bald vermehrt dumm gucken:
Neue Zähne zum Schnäppchenpreis
Im Internet können preisbewußte Verbraucher ihre Prothesen jetzt ersteigern oder im Ausland bestellen
von Jennifer Lachman
Preiswerter Weg zu einem gepflegten Gebiß
Foto: ddp
"Doktorguenstig" will seinem Namen mal wieder alle Ehre machen. Nachdem er bereits "Fotohelene" und "Eberhardt" so gut und günstig behandelt hatte, will der Zahnarzt aus Berlin nun auch "Plastik" helfen. Denn "Plastik" - wie sich die ältere Dame im Internet nennt - benötigt eine neue Zahnkrone - und soll dafür tief in die Tasche greifen. Rund 3920 Euro würde das Ganze kosten, lediglich 660 Euro will ihre Krankenkasse dazuzahlen. Für den Rest von 3260 Euro soll "Plastik" selbst aufkommen.
Statt dessen aber wagte die Berlinerin einen noch recht ungewöhnlichen Schritt - und versteigerte ihre Behandlung im Internet. Auf ihr Inserat bei
http://www.2te-zahnarztmeinung.de/ meldete sich "Doktorguenstig": 1200 Euro kostet bei ihm eine neue Krone, gerade mal 600 Euro davon muß "Plastik" zahlen - für sie eine Ersparnis von 82 Prozent.
Die Prothese ist zur Verhandlungssache geworden: "Der Patient bestimmt viel stärker als früher über Preis und Art des Zahnersatzes mit", sagt Karl-Heinz Sundmacher vom Freien Verband deutscher Zahnärzte. Denn seit die gesetzlichen Krankenkassen für Brücken und Implantate nur noch feste Beträge zuschießen, wird nicht nur in den Praxen Geld immer häufiger zum Thema. Auch im Internet können Patienten inzwischen ihren Zahnersatz aushandeln. So treffen auf
http://www.2te-zahnarztmeinung.de/ 7500 Patienten auf 400 Zahnärzte. Bei den 4000 Auktionen, die seit Beginn der Seite im Januar 2005 zustande kamen, hätten die Patienten im Schnitt 56 Prozent ihres Eigenanteils gespart, hat Betreiber Holger Lehmann errechnet.
Nachdem der Patient sich registriert hat, kann er - für eine Gebühr von maximal 7,50 Euro - den Heil- und Kostenplan seines Zahnarztes Online stellen. Dieser enthält den Befund sowie Angaben über Honorar, Labor- und Materialkosten. Zudem kann der Patient angeben, wie weit er bereit ist, für die Behandlung zu fahren. Die Auktionen laufen fünf bis zehn Tage: "Danach sucht sich der Patient unter den fünf günstigsten Zahnärzten einen aus", sagt Holger Lehmann. Ein wichtiges Kriterium sind dabei die Bewertungen früherer Patienten: Wer auf der Skala drei weiße Zähne vergibt, war sehr zufrieden, für eine schlechte Behandlung gibt es einen pechschwarzen. Nach demselben Prinzip funktioniert auch die Seite
http://www.zahngebot.de/. Zwar haben sich hier erst 250 Nutzer registriert - dafür ist der Service für Patienten kostenlos.
"Skeptisch" betrachtet die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV) solche Internetportale. "Der Zahnarzt gibt schließlich ein Preisversprechen ab, ohne dem Patienten auch nur einmal in den Mund geschaut zu haben", kritisiert KZBV-Sprecher Reiner Kern. Solche Vorwürfe weist Lehmann zurück: Die Gebote seien unverbindliche Kostenvoranschläge der Ärzte, "und wenn sich beim ersten Termin das nötige Vertrauen nicht einstellt, können sowohl Dentist als auch Patient die Behandlung ablehnen".
Aber auch Patienten, die mit ihrem Zahnarzt bisher sehr zufrieden waren, können sparen. Denn oft ist es nicht das Honorar, das die Rechnung aufbläht: Die Material- und Laborkosten machen bis zu 65 Prozent aus.
Hier helfen Seiten wie
http://www.zahnersatzsparen.de/, die von der MDH AG aus Mühlheim an der Ruhr betrieben wird. Anhand seines Heil- und Kostenplans erhält der Patient ein Gegenangebot, das nach Aussage von Vorstand Holger-Ludwig Riemer im Schnitt ein Drittel der ursprünglich veranschlagten Laborkosten beträgt: Denn die MDH AG läßt den Zahnersatz in China fertigen. "Sofern der Zahnarzt zustimmt, holen wir die Abdrücke innerhalb von zwei Stunden per Boten in der Praxis ab", erklärt Riemer das Procedere. Nach einer Eingangskontrolle in ihrem hiesigen Labor werden dann Behandlungsunterlagen und Abdrücke nach China geflogen. Zurück in Deutschland gibt es eine Endkontrolle, bevor der Zahnersatz nach zehn bis zwölf Tagen in die Praxis geliefert wird. "Die Fehlerquote liegt unter einem Prozent", berichtet Riemer. Und wie die Konkurrenz von Zahnersatz Müller (
http://www.zahnersatz-kostenvergleich.de/), die im türkischen Izmir produzieren läßt, betont auch die MDH AG, daß Qualitäts- und Sicherheitsstandards genauso hoch seien wie in Deutschland. So gewährt die MDH AG statt der üblichen Frist vier Jahre Garantie, Zahnersatz Müller drei Jahre.
Aber auch ein Vergleich der deutschen Labore kann sich schon rechnen, wie die Seite
http://www.caredental.de/ zeigt, die unter anderem von der City BKK und der DAK unterstützt wird. Auch
http://www.die-endverbraucher.de/ arbeitet vornehmlich mit deutschen Laboren zusammen, der Betreiber Friedrich Heckl berichtet von Einsparungen von rund 50 Prozent.
Wem das noch nicht günstig genug ist, für den bietet Heckls Homepage einen weiteren Service: In einer europaweiten Datenbank kann man nach Adressen und Referenzen ausländischer Zahnärzte suchen - sortiert nach Ländern, komplett mit Links zu Billigflügen und günstigen Hotels in der Nähe.
Artikel erschienen am Mo, 23. Januar 2006
www.welt.de