007* 0,15 Euro KGV 2007* 34 Kurs 5,20 Euro
* erwartet; Quelle: Bloomberg
Quelle: http://www.ftd.de/boersen_maerkte/geldanlage/...uttomarge/207338.html |