Handelsblatt Nr. 072 vom 11.04.06 Seite 17
Biotech gewinnt an Bedeutung
Fusionen und Übernahmen stärken Struktur der Branche - Zahl der Entwicklungsprojekte nimmt zu 
SIEGFRIED HOFMANN | FRANKFURT Die Biotech-Industrie gewinnt an Finanzkraft und damit auch an Bedeutung. Diesen positiven Trend zeigt eine Studie der Wirtschaftsprüfungsgruppe Ernst & Young, die den Biotechsektor besonders intensiv analysiert. Weltweit steigerte die Branche demnach ihren Umsatz im vergangenen Jahr um 18 Prozent auf rund 63 Mrd. Dollar. In ihren wichtigen Tätigkeitsfeldern wie Pharma, Pflanzenzüchtung, Medizin- und Umwelttechnik hat sie ihre Position abermals deutlich ausgebaut.
Von der positiven Entwicklung dürfte nach Erwartung von Fachleuten in den kommenden Jahren auch die junge deutsche Biotechbranche profitieren. Die hat gerade eine dreijährige Schrumpfkur hinter sich und blickt nun wieder zuversichtlich nach vorne. Allerdings ergibt sich für die deutsche Biotechbranche ein wesentlich bescheideneres Bild (siehe Tabelle). Immerhin konnte die Branche aber nach einer schmerzhaften Konsolidierung in den Vorjahren 2005 erstmals wieder ein leichtes Umsatzplus auf umgerechnet gut eine Mrd. Dollar verbuchen.
Die Zahl der Insolvenzen hat sich gegenüber dem Vorjahr halbiert, während Fusionen und Übernahmen deutlich zugenommen haben. Dazu gehörte etwa die Fusion von Curacyte mit IBFB Pharma oder die Übernahme der britischen Biogenesis durch Morphosys. Branchenkenner bewerten solche Transaktionen positiv, da auf diese Weise in der Regel größere und schlagkräftigere Unternehmen entstehen. "Die deutsche Biotechnologie-Branche ist gestärkt aus der Krise hervorgegangen", sagte Siegfried Bialojan, der Leiter des Bereichs Health Sciences bei Ernst & Young.
Als Indiz für die These gilt unter anderem auch die weiter wachsende Zahl der Medikamenten-Entwicklungsprojekte. So befanden sich 2005 in Deutschland insgesamt 112 Produkte in der klinischen Entwicklungsphase, rund ein Drittel mehr als im Vorjahr. Die Tatsache, dass eine Substanz der Würzburger Firma Tegenero kürzlich durch unerwartet schwere Nebenwirkungen für Aufsehen sorgte, sei zwar ein gewisser Rückschlag für die Branche, räumt Biotech-Experte Christian Lach von der Schweizer Investmentgruppe BB-Biotech ein. Insgesamt gewinne der Sektor jedoch eine immer stärkere Stellung in der Pharmaforschung, was sich unter anderem in steigenden Lizenzerlösen niederschlage. Lach verweist etwa auf den jüngsten Deal von Bayer, bei dem sich der Leverkusener Konzern verpflichtete, bis zu 37 Prozent des Umsatzes mit einem neuen Mittel gegen Blutgerinnsel an den amerikanischen Lizenzgeber Nuvelo zu zahlen. Dieser Trend zu immer höheren Lizenzen könnte mittelfristig auch den deutschen Firmen zugute kommen, wenn sie mit ihren Pharmaprodukten einmal erfolgreich sind.
Biotechfirmen zeichnen sich dadurch aus, dass ihr Geschäft ganz oder überwiegend auf biotechnologischen Entwicklungsverfahren und Produkten basiert. Da viele dieser Unternehmen aus Forschungsprojekten entstanden sind, müssen sie oft lange Phasen ohne echte Produktumsätze bewältigen. Entsprechend groß ist das Ertragsgefälle innerhalb der Branche. Während die zehn führenden biopharmazeutischen Unternehmen 2005 ihre Erlöse um durchschnittlich fast ein Viertel steigerten und einen operativen Gewinn von zusammen fast zehn Mrd. Dollar generierten, sieht es bei den zahllosen Biotechfirmen in der Entwicklungsphase (darunter das Gros der deutschen Firmen) ganz anders aus.
Die Branche als Ganzes schreibt daher nach wie vor rote Zahlen. Allerdings hat sich der Verlust auf globaler Ebene um rund ein Drittel auf 4,4 Mrd. Dollar vermindert. Zudem blieb der Zufluss an neuen Eigenmitteln hoch.
Für die deutsche Biotech-Szene hat sich das Finanzierungs-Umfeld sogar deutlich verbessert. So stieg der Kapitalzufluss laut E&Y um 15 Prozent auf knapp 500 Mill. Euro. Auch das gilt als Indiz dafür, dass die Investoren langsam wieder mehr Vertrauen für die Branche entwickeln.
Hofmann, Siegfried
11. April 2006
-------------------------------------------------- Morphosys 2005 mit Ausnahmekonjunktur im Vergleich zur Branche.
Branche / Morphosys Umsatz stagniert / stieg über 50% Forschungsausgaben leichter Rückgang / leichter Anstieg Ergebnis mehr minus / über 1000% ins plus und 14% Nachsteuermarge Eigenkapitalzufluß etwas gestiegen / etwas gestiegen Beschäftigte leichter Rückgang / deutlicher Anstieg
Nach diesen Erkenntnissen wird heute wahrscheinlich wieder Antizyklisch gehandelt und Morphosys verkauft......
Grüße ecki |