Mr. Champion, Der MLP-Krimi boerse.de

Seite 1 von 1
neuester Beitrag: 02.07.02 11:45
eröffnet am: 02.07.02 11:27 von: jack303 Anzahl Beiträge: 2
neuester Beitrag: 02.07.02 11:45 von: malen Leser gesamt: 1881
davon Heute: 2
bewertet mit 1 Stern

02.07.02 11:27
1

6049 Postings, 8504 Tage jack303Mr. Champion, Der MLP-Krimi boerse.de

Mr. Champion

Der MLP-Krimi

Für den Verlierer der Auseinandersetzung wird es bitter werden. Einen solchen K(r)ampf hat es in der deutschen Börsengeschichte noch nicht gegeben. Deutschlands führendes Anlegermagazin wirft Deutschlands erfolgreichstem Dax-Unternehmen (auf Basis der 10-Jahres-Aktienperformance) innerhalb von nur vier Wochen gleich in zwei Titelstorys unsaubere Praktiken bei der Bilanzerstellung vor. So seien bei MLP in den Jahren 2000 und 2001 unter anderem Berater-Provisionen nicht periodengerecht bilanziert worden, wodurch zu hohe Gewinne ausgewiesen worden seien. MLP schießt via Einstweiliger Verfügung zurück und meint in der Presseerklärung: „Die Berichterstattung stellt eine Mischung aus falschen Tatsachenbehauptungen, Unterstellungen und irreführenden Schlussfolgerungen dar, die das Ansehen und die Glaubwürdigkeit von MLP diskreditieren“. Das Magazin zitiert einen Professor der Universität des Saarlandes, der als Bilanzexperte „viele offene Fragen zum Zahlenwerk von MLP“ habe. MLP verkündet dagegen, dass das Zitat falsch sei und sich der Professor gegenüber dem Magazin weder wörtlich noch sinngemäß zu MLP geäußert habe. Das Ende der Auseinandersetzung ist völlig offen und wird wohl erst vor Gericht entschieden werden. Liegt das Magazin richtig, winkt der diesjährige Journalistenpreis. Lösen sich die Vorwürfe dagegen in Luft auf, drohen Schadensersatz-Forderungen, die eine neue Dimension erreichen könnten. Denn dem MLP-Konzern ist ein immenser Schaden entstanden, dessen Ausmaß noch nicht zu überblicken ist. Alleine zwischen April und Juni haben sich 3,44 Milliarden Euro Marktkapitalisierung der MLP-Aktie in Luft aufgelöst. Würde nun MLP Strom oder Bekleidung verkaufen, dürfte sich das operative Desaster in Grenzen halten. Doch MLP verkauft Finanzdienstleistungen und für solche ist die Seriosität des Anbieters das wichtigste Verkaufsargument. Das bedeutet, dass für MLP eine existenzbedrohende Krise losgetreten wurde, die zur völligen Demontage des Unternehmens führen kann. Dies wiederum dürfte Garant dafür sein, dass MLP in den nächsten Wochen mit aller Kraft die Pressemaschinerie anwerfen wird, um die Vorwürfe zu entkräften. Die MLP-Aktie bleibt wohl über Monate hinweg ein Spielball der Spekulation. Und wie so häufig, können Sie sich die Analysten-Meinung aussuchen, die Ihnen am besten gefällt. Denn ABN-Amro sagt „Hold“, WGZ-Bank „Reduzieren“, das Bankhaus Metzler „Sell“, die HypoVereins-bank „Outperformer“ und die WestLB „kaufen“.
 

02.07.02 11:45

953 Postings, 8406 Tage malenAnfechtungsklage gegen die MLP AG

Die Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) hat gemeinsam mit einer weiteren MLP-Aktionärin beim Landgericht Heidelberg Anfechtungsklage gegen die MLP AG eingereicht, in der sie sich gegen die am 28. Mai 2002 auf der Hauptversammlung beschlossene Bestätigung einer Kapitalerhöhung wendet.
Hintergrund dieser Kapitalerhöhung unter Bezugsrechtsausschluss der übrigen Aktionäre ist die Einbringung von Minderheitsanteilen an vier MLP-Tochtergesellschaften durch die Großaktionärsfamilien Termühlen und Lautenschläger. Diese Anteile sind bereits in 29,44 Mio. MLP-Aktien umgetauscht worden und erhöhen das bisherige Grundkapital von 79,2 Mio. Aktien um 38% auf 108,64 Mio. Aktien.

Die SdK ist der Auffassung, dass sich die Großaktionärsfamilien, denen die neuen Aktien zugeteilt worden sind, einen unzulässigen Sondervorteil verschaffen, weil die eingebrachten Anteile einer immensen Überbewertung unterzogen worden sind.

Dass hier geradezu abenteuerliche Bewertungen vorgenommen worden sind, lässt sich u. a. an den Gewinnprognosen für die vier Gesellschaften erkennen. Sie reichen nicht nur bis zum Jahr 2010, also einem überhaupt nicht mehr seriös prognostizierbaren Zeitpunkt, sondern weisen auch Steigerungsraten von teilweise mehreren tausend Prozent aus. Daraus werden dann völlig überzogene Unternehmenswerte abgeleitet.  
Besonders deutlich wird die  Überbewertung am Beispiel der MLP Lebensversicherungs AG. Wie inzwischen in der Öffentlichkeit bekannt, finanziert sich dieses Tochterunternehmen bisher weitgehend durch Rückversicherer. Die von ihr ausgewiesenen Gewinne kommen nur durch deren Finanzierung zustande. Obwohl daher bei der MLP Lebensversicherung in den letzten Jahren eigentlich Verluste von jeweils ca. 25 Mio. Euro entstanden sind, haben die Großaktionäre und ihre Familien für ihre Anteile an dieser Gesellschaft 13,86 Mio. MLP-Aktien erhalten - bei einem angenommenen Börsenkurs von nur 30 Euro allein ein Wert von über 400 Mio. Euro.
Diese Zahlen sprechen für sich.

München, 2. Juli 2002  

   Antwort einfügen - nach oben