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Veribo Das Grüne vom Öl [15:27, 12.05.10]
Von Kathrin Werner
Der Chef von Europas größtem Biosprithersteller sucht Hilfe beim einstigen Gegner: Mit Unterstützung der Ölkonzerne will Verbio wieder Gewinne machen.
VERBIO...
A0JL9W Börsenwert 204,75 Mio € KGV 11e 16,25 Aktueller Kurs 3,43 € Veränd. z. Vortag 5,38 %
Eigentlich ist Claus Sauter ein politischer Mensch. Die Bundeskanzlerin nimmt ihn mit auf ihre Südamerikareise. Als Chef des Biokraftstoffverbands zieht er die Fäden in Berlin. Bei seinen Fabrikeröffnungen ist immer irgendein Ministerpräsident zugegen. Doch diese Zeiten sind jetzt vorbei. Sauter, der Chef von Verbio, einem der größten europäischen Biodiesel- und Bioethanolhersteller, hat mit der Politik abgeschlossen.
"Ich habe die Schnauze voll von dem Hickhack in Berlin", sagt er im FTD-Interview. Einst zur Ökowunderwaffe gegen die Energieknappheit erklärt und durch Subventionen und Steuerbefreiung gefördert, hat die Politik nun Bedenken gegen Biosprit: Wie hoch ist die CO2-Einsparung wirklich? Steigen Lebensmittelpreise, weil Äcker mit Energiepflanzen zugebaut werden? Werden Regenwälder gerodet? Nach und nach nimmt die Bundesregierung Abstand von ihren ehrgeizigen Biosprit-Zielen. "Wir haben gelernt, dass wir uns auf die Politik einfach nicht verlassen können", sagt der 43-Jährige.
Dabei hätten all die Bedenken mit den deutschen Herstellern gar nichts zu tun, sagt er. Schließlich stamme deutscher Biodiesel meist aus deutschem Raps und deutsches Bioethanol aus deutschem Roggen oder Zuckerrüben. Und Verbios Sprit spare im Schnitt mindestens 60 Prozent CO2 ein. Doch die Bedenken der Politiker bleiben. "Wir orientieren uns jetzt am Markt", sagt Sauter. Er glaubt, neue Unterstützer gefunden zu haben - an ungewöhnlicher Stelle: "Jetzt sind die Mineralölkonzerne gefragt", sagt er. Die Feinde von einst sollen zu Freunden werden.
Es gebe sogar Ölkonzerne, die sich freiwillig für eine höhere Beimischung von Bioethanol zum Benzin einsetzen, sagt Sauter. Vor allem, weil mit mehr Ethanol die Oktanzahl des Kraftstoffs auf vergleichsweise kostengünstige Weise steigt. "Und wenn die Mineralölwirtschaft das will, dann kommt das auch", sagt Sauter. Er glaubt, dass Ende 2010 die Beimischung von jetzt fünf auf zehn Prozent steigt, E10 genannt. "Dann wird sich ab 2011 die Nachfrage nach Ethanol verdoppeln." Uwe Franke hat er schon auf seiner Seite. Der BP-Deutschlandchef hält E10 für notwendig, um die für dieses Jahr geplante Biokraftstoffquote von 6,25 Prozent zu erreichen.
Es gebe eben gute und schlechte Ölkonzerne, sagt Sauter. Und die guten, hofft er, kaufen seinen Biosprit, für den kein Urwald weichen musste. "Es gibt Mineralölkonzerne, die fragen aus Imagegründen extra nur Rapsöl an, weil sie verhindern wollen, dass Palm- oder Sojaöl bei ihnen gefunden wird", sagt er. Letztlich gehe es ja auch nur um 1 oder 2 Cent Preisunterschied pro Liter. "Jetzt hängt es von unseren Kunden ab, ob sie das Risiko eingehen, weiter Produkte aus Asien und Südamerika mit irgendwelchen windigen Siegeln zu kaufen."
Die Zeit der roten Zahlen soll vorbei sein, sagt Sauter. 2010 will er wieder einen kleinen Gewinn schreiben. Am heutigen Mittwoch legt Verbio Quartalszahlen vor. Rettung verspricht ein neues Produkt: Biogas. Aus dem Reststoff der Biospritherstellung, will er Gas machen und ab August an eigenen Zapfsäulen verkaufen. "Biogas ist sicherer", sagt er. "Das funktioniert teilweise schon ohne staatlichen Fördermittel." |