Werner Schneider: Der Fett-Ansetzer von Leo Klimm
Werner Schneider Insolvenzverwalter beim zahlungsunfähigen Konzern Walter Bau. Die Rettung des Unternehmens soll sein Meisterstück werden. Werner Schneider, Insolvenzverwalter, will Walter Bau zu neuem Leben erwecken
Der Mann hat die Ruhe weg. Selbst am Dienstag, an dem Tag, an dem ihm das Amtsgericht Augsburg mit seinem bisher größten Fall beauftragt hat, blieb Insolvenzverwalter Werner Schneider gelassen. Dass Walter Bau doch noch Pleite ging, obwohl der Bauriese schon fast gerettet schien, mag viele überrascht haben - nicht Werner Schneider. "Das lag doch in der Luft", sagt er. An die Spekulationen, der österreichische Konkurrent Strabag könnte Walter vor dem Kollaps bewahren, glaubte er nicht. "Wer steigt schon bei einem Unternehmen ein, das in dem aktuellen Zustand in einer so desaströsen Lage ist?", sagt Schneider.
Auch seine eigene Berufung zum vorläufigen Insolvenzverwalter traf den 62-jährigen Neu-Ulmer nicht unvorbereitet. Kaum hatte das Gericht den Beschluss gefasst, hatte er aus seinen 120 Mitarbeitern ein achtköpfiges Sondereinsatzkommando gebildet. Erstes Ziel: "Walter Bau muss aus seiner Agonie befreit werden." Zweites Ziel: "Fett ansetzen" - sprich: Schneider muss dem Konzern die Liquiditätsspritzen verschaffen, die ihm einige Gläubigerbanken bis zuletzt verweigerten. Seine Erfahrung als Insolvenzverwalter wird ihm helfen
Die Rettung von Walter Bau soll Werner Schneiders Meisterstück werden. Seine Erfahrung als Insolvenzverwalter nach spektakulären Unternehmenspleiten wird ihm dabei helfen. Er wickelte die skandalumwitterte Softwareschmiede Infomatec ab und verkaufte den Fahrzeugbauer Kögel an eine Investorengruppe um EM.TV-Gründer Thomas Haffa. Zuletzt hübschte er die Gastronomiesparte von Kloster Andechs zum Verkauf auf, die von den Manager-Mönchen am Ammersee heruntergewirtschaftet worden war.
Werner Schneider ist sich der großen Hoffnungen der 9400 Walter-Mitarbeiter und des politischen Drucks bewusst, die seit am Dienstag auf ihm lasten. Sein Kollege Rolf-Dieter Mönning, der das brandenburgische Millionengrab Cargolifter abwickelte, hält ihn aber für einen der Wenigen, die den schwierigen Job packen können: "Er hat das nötige Feingefühl. Und er hat einen kühlen Kopf."
Von Mönning hat Schneider im vergangenen Sommer den Posten als Sprecher des so genannten Gravenbrucher Kreises geerbt - eines elitären Zirkels von 25 Insolvenzverwaltern, der sich zum Ziel gesetzt hat, Einfluss auf Politik und Gesellschaft zu nehmen. "Es geht auch darum, unser Image zu verbessern", sagt Schneider, der als einziges Mitglied des Kreises nicht Jurist, sondern Betriebswirt ist. Das verbreitete Bild der Insolvenzmanager als Aasgeier des Kapitalismus ärgert ihn. "Oft ist die Insolvenz doch der letzte Ausweg", sagt er. Ob er tatsächlich zum gefeierten Retter von Walter Bau avanciert oder dem Unternehmen doch nur die letzte Ölung verpasst, liegt jetzt vor allem an ihm.
Kursinformationen + Charts Unternehmen ISIN Walter Bau Vz. DE0007477531.MU
FTD, 01.02.2005 © 2005 Financial Times Deutschland, © Illustration: SKP |