Zwischenbilanz
Motorola hat Durchhänger auf hohem Niveau
Der US-Elektronikkonzern Motorola hat im dritten Quartal zwar seinen Umsatz merklich steigern können, blieb jedoch unter den hohen Erwartungen. Mit den verkauften Mobiltelefonen verhielt es sich ähnlich. Die Anleger sind folgerichtig wenig begeistert.
HB SCHAUMBURG. Für das dritte Quartal gab der zweitgrößte Hersteller von Mobiltelefonen am Dienstag nach US-Börsenschluss einen um 17 Prozent höheren Umsatz von 10,6 Mrd. Dollar bekannt. Analysten hatten jedoch im Schnitt mit 11,06 Mrd. Dollar gerechnet. Der Gewinn fiel auf 968 Mill. Dollar oder 39 Cent je Aktie nach 69 Cent im Vorjahreszeitraum. Damals hatte der Konzern jedoch von einmaligen Gewinnen aus dem Verkauf von Nextel-Aktien und einer Steuergutschrift profitiert. Diese Sonderposten alleine summierten sich auf 39 Cent je Aktie.
Nach der Ankündigung gaben Motorola-Aktien im elektronischen Handel um 7,8 Prozent auf 22,90 Dollar nach. Auch die US-gelisteten Aktien des Erzrivalen Nokia wurden nachbörslich um 2 Prozent auf 19,50 Dollar ins Minus gezogen. „Die Investoren haben wohl geglaubt, dass Motorola auf allen zwölf Zylindern läuft. Das ist jedoch eine schwierige Aufgabe“, sagte Prudential-Analyst Inder Singh. Ed Snyder von Charter Equity Research ergänzte, vor allem das Geschäft mit Unternehmen sei nicht annähernd so gut gelaufen wie erwartet.
Im Quartal seien 53,7 Mill. Handys ausgeliefert worden – zwar 39 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum und neuer Rekord, aber 1,3 Mill. Stück weniger als geplant. Der Konzern aus Schaumburg begründet das Verfehlen des Absatzzieles mit der geringen Nachfrage nach Handys mit der so genannten iDEN- Mobilfunktechnologie. Diese Technologie wird vor allem in den Handys des Nextel- Netzes eingesetzt. Die Kunden hätten sich mit Käufen zurückgehalten, um auf Handys zu warten, die sowohl im Nextel-Netz, als auch im Schwesternetz Sprint eingesetzt werden können, teilte das Unternehmen mit. Solche Mobiltelefone würden ab dem vierten Quartal erhältlich sein. Dann werde sich der Handy-Absatz auch erholen.
Motorola gewinnt Marktanteile
Motorola hatte in den vergangenen Monaten vor allem vom Markterfolg seiner superflachen Handys profitiert,. vor allem der Razr-Baureihe. Damit sind die Amerikaner Marktführer Nokia immer näher gekommen. Der Marktanteil Motorolas liegt nun bei 22,4 Prozent nach 22,1 Prozent im zweiten Quartal. Alle großen Anbieter hätten Marktanteile auf Kosten von „Nischenanbietern wie Siemens“ gewonnen, sagte der Leiter der Mobiltelefonsparte, Ron Garriques. In den vergangenen drei Monaten war der Aktienkurs um 28 Prozent gestiegen, verglichen mit 2 Prozent bei Nokia.
Größere Sorgen bereitet Motorola das Ausrüstungsgeschäft in Europa und Asien. Die Netzbetreiber hielten sich mit Investitionen für die GSM-Technologie zurück, weil sie ihre Netze mit der Mobiltechnologie der dritten Generation wie UMTS aufrüsten. Garriques sagte, es sei unklar, wann Motorola wieder von den Investitionen der Netzbetreiber profitieren könne.
Für das vierte Quartal kündigte Motorola Einnahmen von 11,8 Mrd bis 12,1 Mrd Dollar an. Die Erwartungen an Wall Street lagen demgegenüber bislang bei 12,1 Mrd Dollar. „Was unsere Wettbewerbsposition in den wichtigsten Geschäftsbereichen angeht, sind wir zuversichtlich“, sagte Konzernchef Ed Zander.
Quelle: HANDELSBLATT, Mittwoch, 18. Oktober 2006, 09:00 Uhr
Euer
Einsamer Samariter |