Google testet neue Werbeformen Künftig animierte Anzeigen möglich - Werbekunden fordern mehr Einfluß von Hannelore Crolly
Die Suchmaschine Google ist ständig auf der Suche nach neuen Einkommensquellen Foto: AP Berlin - Google wurde zu Zeiten bekannt und beliebt, als sich die meisten von uns noch mit einer langsamen Modemverbindung durchs Internet quälten. Eine Webseite mit Animationen auf den Monitor zu bekommen konnte Minuten dauern; da war es ein genialer Schachzug der Google-Erfinder Larry Page und Sergey Brin, ihrem Suchdienst einen ganz und gar schnörkellosen und damit flinken Auftritt zu verpassen: Google-Schriftzug, Suchbegriff-Eingabe, fertig. Bannerwerbung gab es nicht, Animationen schon gar nicht - und diesen spartanischen Auftritt hat sich Google über all die Jahre bewahrt. Bis heute tauchen lediglich am Rand der Suchergebnisse bezahlte Anzeigen auf, und diese werden strikt auf Texte begrenzt.
Doch bald könnte es vorbei sein mit der Askese in der Google-Welt. Seit gestern testet die größte Suchmaschine der Welt nämlich mit einigen Kunden neue Werbeformen. Vielleicht werden künftig also auch beim Googeln animierte Werbebanner, die gar nichts mit dem eingegebenen Suchbegriff zu tun haben, aufblinken.
Google lebt bisher fast ausschließlich von der sogenannten Per-Klick-Werbung. Dabei werden Textanzeigen mit Linkverweisen auf den Ergebnisseiten plaziert, die zu bestimmten Suchbegriffen paßten. Tippt ein Internet-Nutzer also "Hausratversicherung" in die Maske ein, tauchen neben den Webseiten-Hinweisen bezahlte Link-Anzeigen etwa von Versicherungsvergleichsrechnern auf. Erst wenn der Nutzer diese Anzeigen anklickt, wird eine Gebühr fällig. Aber diese kann im Einzelfall sehr hoch sein. Für manche Annoncen berechnet Google 50 Dollar und mehr - pro Klick. Die Rangfolge wird per Auktion vergeben, was die Preise weiter nach oben treibt.
Obwohl Google gerade einen verdoppelten Umsatz und einen sechsmal so hohen Quartalsgewinn wie im Vorjahr ausgewiesen hat, will sich das Unternehmen nun nicht mehr allein auf diese Per-Klick-Werbung verlassen. Denn der Unmut mancher Kunden ist gewaltig gestiegen. Zum einen wird von der Werbewirtschaft moniert, daß kein Einfluß darauf besteht, auf welcher Seite die Werbung erscheint. Zum anderen wollen sich viele Anzeigenkunden auch nicht mit einer Textanzeige zufrieden geben, sondern animierte Bilder zeigen.
Und schließlich wollen sie nicht ausschließlich an gebuchte Schlüsselbegriffe gebunden sein. Denn damit werden Zielgruppen stark eingegrenzt. Künftig sollen Kunden daher ihre Anzeigen auch gezielt auf bestimmten Internetseiten aus dem Google-Partnernetz plazieren.
Für Google könnte das einen weiteren Einnahmeschub bringen. Denn in den USA wurden 2004 nur 8,4 von 140 Mrd. Dollar des Werbebudgets für Annoncen im Internet ausgegeben. Und davon wiederum entfielen nur 2,6 Mrd. Dollar auf suchbezogene Werbung, der Rest auf klassische Werbebanner und Online-Formate.
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