Der zukünftige Potus ist ja kein Unbekannter, doch trotzdem ist es wohl völlig unmöglich, vorab die tatsächlich umsetzbaren Pläne von denen mit heißer Luft zu unterscheiden. Aber in gewisser Weise ist er einer der verlässlichsten Politiker: Er macht das, was er angekündigt hat - und genau diese Tatsache ist doch in gewissem Maße eine deutliche Reduzierung der vielen Ungewissheiten. Ich sehe aber eine andere "Gefahr", nämlich die Unkalkulierbarkeit der Folgen der politischen Entscheidungen: Wenn "er" tatsächlich das umsetzen kann, was er angekündigt hat (ich denke hier v. a. an die Abschottung), dann hat das für sehr viele andere Staaten auf den ersten Blick negative Konsequenzen. Aber vielleicht nur auf den ersten Blick, denn in der Regel ändern sich Situationen, die von vielen nicht als "erstrebenswert" angesehen werden, nur, wenn der Bogen überspannt ist. Es stellt sich immer ein neues Gleichgewicht ein, aber dieses ist nicht vorab kalkulierbar. Wie reagiert also "die Welt", wenn sich die USA gegen Importe abschotten würde? Sie kauft eben bei den Amis nichts mehr (und welches Produkt aus den USA ist schon unersetzbar?). Dadurch verschieben sich die globalen Waren- und Finanzströme und niemand kann voraussehen, in welchem Umfang und wie genau. DAS ist doch die eigentlichen Unsicherheit. Natürlich kann man das "Spiel" mit den angekündigten Zöllen tatsächlich "durchziehen", aber man muss es sich auch leisten können. Was passiert denn, wenn die USA - rein exemplarisch - 10% Zoll auf den Import eines Mercedes erhebt? Zunächst einmal steigt der Verbraucherpreis um 10%. Möglichkeit 1: Wenn der Verbraucher diesen Preis "akzeptiert", dann nimmt der Ami-Staat die Differenz zum "alten" Preis gleichzeitig als Steuer ein. Gleichzeitig wird aber die Kaufkraft des Ami-Inländers um diesen Wert verringert und damit der Gesamtkonsum reduziert. Auf der anderen Seite erhöht sich gleichzeitig die Staatsquote der USA und der Ami-Inländer erhält das Geld somit zurück... Das sehe ich als Null-Summen-Spiel. Möglichkeit 2: Wenn der Verbraucher diesen durch den Importzoll verursachten höheren Preis nicht akzeptiert, dann kauft er eben keinen Mercedes. Er wollte aber doch einen haben! Als Folge muss er dann mit dem einheimischen "Schrott" vorlieb nehmen. Das macht ihn unzufrieden. Gleichzeitig verdienen auch "die Deutschen" (als "Eigentümer" vom Mercedes-Benz) weniger und sie wissen auch, warum. Das macht auch "die Deutschen" unzufrieden und sie kaufen nichts mehr bei den Amis. Also werden auch die Amis ihre Exportartikel (zumindest bei uns) nicht mehr los und das macht sie noch unzufriedener! Auf der anderen Seite haben "die Deutschen" aber das Geld, was sie bisher für die Ami-Produkte ausgegeben haben, weiterhin für den Konsum zur Verfügung. Dann geben sie das Geld eben für "unsere" Produkte aus. Dadurch wird dann unsere "einheimische" Wirtschaft angekurbelt und somit sogar die "deutschen" Steuereinnahmen wieder erhöht. Auch hier stellt sich dann ein neues "Gleichgewicht" ein. Das gesamte Wirtschafts-System funktioniert doch ohhnehin nur, wenn sich bzw. weil sich immer neue Gleichgewichte bilden. Die Vergangenheit hat uns doch wohl gelehrt, dass sowohl Im- als auch Export-Beschränkungen Handelshemnisse sind und in der Regel auch auf den "Beschränker" negative Auswirkungen haben. Das wusste sogar schon Adam Smith, als er 1776 sein Buch "Wohlstand der Nationen" geschrieben hat - irgend jemand hatte es hier mal empfohlen (herzlichen Dank dafür im Nachhinein - war schwer zu lesen, aber äußerst interessant). Ich bin fest davon überzeugt, dass die "echten" Auswirkungen des USA-Regierungswechsels deutlich geringer sind als von vielen behauptet bzw. "befürchtet" wird. |