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Zollspeicher
Grünes Licht für den Zollspeicher
Platz für die Tiefgarage ist gefunden – jetzt können Luxuswohnungen gebaut werden
Das Projekt Alter Zollspeicher kann realisiert werden. Noch vor wenigen Wochen sah es so aus, als würde das ganze Bauvorhaben im letzten Moment an fehlenden Tiefgaragen scheitern. Und jetzt löst sich auf einmal alles in Wohlgefallen auf.
Doch von vorne: In dem denkmalgeschützten Gebäude am Biebricher Rheinufer sollen hochwertige Wohnungen entstehen. Diese Idee hat mittlerweile schon einige Jährchen auf dem Buckel. Einen Interessenten für das Projekt hatte die Eigentümerin Stadt schnell gefunden: Die Wiesbadener Gesellschaft „Denk Mal“.
Doch hochwertige – und kostspielige – Wohnungen mit exklusivem Blick auf den Rhein lassen sich nur mit zugehöriger Garage verkaufen.
Auch hier zeichnete sich schnell eine Lösung ab. Unter dem Außengelände der Kindertagesstätte der Oranier-Gedächtnis-Kirche sollten die Parkplätze für entstehen. Alles sah nach einer Win-Win-Situation aus. Die Gemeinde hoffte auf finanzielle Unterstützung bei der Neugestaltung des Außengeländes, Stadt und potenzieller Käufer auf eine günstige Tiefgarage.
Nach fünf Jahren währenden Verhandlungen sprach sich die Gemeinde dann im August gegen den Bau einer Tiefgarage auf ihrem Gelände aus. Zu viele ungeklärte Fragen, zu viel Unwägbarkeiten, lautete die Begründung der Gemeinde. Das gesamte Projekt Zollspeicher stand auf der Kippe.
Jetzt hat Andreas Guntrum, Geschäftsführer der Stadtent-wicklungsgesellschaft (SEG), eine Lösung aus dem Hut gezaubert: Die Tiefgarage soll am Fuße des Gebäudes, unterhalb der Promenade am Rhein entstehen. Eine technische Prüfung mit Probebohrungen hat laut Guntrum schon stattgefunden. Die Stadtverordnetenversammlung hat jetzt grünes Licht für den Plan gegeben.
Und prompt ist die „Denk Mal“ auch wieder am Kauf des Objekts interessiert. „Wenn alles glatt läuft, können wir im Frühjahr starten“, sagt „Denk Mal“-Geschäftsführer Thorsten Seegräber. Wegen des Denkmalschutzes gebe es schon die erforderlichen Zusagen in mündlicher Form, diese bräuchten nur noch auf Papier gebannt werden. Ende 2012, hofft Seegräber, könne dann mit den Bauarbeiten begonnen werden.
Geplant sind 13 exklusive Eigentumswohnungen mit rund 80 bis 240 Quadratmetern. Der Preis soll bei 3000 bis 6000 Euro pro Quadratmeter liegen. Über Käufer macht sich „Denk Mal“ keine Gedanken. Wohnungen in dieser Lage sind in Wiesbaden eine Rarität.
Fertig sollen die Wohnungen Ende 2013 sein. Bis dahin muss das Gebäude komplett entkernt und innen sozusagen neu geschaffen werden. Bestehen bleibt nur die Hülle des Gebäudes.
Im Zollhaus sollen zudem Gastronomie, ein Raum für Kulturveranstaltungen der Biebricher Vereine sowie Gewerbefläche entstehen.
Wie, mag man sich da am Ende noch fragen, ist des SEG dieser feine Zaubertrick mit dem neuen Standort für die Tiefgarage gelungen? „Diese Idee hatten wir schon vor sechs Jahren“, sagt Guntrum. Damals wurde sie allerdings als zu teuer verworfen. Die Kooperation mit der Kirche erschien damals als der günstigste Weg. Und jetzt – vor der Alternative keine Tiefgarage oder eine teure – wurde die alte Idee einfach wiederbelebt. |