Pokert United Internet bei Freenet nur? United Internet will einem Zeitungsbericht zufolge den Aktionären von Freenet 2007 kein Übernahmeangebot mehr unterbreiten. Analysten fragen sich nun: Stimmt das wirklich oder taktiert der Internetanbieter nur?
Die Börsenzeitung zitierte Unternehmenssprecher Marcus Schaps, United Internet werde in diesem Jahr keine Offerte mehr für Freenet abgeben.
Das Problem ist: Die Übernahme lohnt sich für den Käufer nur, wenn sie noch 2007 über die Bühne geht. Nur in diesem Jahr kann der Käufer nämlich die Verlustvorträge von drei Milliarden Euro steuerlich geltend machen, die Freenet seit dem Rückzug aus dem UMTS Geschäft vor sich herschiebt. Wegen der Unternehmensteuerreform ist das 2008 nicht mehr möglich. Die Zeit drängt, denn allein die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht behält sich mindestens 15 Werktage zur Prüfung einer Offerte vor.
Angesprochen auf diesen Zeitdruck, sagte der Sprecher, man verstehe die Aufregung nicht, United Internet habe nie erklärt, dass es in diesem Jahr ein Übernahmeangebot für Freenet geben werde. Zum weiteren Vorgehen sagte er, der Konzern halte sich, wie in der Pflichtmitteilung bekannt gegeben, alle Optionen offen.
Nur ein cleverer Schachzug? Marktteilnehmer befürchten nun das Aus der Übernahme: "Wenn die Übernahme in diesem Jahr nicht über die Bühne geht, dann ist die Sache tot, da im nächsten Jahr keine Verlustvorträge mehr geltend gemacht werden können", sagte ein Händler. Die Börse hat wohl eine ähnliche Meinung. Die nachlassenden Übernahmespekulationen drückten die im TecDax notierten Aktien von Freenet in der Spitze fast sechs Prozent ins Minus.
Analysten können nur mutmaßen über die wahren Absichten von United Internet: "Vielleicht ist das nur ein cleverer Schachzug von United Internet, um weitere spekulative Kursanstiege der Freenet-Aktien zu verhindern", meinte Analyst Adrian Pehl von equinet. Er hob aber den Wortlaut des Sprechers hervor und meinte dazu, dass ein Joint Venture mit Drillisch durchaus noch ein Angebot vorlegen könnte.
Analystin Heike Pauls von der Commerbank schrieb in einer aktuellen Studie, dass der Aktienkurs von Freenet nun zwar etwas einknicke, mögliche Verkäufe von Vermögenswerten und alternative Szenarien für Freenet die Abwärtsbewegung jedoch mindern sollte.
Freenet war erst vor einem dreiviertel Jahr nach einem langwierigem Rechtsstreit mit Kleinaktionären durch die Fusion des Mobilfunkanbieters Mobilcom mit seiner Internet-Tochter Freenet entstanden. Drillisch und United Internet halten über ein kürzlich gegründetes Gemeinschaftsunternehmen rund 30 Prozent an Freenet. Ende September hatten sie angekündigt, diesen Anteil erhöhen und den Telekom-Anbieter aus Schleswig-Holstein gegebenenfalls ganz übernehmen zu wollen. Zwischenzeitlich aufgetauchte Spekulationen über Finanzierungsprobleme von Drillisch wurden von beiden Unternehmen nie kommentiert. bs
Quelle: boerse.ARD.de |