Die »dreieckige Schafsweide« war bis 2001 eine sehr häufig zu entdeckende bearishe Formation. Angetrieben wurde sie durch die Gier und Unerfahrenheit der Neueinsteiger der Internet- und Media-Blase um das Jahr 2000. Daher stammen auch die Beispiele aus dieser verrückten Zeit.
Aber auch heute noch hat diese Formation, wenn auch deutlich seltener anzutreffen, ihre Berechtigung.
Vor der Lektüre dieses Artikels sollten man zunächst die Fabel der Schafe und Wölfe gelesen haben. Dann werden einige Begrifflichkeiten leichter verständlich
Eines der sichersten Anzeichen für eine typische Schafsfalle ist die »dreieckige Schafsweide«, die ich hiermit zu den charttechnischen Formationen dieser Welt hinzufügen will. Deutlich erkennbar ist diese Formation an fünf Phasen des Kursverlaufes, nach der dritten Phase gilt sie als bestätigt:
1. Lockphase der Wölfe: der Kurs eines sehr engen und bisher völlig unbekannten Wertes steigt zunächst unter deutlichen Kursanstiegen an, wobei die Umsätze im Vergleich zum Durchschnitt geradezu explodieren. Begleitet wird der Kursanstieg von hunderten von Nachrichten in den verschiedenen Börsenboards, die das entsprechende Produkt der AG als die allein selig machende Erfindung preisen! Utopische Kursziele werden genannt. Käufe sind ein 100% sicheres Engagement mit mind. 1000% Chance! Typischerweise stammt der Wert aus der Branche, die gerade völlig hip ist!
2. Die Schafe sind vollständig auf der Weide versammelt: Der Höhepunkt des Kursanstiegs ist gleichzeitig auch in etwa der Höhepunkt der Umsätze. Die AG ist in aller Munde, jeder kennt den Namen, jeder ist investiert und versucht andere von den Vorzügen dieser AG zu überzeugen! Kritiker werden mundtot gemacht und auf auf eine Stufe mit Geistesgestörten gestellt. Absolut typisches Anzeichen: Postings der Art: »übliche Analysemethoden wie Fundamental- oder charttechnische Analyse versagen völlig bei solchen Firmen!« Die Aktie wird mit pseudoreligiösem Eifer gegen jede Anfeindung verteidigt.
3. Die »mutigen, aber schlauen Schafe« fliehen: Nun beginnt die Zeit des Aussitzens. Der Kurs stagniert langsam, die Umsätze fallen dafür um so schneller. Nach ca. ein- bis zwei Monaten ist der Kurs zwar immer noch recht hoch, die Umsätze haben aber wieder den Durchschnitt vor dem Hype erreicht.
Zu diesem Zeitpunkt ist die dreieckige Schafsweide mit 95% Sicherheit als solche zu identifizieren!
4. Die »mutigen aber dummen Schafe« erwarten freudig ihren Tod: Die Parolen lauten nun: »es fehlt nur die nächste gute Nachricht«, »nach dem Anstieg kein Wunder«, »das Ganze ist doch eh ein Langfrist- Engagement«, »die Zocker sind raus, der wahre Anleger hält!« und vor allem fast (täglich): »welche Idioten verkaufen denn xxx zum Kurs von yyy?« Ein ganz wichtiges Anzeichen ist auch der Satz: »wie kann man denn diesen Wert mit xxx oder yyy (also anderen Schafsweiden) vergleichen...«
5. Das Festmal ist vorbei! Es kommt was kommen muß: das Kartenhaus bricht zusammen, der Kettenbrief wird unterbrochen, die Schafe sind tot, selbst die Hyänen sind satt ... bis die Wölfe die nächste Falle aufbauen! Nomalerweise verschwindet die Aktie jetzt für einige Zeit in der Versenkung! |
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