Portugal arbeitet an Rettung von Qimonda
Lissabon. In Portugal gibt es nach Angaben von Wirtschaftsminister Manuel Pinho "einige Interessierte (Investoren) an der Rettung" der Fabrik des insolventen Speicherchip-Herstellers Qimonda in dem südeuropäischen Land.
Pinho und Qimonda-Chef Loh Kin-wah versicherten nach einem zweistündigen Treffen am Montag in Lissabon, an dem auch der vorläufige Insolvenzverwalter Michael Jaffé teilnahm, man habe "Fortschritte erzielt". Details der Gespräche könnten aber noch nicht bekannt gegeben werden, hieß es.
ANZEIGE
Loh Kin-wah erklärte, man unternehme "zur Zeit alles mögliche, um das Werk in Vila do Conde zu erhalten, denn dort und in Dresden ist das zentrale Geschäft von Qimonda". Minister Pinho räumte seinerseits ein, die Situation sei "sehr schlimm", aber der Insolvenz-Prozess bei Qimonda biete "mehr Flexibilität bei der Umstrukturierung verschiedener Teile der Gruppe".
Die Infineon-Tochter Qimonda hatte am 23. Januar Insolvenz angemeldet. In Küstenort Vila do Conde nördlich von Porto beschäftigt das Unternehmen 1800 Menschen, die um ihre Posten bangen. Minister Pinho meinte, die Fabriken in Dresden und Vila do Conde seien "die besten und konkurrenzfähigsten" von Qimonda. Die Namen der interessierten Investoren nannte er allerdings nicht.
Insolvenzverwalter Jaffé hatte vergangene Woche gesagt, er sehe nur noch bis Ende März eine Chance zur Rettung des Dresdner Werkes. Nur bis Ende März werde Insolvenzgeld bezahlt. In Dresden sind rund 3200 Mitarbeiter beschäftigt. Im Werk München sind von der Insolvenz etwa 1200 Mitarbeiter betroffen.
Weltweit arbeiten bei Qimonda rund 12.000 Menschen. Dresden gilt als das letzte Halbleiterzentrum in Europa, das zukunftsfähige Produkte und Basistechnologien entwickelt.
Verheugen sieht keine Hilfsmöglichkeit der EU
EU-Industriekommissar Günter Verheugen (SPD) sieht keine Hilfsmöglichkeit der Europäischen Union für den insolventen Chiphersteller Qimonda. "Niemand kann ein Unternehmen retten, das sein Eigentümer nicht retten will", sagte Verheugen der in Dresden erscheinenden "Sächsischen Zeitung".
Sachsens Wirtschaftsminister Thomas Jurk (SPD) hatte dagegen am Montag vor dem Hintergrund der Insolvenz der Infineon-Tochter EU-Hilfen für die europäische Chipindustrie gefordert. "Wenn ein Unternehmen nicht mehr an einen Standort glaubt, dann sind in einer Marktwirtschaft die Würfel gefallen", sagte Verheugen.
Protest der Beschäftigten in Dresden
Die sächsische Landesregierung habe ihn erst im Januar 2009 auf eine Hilfe für Qimonda angesprochen, aber nicht auf eine langfristige Strategie, sondern auf Möglichkeiten einer kurzfristigen Rettung. "Ganz generell gilt, das gemeinschaftliche Fördermittel nicht für eine Unternehmensrettung eingesetzt werden dürfen", sagte Verheugen.
Heute wollen in Dresden Mitarbeiter von Qimonda für die Rettung des Chipherstellers demonstrieren. Betroffen von der Insolvenz sind in Dresden rund 3200 Mitarbeiter, im Werk München sind es etwa 1200. Weltweit arbeiten bei Qimonda rund 12.000 Menschen. (dpa) |