Du hast eine seriöse Quelle angefordert, dass die deutsche Staatsschuldenquote, wie ich geschrieben hatte, durch die massive Aufrüstung von jetzt 63% auf bis zu 100% steigen könnte.
Die von mir angeführte Quelle (unten) ist der "Spiegel". Ob die seriös ist oder nicht, darüber kann man streiten. Immerhin werden konkrete Zahlen genannt, darunter auch besagte "100%".
archive.ph/Toh5G#selection-1461.0-1461.923
...Derzeit liegt Deutschlands Schuldenstand bei rund 63 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung. In absoluten Zahlen sind das rund 2,5 Billionen Euro. Durch das neue Sondervermögen kämen noch einmal zwölf Prozentpunkte hinzu. Wenn Deutschland künftig eher 3,0 als 3,5 Prozent des BIP für Militärisches ausgäbe, würde der Schuldenberg in zehn Jahren noch einmal um 20 Prozentpunkte zunehmen. Er läge dann also knapp unter 100 Prozent des BIP, aber nur unter der Annahme, dass die Wirtschaftsleistung in diesem Zeitraum stagniert, was sehr unrealistisch ist * (siehe meine Kritik unten, FF). Wirklichkeitsnäher, zudem sehr zurückhaltend kalkuliert, ist die Annahme, dass das BIP in den kommenden zehn Jahren unter Einbeziehung der Preissteigerungsraten um ein Viertel zulegt. Dann würde zwar auch der absolute Beitrag zur Aufrüstung steigen, da er prozentual ans BIP gekettet ist, aber die Schuldenstandsquote würde deutlich unter 100 Prozent des BIP liegen.
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FF: Wenn der Staat neue Schulden aufnimmt und das Geld in die Rüstung steckt, entstehen zwar zunächst mal neue Jobs, was Arbeitsplätze schafft und kurzfristig das BIP hebt. Allerdings werden keine Konsumgüter erzeugt, sondern Panzer, Raketen und Granaten, die hinterher höchstwahrscheinlich nur rumliegen, bewacht werden müssen und vor sich hin rosten.
Was anderes wäre es, wenn der Staat das Geld in Investitionen steckt, die später Cash-Flow erzeugen. Als (schlechtes) Beispiel nenne ich mal Maut-Autobahnen: Das Geld für deren Bau wird vom Staat vorgeschossen, aber es gibt später laufende Erträge aus der Nutzung. Staatsprojekte haben allerdings oft niedrige Renditen.
Rüstung-Investitionen sind die schlechtesten, weil sie hinterher überhaupt keinen Cash-Flow erzeugen. Im Gegenteil erzeugen sie sogar Folgekosten für Wartung, Instandsetzung und Bewachung.
Wenn die jetzt neu gebauten Waffen, wie Pistorius betont, wirklich nur zur Abschreckung gebaut würden, wäre die Aufrüstung im Prinzip rausgeschmissenes Geld (Russland würde die Nato eh nicht angreifen). Ich mache mir allerdings Sorgen, ob in Hinterzimmern nicht bereits erneut von glorreichen Russlandfeldzügen fabuliert wird. "Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch" (Bert Brecht-Zitat).
Das heißt es gäbe durch die aktuelle Aufrüstung eine Scheinblüte, aber kein nachhaltiges BIP-Wachstum. Folglich sind auch die 100% Staatsschuldenquote, die der Spiegel oben errechnet hat, keinesfalls unrealistisch. |