Zwangsarbeit bei Solarpanel-Herstellung?
Setzen neben der Eniwa auch andere Aargauer Energiedienstleister auf die mutmasslich problematischen Module?
Die Aarauer Energiedienstleisterin Eniwa baut Photovoltaik-Anlagen mit Solarpanels unter anderem vom chinesischen Hersteller Jinko Solar. Dieser soll, so die Mutmassung von Menschenrechtsorganisationen, mindestens in der Vergangenheit von Zwangsarbeit profitiert haben. In Nordwestchina wird laut Berichten die uigurische Minderheit unterdrückt und beim Rohstoffabbau eingesetzt. Rund ein Drittel des weltweit für die Herstellung von Solarzellen verwendeten Polysiliziums stammt aus dieser Region.
Die Eniwa lässt sich von ihren Lieferanten in der Schweiz bestätigen, dass die Hersteller der verwendeten Solarpanels die Gesetze einhalten. Jinko Solar erfülle aktuell diese Auflagen. Dazu werde die Kundschaft aktiv darauf hingewiesen, dass sie auch Panels von europäischen Herstellern einbauen lassen kann (die AZ berichtete).
Die meisten Anbieter verzichten auf heikle Panels
Wie sieht es bei anderen Energiedienstleistern im Aargau aus? Die AEW erklärt auf Anfrage, dass Panels von Jinko Solar früher verwendet wurden, für ihre eigenen Solaranlagen aber nicht mehr. Bei Anlagen, die zusammen mit regionalen Fachpartnern installiert werden, komme Jinko Solar hingegen manchmal zum Einsatz. Wie bei Eniwa entscheide die Kundschaft, welche Module verbaut werden.
Auch die AEW verlangt, dass die Vorschriften für die Beschaffung von Mineralien eingehalten werden. Die Lieferanten müssen zudem mit Dokumenten belegen, dass sie keine Kinderarbeit einsetzen und keine bewaffneten Gruppen finanzieren, die Menschenrechtsverletzungen begehen.
Die meisten angefragten Dienstleister im Aargau verwenden keine Panels von Jinko Solar. Zum Beispiel die Regionalwerke Baden: Dort gilt die Devise Schweiz zuerst, danach Europa. Standardmässig setzen sie auf Panels der deutschen Firma Axitec Energy oder der Schweizer Meyer Burger. Auch die IBW Installationen AG in Wohlen verwendet keine Module von Jinko Solar.
Energie Wettingen installiert fertige Anlagen «von Schweizer Solarteuren aus der Region». Ähnliches sagt auch IBB Energie in Brugg. StWZ Energie in Zofingen installiert Anlagen mit Panels von Schweizer Lieferanten, «die zum Teil auch in China produzieren», wie sie sagen. Auf Anfrage bestätigt der Lieferant gegenüber StWZ schriftlich, dass auf faire Arbeitsbedingungen geachtet werde. Auch die Vorlieferketten würden «streng überwacht» durch regelmässige, teils nicht angekündigte Fabrikinspektionen.
Das Silizium in den von StWZ verwendeten Panels stamme «von einem zuverlässigen Lieferanten» aus der zentral gelegenen chinesischen Provinz Hubei – deren Hauptort Wuhan wurde weltweit bekannt wegen der Coronapandemie –, weit weg von der Region der Uiguren. Dazu würden die Werke mit erneuerbarer Energie betrieben, der CO2-Ausstoss sei sehr gering.
«Diese abgelegene Provinz hat nur Nachteile»
«Dass gewisse Marktteilnehmer Sozial- und Umwelt-Dumping betreiben, verurteilen wir scharf», schreibt der Lieferant von StWZ weiter. Dies komme aber vor allem in der uigurischen Region Xinjiang vor. «Diese abgelegene Provinz hat als Produktionsstandort eigentlich nur Nachteile. Der einzige Grund, dort zu produzieren, ist billige Kohlekraft sowie die von der Regierung tolerierte Ausbeutung der Arbeitskräfte.»
Europäische Solarpanels sind aber teurer: laut AEW «um Faktor 2». Dazu sei die Lieferbarkeit nicht die gleiche: Europäische Panels seien kurzfristig nur in bedeutend kleineren Mengen verfügbar als chinesische.
Gemäss IBW Wohlen sind europäische Solarmodule rund 50 Prozent teurer als chinesische. Bezüglich Qualität und Leistung gebe es aber keine grossen Unterschiede, sagt die IBW und erinnert, dass auch europäische Solarmodule Materialien aufweisen können, die von ausserhalb Europas stammen. |