Der schwer angeschlagene US-Versicherungsriese AIG soll umbenannt und aufgelöst werden. "Was wir vorhaben ist die Auflösung von AIG", sagte Konzernchef Edward Liddy vor einem Ausschuss des US-Kongresses. "Was seit 90 Jahren als AIG bestand, wird mit der Zeit nicht mehr existieren." Insbesondere werde die Sparte für Finanzprodukte, die im Zentrum der Krise steht, innerhalb von vier Jahren von Grund auf saniert. Die Sparte Financial Products verwaltet laut Liddy Risiko-Papiere im Nominalwert von 1,6 Bill. Dollar. Zuvor hatte bereits US-Finanzminister Timothy Geithner mitgeteilt, dass die Regierung in Washington eine "geordnete Abwicklung" von AIG beschleunigen wolle. AIG teilte unterdessen mit, der New Yorker Firmensitz solle verkauft werden. "AIG evaluiert den Verkauf der Immobilien seines Sitzes an der Ecke Pine Street-Wall Street", teilte ein Firmensprecher mit. Dies sei Teil der Bemühungen, die Bilanz zu sanieren. Die "New York Post" veranschlagte die möglichen Einnahmen auf maximal 100 Mio. Dollar. Der Firmensitz befindet sich dort seit den 1970er Jahren. Die US-Regierung stellte zur Rettung von AIG in den vergangenen Monaten 180 Mrd. Dollar zur Verfügung. Liddy forderte Teile seiner Belegschaft zur Rückzahlung von Boni auf. Empfänger von mehr als 100.000 Dollar seien gebeten worden, mindestens die Hälfte der Zusatzzahlungen rückzuerstatten, sagte er. Massive Kritik von Obama Zugleich verteidigte er die Zahlungen: "Die Amerikaner fragen sich ganz einfach, warum diese Leute überhaupt irgendetwas gezahlt bekommen. Hier ist der Grund: Ich versuche verzweifelt einen unkontrollierten Zusammenbruch des Geschäfts zu verhindern." Die Boni seien notwendig um solche Angestellten zu halten, deren Kenntnisse für den Abbau risikobeladener Wertpapiere unerlässlich seien. Zugleich erklärte Liddy, dass einige Angestellte schon ihren gesamten Bonus zurückgezahlt hätten. Die US-Regierung bekräftigte ihre Kritik an den Zahlungen. Sie seien eine "unangemessene Verwendung von Steuergeldern", sagte Präsident Barack Obama. "Genau so unerhört ist die Tatsache, dass wir das durch AIG entstandene Durcheinander aufräumen müssen." Die Regierung brauche eine Handhabe, damit eine Situation wie die bei AIG niemals wieder ein Risiko für das Finanzsystem darstelle, sagte Obama. Über AIG wütet seit Tagen ein Sturm der Entrüstung, weil der Konzern insgesamt Gehaltszulagen von 165 Mio. Dollar zahlte, obwohl er nur durch gigantische Regierungshilfen am Leben gehalten wird. |