„mit“ finale heißt ja nicht unbedingt, dass er sich immer auskotzen muß.
Man kann auch halbwegs nett zueinander sein und muss nicht ständig beleidigen und provozieren. Das ist natürlich nur meine persönliche Meinung…vielleicht brauchen es manche ja auch ganz einfach, um ihr Selbstwertgefühl aufzupäppeln und ihrem „Ruf“ gerecht zu werden.
Man könnten auch beleidigend irgendwo anders sein Unwesen treiben, das wäre doch mal ganz was anderes ... Auch, wenn das anderswo bestimmt auch nicht besser ankäme
Habt einen schönen und ärgerfreien Sonntag! Vielleicht auch etwas sonnig ohne so viel Regen wie gestern ;-)
Wissen Sie, was ein Dreiseitenkipper ist oder raumübergreifendes Großgrün? In Behörden gehören Formulierungen wie diese zum Alltag. Blöd nur, dass sie keiner versteht. Der Journalist und Autor Lorenz Meyer hat dieses Problem zum Anlass für sein neuestes Buch genommen: Er übersetzte gängige Redewendungen in aufgeblähte Behördensprache - eine Art Übersetzungshilfe für Beamtendeutsch. Im Interview mit ntv.de erklärt er, warum der Staat seine Sprache dringend überdenken sollte.
ntv.de: Sie haben eine Übersetzungshilfe für Behördensprache geschrieben. Was hat Sie dazu veranlasst - die letzte Steuererklärung oder der Antrag auf Förderung einer Wärmepumpe?
Lorenz Meyer: Knapp daneben. Es war eine Kombination aus dem Antrag auf BAföG für meine Tochter und die Grundsteuer für den Immobilienbesitz meiner Tante. Ich habe mich durch lauter toller Wörter wie "Bodenrichtwert", "Flächen-Faktor-Modell" und "Hebesatz" gequält. Dann habe ich auf diese kleinen Fragezeichen geklickt, die eigentlich eine Hilfefunktion sein sollen. Allerdings waren die kaum verständlicher, ich stand mindestens genauso ratlos wie vorher da. Es war, wie aus einem Feuerwehrschlauch zu trinken: Man hält sich den Schlauch ins Gesicht und ist danach zwar pitschnass, aber immer noch so durstig wie vorher.
Was macht Amtssprache für Nicht-Beamte so kompliziert? Das sind zum einen die vielen Nomen und Schachtelsätze sowie die passive und unpersönliche Sprache. Aus "Wir prüfen Ihren Antrag" wird bei Behörden schnell "Die Durchführung Ihres Antrags findet statt". Statt dass mich jemand daran erinnert, dass ich vergessen habe, eine Anlage beizufügen, heißt es: "Es wurde festgestellt, dass die vorgelegten Unterlagen unvollständig sind." Zum anderen werfen die Ämter mit uns fremden Fachbegriffen um sich, die oft viel Spielraum für Interpretationen lassen. Dazu lädt die deutsche Sprache natürlich auch ein, denn Hauptwörter lassen sich fast endlos miteinander verbinden. Kennen Sie zum Beispiel noch das Rindfleischetikettierungsüberwachungsaufgabenübertragungsgesetz? Das war mal ein echtes Gesetzesvorhaben in Mecklenburg-Vorpommern. All das macht behördliche Schreiben oft zu Rätseln, die man erst enträtseln muss, bevor man weiß, was nun zu tun ist.
Diese Rätsel machen es für viele fast unmöglich, wichtige Formulare auszufüllen. Ich denke an Steuerbescheide, Kindergeld oder Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz. Ist das nicht Grund genug, die Behördensprache zu entschlacken?
Absolut. Das zeigt sich schon daran, dass sich ganze Berufsgruppen etabliert haben, die wie Übersetzungsdienste agieren. Viele Menschen mit einer relativ einfachen Steuererklärung sehen keinen anderen Weg, als Steuerberatern ein paar hundert Euro in den Rachen zu schmeißen, nur weil sie die Formulare nicht verstehen. Wir haben uns mittlerweile schon daran gewöhnt, dass wir teure Dolmetscher für Behördendeutsch brauchen.
In Ihrem Buch schreiben Sie, dass Amtssprache früher auch ein Mittel der Machtdemonstration war. Manchmal bekommt man das Gefühl, dass sich daran nicht viel geändert hat.
Ich glaube schon, dass dieses Gefälle unbewusst noch in den Köpfen verankert ist. Ich würde den Behörden nicht unterstellen, dass sie Bürgerinnen und Bürger kleinhalten wollen, aber ich erkenne ein Einstellungsproblem. Oft benehmen sich Behörden wie Reklamationsabteilungen von Wirtschaftsunternehmen. Da geht es im ersten Schritt darum, die Kunden abzuwimmeln. Oft entsteht der Eindruck, den Bürgerinnen und Bürgern wird erst einmal Böses unterstellt. Die Beamten verstecken sich dann oft hinter Zuständigkeitsprüfungen und aufgeblähter Sprache, statt den Bürgerinnen und Bürgern auf Augenhöhe zu begegnen. Abgesehen davon kann ich die Grundidee von Behördensprache durchaus verstehen.
Was ist die Grundidee?
Vorgänge rechtssicher zu machen. Man will mittels der Sprache alle Eventualitäten einschließen. Das ist wie auf dem Beipackzettel der Kopfschmerztablette. Wenn irgendwo in einem abgelegenen Dorf jemand nach der Einnahme der Tablette plötzlich das Bedürfnis verspürte, in Gummistiefeln zu schlafen, dann wird das sicherlich im Beipackzettel als mögliche Nebenwirkung erwähnt. Bei Gesetzen und in der Behördensprache führt das jedoch manchmal ins Absurde - zum Beispiel, wenn aus einem Baum ein raumübergreifendes Großgrün wird.
Was müsste passieren, damit Amtssprache verständlicher wird? Es bräuchte ein Umdenken. Beamtinnen und Beamte sind es nicht gewohnt, selbst Verantwortung zu übernehmen. Sie wollen um Gottes willen keine Fehler machen. Das müsste sich ändern, diese Angst müsste verschwinden. Es müsste sich eine neue Praxis mit einer neuen Fehlerkultur entwickeln. Das ist reine Übungssache.
Ich fürchte, das dauert noch ein wenig.
Ja, in der Tat. Manchmal denke ich im Spaß: Wäre es nicht einfacher, wenn wir Behördensprache in der Schule genau so intensiv lernen würden wie Englisch oder Französisch?"
Gewissermaßen ist auch Ihr Buch ein Crashkurs für Behördensprache. Konnten Sie bei einem Behördentermin schon einmal mit Ihrem Wissen glänzen?
Tatsächlich habe ich es mal angewandt, als ich meinen Perso verlängern wollte. Die Beamtin hat mich allerdings nur verwirrt angeguckt und konnte da überhaupt nicht drüber lachen.
Haben Sie ein Lieblingswort auf Amtsdeutsch?
Ich finde alles im Zusammenhang mit dem Garten toll. Wenn Sie zum Beispiel einen Garten hätten, dann würden Sie unter Spontanvegetation, also Unkraut, leiden. Vielleicht hätten Sie auch eine nicht lebende Einfriedung, also einen Zaun. Statt einer Schubkarre würden Sie einen Dreiseitenkipper benutzen und statt Kartoffeln würden Sie subterritoriale Knollengewächse anbauen. Wenn Sie Glück haben, haben Sie sogar eine Hütte, vielleicht mit einer kleinen Treppe. Die heißt dann allerdings höhenmetergewinnende Stufenanlage.
Ich bräuchte ein wenig, um das zu übersetzen. Das ist der Punkt. Stellen Sie sich vor, zwei Menschen würden eine Bank überfallen. Beide stehen am Schalter und der eine sagt: "Geld her oder ich schieße." Der andere Bankräuber formuliert es so: "Bei Nichtübereignung monetärer Werte könnte eine lebensbeeinträchtigende Handlung durch meine ballistische Vorrichtung unvermeidlich werden." Während der erste Bankräuber längst mit dem Geld im Auto sitzt, kratzt sich der Bankangestellte beim zweiten wahrscheinlich immer noch ratlos am Kopf. Oder denken Sie an eine einfache Alltagssituation: Jemand möchte ein Brot kaufen und sagt: "Ein Brot bitte." Stellen Sie sich nun vor, er würde sagen: "Ich beabsichtige, ein Getreideerzeugnis in Form eines Brotes gegen entsprechenden monetären Ausgleich zu erwerben." Bis der Verkäufer die Bestellung versteht, ist das Brot wahrscheinlich schon schimmelig. Das Beispiel zeigt: Behördensprache wäre für den Alltag viel zu umständlich. Warum aber darf sich der Staat so absurd ausdrücken? Es ist dringend notwendig, dass er sich und seine Sprache selbstkritisch überdenkt.
Internationaler Tag des Rosé – International Rosé Day und Nationaler Wassereis-Tag und Vanille-Fruchteis-am-Stiel-Tag – der US-amerikanische National Creamsicle Day
Hier noch zwei gedenktagliche Anregungen zum Nachdenken:
Welttag der Eidechsen – World Lizard Day am 14. August und Nationaler Navajo-Code-Sprecher-Tag