UBS meidet Risiken und bleibt dennoch riskant Banken emittierten weiter Giftpapiere08.07.2009 07:27 Die UBS mischte im Geschäft mit toxischen Wertschriften gross mit. Eine neue Studie zeigt, dass die Grossbank mittlerweile zwar auf solche Geschäfte verzichtet. Die Risiken bleiben aber trotzdem beträchtlich. Von Marc Fischer Wie andere europäische Banken war die UBS bis vor kurzem im Geschäft mit so genannten Collateralized Synthetic Obligations (CSO) dick drin: Im vergangenen Jahr emittierte die Schweizer Grossbank gemäss Zahlen von dem Kreditinformationsanbieter Creditflux CSO im Wert von rund 70 Milliarden Dollar. Sie belegte damit den siebten Platz im Ranking der grössten CSO-Herausgeber (siehe Tabelle). Im Ranking zum ersten Quartal taucht die UBS aber nicht mehr auf. Der Verzicht auf diese Geschäfte ist positiv zu werten. «Es gibt riesige Risiken auf dem CSO-Markt und es ist unmöglich, die Verluste, die daraus für Banken und darin involvierte Tochtergesellschaften noch entstehen werden, zu quantifizieren.» So das Fazit einer soeben erschienenen Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Die Mutter in den Abgrund gerissen Welche Risiken mit CSO verbunden sind, zeigt das Beispiel der Depfa-Bank, die ihre deutsche Muttergesellschaft Hypo Real Estate in den Abgrund gerissen hat (siehe Artikel «Banken emittierten weiter Giftpapiere»). «Das Problem mit CSO ist, dass die Transparenz sehr gering ist», sagt Adrian Blundell-Wignall, Co-Autor der OECD-Studie. Banken konsolidieren solche Spezialvehikel nämlich oft nicht in ihren Büchern. «Das ist beunruhigend – wir haben kein ganzheitliches Bild von den Risiken, die bei den Banken auf und ausserhalb der Bilanzen lauern», sagt Blundell-Wignall zu cash. Die UBS aber gab im Bericht zum ersten Quartal 2009 Entwarnung: «Wenn künftig eine Konsolidierung von zusätzlichen Verbriefungs-Vehikeln von Buchhaltungsregeln nötig wird, so erwartet die UBS nicht, dass das einen massgeblichen Einfluss auf ihr Risiko-Exposure, Kapital, die finanzielle Situation oder die Geschäftsresultate haben wird.» UBS mit hohem Finanzierungs-Risiko Die Beurteilung der Frage nach einer ausreichenden Kapitalisierung der europäischen Banken bleibt aber weiterhin zentral. Gemäss der OECD weisen europäische Geldinstitute mit einem Leverage Ratio von 36,8 derzeit ein doppelt so hohes Finanzierungs-Risiko auf wie US-Konkurrenten, die im Schnitt ein Leverage Ratio von 17,9 haben. Das heisst: Während in den Vereinigten Staaten auf 1 Dollar Eigenkapital Vermögenswerte in der Höhe von 17,9 Dollar kommen, sind es in Europa Vermögenswerte in der Höhe von 36,8 Dollar. Gemäss den Erstquartalszahlen und unter Berücksichtigung der jüngsten Kapitalerhöhung von 3,8 Milliarden Franken beträgt das Leverage Ratio der UBS derzeit sogar rund 43 (1861 Milliarden Franken Vermögenswerte auf 44 Milliarden Franken Eigenkapital). Müssen die Vermögenswerte weiter abgeschrieben werden, wird die Eigenkapitaldecke immer kleiner. Weitere Notmassnahmen wie die UBS-Kapitalspritze der Eidgenossenschaft vom vergangenen Herbst wären im schlimmsten Fall möglich. SNB fordert dickere Eigenkapitaldecke Dass die aktuelle Eigenkapitaldecke der UBS in einer Krise akzeptiert werden muss, aber langfristig nicht tolerierbar ist, machte die Schweizerische Nationalbank (SNB) unlängst klar. Sie forderte, dass Banken in guten Zeiten mindestens ein Leverage Ratio von 20 (5 Prozent) aufweisen sollten. Um diesen Wert zu erreichen, müsste die UBS entweder 49 Milliarden Franken Eigenkapital aufnehmen oder Vermögenswerte in der Höhe von 981 Milliarden Franken verkaufen. Das würde bedeuten, dass sie die Bilanz mehr als halbieren müsste. JP Mogan Chase rechnet weniger hart und sieht in einer neuen Studie zur UBS einen Veräusserungsbedarf an Vermögenswerte von 450 Milliarden Franken oder einen zusätzlichen Kapitalbedarf von 23 Milliarden. Aus Aktionärssicht wäre eine Veräusserung von Vermögenswerten die bessere Variante, da der Aktienkurs der UBS unter einer Kapitalerhöhung wegen der damit einhergehenden Gewinnverwässerung leiden würde. Die Kapitalisierungsfrage stellt sich nicht nur bei der UBS. Die OECD schätzt den zusätzlichen Kapitalbedarf der europäischen Banken ohne den nicht zu quantifizierenden möglichen Verlust aufgrund intransparenter Anlagevehikel auf 1365 Milliarden Dollar. Nur so könne der Leverage und damit das Risiko auf das Niveau der Amerikaner gesenkt werden. Collateralized Synthetic Obligations Die grössten Emittenten 2008 (in Mio USD) 1 BNP Paribas 367'740 2 JP Morgan 286'538 3 Barclays Capital 168'479 4 Societe Generale 112'491 5 Citi 80'109 6 Deutsche Bank 74'592 7 UBS 69'785 8 Bank of America 47'675 9 Calyon 15'080 10 Merrill Lynch 10'375 Total 1'232'864 Quelle: OECD/Creditflux ----------- Don`t Touch -NoRiskNoFun-Think straight |