für den heutigen Tag hatte ich eine Analyse der Einzelwerte vorbereitet, doch die aktuelle Situation macht eine sachliche Bestandsaufnahme unmöglich. Fakten und Zahlen zählen in diesen Minuten nicht. War die Börsenstimmung zu Beginn des Jahres noch nervös, erleben wir heute blinde Panik. Der DAX schloss über 7% im Minus. Die 30 deutschen Top-Unternehmen verloren in wenigen Stunden über 66 Mrd. Euro an Börsenwert. Einen solchen Tagesverlust habe ich in Friedenszeiten selten erlebt.
Mit der Realwirtschaft hat die heutige Börsenentwicklung nichts zu tun. Wie gestern berichtet: Die jüngsten Konjunkturdaten aus den USA sind sogar etwas besser als erwartet ausgefallen. Falls Sie das Thema noch vertiefen möchten, finden Sie in der heutigen Ausgabe der Financial Times Deutschland (FDT) auf der Seite 16 unter der Überschrift "Angst vor Rezession lässt etwas nach" einen fast deckungsgleichen Artikel.
Neue schockierende Nachrichten konnten heute aus den USA nicht kommen, da dort Feiertag ist. Die geschlossenen US-Börsen haben den heutigen Kurssturz aber gleich zweifach angefeuert: Zum einen haben große US-Investoren die schwachen Vorgaben aus Asien als Anlass genommen, ihre Positionen an europäischen Börsen zu verkaufen, um so die zu erwartenden Verluste bei der morgigen Eröffnung der US-Börsen zu umgehen.
Zum anderen war der heutige Tag perfekt für Marktmanipulationen geeignet. Es war klar, dass die US-Börsen keine positiven Impulse liefern können und dass die US-Notenbank Fed nicht mit einer überraschenden Zinssenkung den Börsenretter spielen kann. Es reichte also, die ohnehin schon nervösen Börsen in Asien und Europa mit einer Verkaufswelle anzugreifen. aufmerksam verrückt
Völlig untergegangen sind dagegen die guten Unternehmensnachrichten des Tages. So konnte der niederländische Elektronikkonzern Philips mit positiven Zahlen glänzen. Der Ölfeldausrüster Schöller-Bleckmann (SBO) hat sensationelle Zahlen geliefert und den Gewinn um satte 54% gesteigert. Gleichzeitig stieg der Auftragsbestand auf den neuen Rekordwert von 249 Mio. Euro. Die "Belohnung" an der Börse: Die Aktie verliert 12%!
Der allgemeine Preisverfall an fast allen Märkten liefert sogar gute Nachrichten für europäische Unternehmen: Der USD hat sich stabilisiert und notiert bei gut 1,44 USD je Euro (der schwächere Euro ist gut für den Export). Gleichzeitig ist der Öl-Preis wieder unter die Marke von 90 USD je Barrel gefallen.
Was können wir angesichts dieser chaotischen Situation tun? Meine Empfehlung: Den Crash aussitzen. Für Verkäufe ist es zu spät, in das fallende Messer hinein zu kaufen, ist aber auch zu riskant. In solchen Tagen heißt es, die Ruhe bewahren, aktuelle Daten auswerten und auf den nächsten klaren Trend zu warten.
Es gibt auch noch einen kleinen Trost. Ein langsamer, stetiger Kursverfall deutet in der Regel auf eine lange Abschwächung hin. Einzelne Crash-Tage, bei denen die zittrigen Hände vom Markt vertrieben werden, waren dagegen in der Vergangenheit sehr oft anschließend mit starken Kursgewinnen verbunden. Das wird auch "Baumschütteln" genannt. Mit kräftigen Stößen werden zunächst die Früchte vom Baum geholt. Unten am Stamm warten dann die Großinvestoren, die die Aktien billig einsammeln. Jetzt kommt es also nur darauf an, die Nerven zu behalten. |