VDI und VDE fordern gleichberechtigte Förderung von Brennstoffzelle und Batterie 07.06.2019 | In: Politik, Studien & Umfragen
Aus Sicht des Verein Deutscher Ingenieure (VDI) und des Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik (VDE) konzentriert sich die Diskussion um den Antrieb der Zukunft zu stark auf Batterie-Systeme. Sie fordern in einer gemeinsamen Erklärung die gleichberechtigte Förderung von Brennstoffzellen- und Batterie-Fahrzeugen.
Rein batteriebetriebene Fahrzeuge genügen nicht, um die energie- und umweltpolitischen Ziele der Bundesregierung zu erreichen, so die Argumentation. Die neue VDI/VDE-Studie „Brennstoffzellen- und Batteriefahrzeuge“ zeige, dass Brennstoffzellen-E-Mobilität nicht nur einen bedeutsamen Schritt zur Reduzierung der Emissionen von Treibhausgasen leistet, sondern auch weitaus einfacher umzusetzen ist.
„Brennstoffzellenfahrzeuge sind ein notwendiges Element für die E-Mobilität von morgen. Der Treibstoff Wasserstoff lässt sich flexibel aus erneuerbaren Energien herstellen, speichern und transportieren“, sagt Martin Pokojski, Vorsitzender des VDI/VDE-Fachausschusses „Wasserstoff und Brennstoffzellen“. Er ist Mitautor der Studie, die die beiden Technologien nach technischen, ökologischen und wirtschaftlichen Aspekten bewertet. Anstatt nur eine Technologie zu fördern, sollten Politik und Wirtschaft auf beide Systeme setzen, meint Pokojski.
Gegenüber Batterie-Fahrzeugen (BEV) punkten Brennstoffzellen-Fahrzeuge (FCEV) laut der Studie mit mehreren Vorteilen. Sie erzielen demnach erheblich leichter und kosteneffizienter große Reichweiten, ihre Betankungszeiten sind mit dem heutigen Standard für Benzin oder Diesel vergleichbar und wesentlich höhere Nutzlasten sind möglich. „Ein Vorteil der Wasserstofftechnologie ist auch ihre leichtere Umsetzung, da vorhandene Strukturen genutzt werden können und bestehende Tankstellen sich entsprechend erweitern lassen“, erklärt Co-Autor Andreas Schamel.
„Die Infrastrukturinvestitionen sind für BEV bei einer geringen Marktdurchdringung zwar geringer als für FCEV. Aber das Bild dreht sich bei einer größeren Marktdurchdringung. Daher könnte eine Mischung beider Systeme – BEV für die kürzeren Strecken und FCEV für Langstrecken – ein Kostenoptimum ergeben“, so Schamel weiter.
Keine CO2-Reduktion ohne erneuerbare Energien Die gewünschte Reduktion der CO2-Emissionen findet nur statt, wenn der Strom für das Laden der Batterie und die Produktion des Wasserstoffs aus regenerativen Quellen stammt, betonen die Studienautoren. „Zudem ist es relevant, wie die Rohstoffe gewonnen und die Batterien und Brennstoffzellen hergestellt werden. Sorgfältige Analysen des Energieverbrauchs und der CO2-Emissionen im gesamten Lebenszyklus und eine Erhöhung der Recyclingquote sind ebenfalls unabdingbar. Beide Technologien benötigen Rohstoffe, die nicht unbegrenzt zur Verfügung stehen“, so Angelika Heinzel vom Zentrum für Brennstoffzellen-Technik in Duisburg, ebenfalls Mitautorin der VDI/VDE-Studie.
Neben der energetischen Effizienz des Antriebsstrangs und dem Rohstoffbedarf der Batterie und der Brennstoffzelle hat Heinzel speziell den Ressourcen- und Flächenverbrauch für die benötigten Infrastrukturen – wie Stromtrassen und Ladesäulen, Gaspipelines und Wasserstofftankstellen – im Blick. „Beide Technologien werden in Zukunft in Segmenten des Mobilitätssektors eingeführt: Die Brennstoffzellenfahrzeuge zunächst bei Flottenfahrzeugen und Fahrzeugen mit großer Reichweite. Im Gegensatz zur Batteriefertigung muss die Brennstoffzelle die Hürde zur Serienfertigung noch nehmen, was eine große Chance für deutsche Hersteller sein kann.“
Die Bundesregierung müsse schnellstens gleichermaßen für Brennstoffzellen- und Batterie-Fahrzeuge Anreizsysteme schaffen und Infrastrukturen aufbauen, fordern die Autoren der Studie. „Hierzu zählt die Forcierung des Markthochlaufs von E-Fahrzeugen durch die Umstellung von Fahrzeugflotten, der Ausbau der Wasserstoffinfrastruktur durch Realisierung der bundesweit einheitlich geplanten 400 Wasserstofftankstellen sowie die Einbeziehung des Energieträgers Wasserstoff in die sektorübergreifende Langzeitstrategie für eine sichere Energieversorgung. Und nicht zuletzt für unsere Wettbewerbsfähigkeit brauchen wir in Deutschland einen zeitnahen Aufbau von Produktionseinrichtungen für Brennstoffzellen und Batterien. Hierfür muss die Politik geeignete Rahmenbedingungen schaffen“, heißt es in der Mitteilung von VDI und VDE. |