Du seist realistisch. Behaupte ich von mir auch. Und jetzt? Solche Argumente führen nirgendwo hin und sind keine Diskussionsbasis. Jeder kann, soll, darf hier Kursziele nach Lust und Laune verbreiten, aber er soll es jeweils bitte begründen, auch Du. Meinetwegen schreib dazu, dass das einfach son Gefühl von Dir ist. Auch gut, dann weiß ich Bescheid.
Die durchschnittliche Bewertung im Dax lag beim Stand von knapp unter 10.000 bei 14,3. Zu teuer? Wo wäre preiswert? Bei 7,8? Klar. Bei 2,1 wäre es noch preiswerter. Und vor wenigen Wochen lag die Bewertung im Dax sogar am Schluss der europäischen Indizes. Das, obwohl Deutschland die höchsten Exportüberschüsse auswies. Woran das wohl liegt?
Daran: Die Anlagequote deutscher Kleinanleger beträgt maximal 2 %, vermutlich weniger. Der Anteil der Publikumsfonds kann auf 3-4 % veranschlagt werden. 90-95 % entfallen auf die "großen Drehscheiben", insbesondere London und NY (Bernecker, heutige AB-Daily). Das bedeutet: der Dax ist ein Spieltisch ausländischer Vermögensverwalter, darunter, als größter, Blackrock. Diese Adressen sind es, die vorgeben, wann unser Dax steigen darf und wann er abverkauft und fallen gelassen wird. Wir Deutschen selbst sind nur Zuschauer, die gerne ihr Geld einbringen dürfen und es mit viel Glück nicht verlieren. Aber zu "gestalten" gibt es für uns nichts. Also bilden wir uns alle (auch Du) bitte nicht ein, wir könnten hier mit irgendwelchem "Können" irgendetwas bewirken. Die üblichen Bewertungsdiskussionen sind aus diesem Grund nur Alibigeplänkel machtloser Schafe. Oder auf Deutsch: wenn die Amis Geld in den Dax stecken möchten, interessiert sie die Bewertung vermutlich einen feuchten Kehricht. Gemessen an den US-Indizes sind unsere Bewertungen ohnehin immer ein Witz. Immer. Es ist uns aber nicht erlaubt, allzu stark daher zu kommen.
Weil das so ist, sind auch alle Diskussionen irrational, die den Punktestand im Dax betreffen. Verdient hätte er jetzt schon mehr als 15.000, wenn die Amis die selben Maßstäbe bei ihm anlegen würden, wie an ihren eigenen Indizes. Paradoxerweise wird der Dax aus genau dem selben Grund nicht auf 6.000 fallen: die Amis würden das nicht zulassen, dazu haben sie zuviel Geld reingesteckt. Aber letzten Endes hängt das Schicksal des Dax immer an der Liquidität der US-Märkte. Wird die Kohle knapp, kommen Margin-Calls, wird immer zuerst im Dax liquidiert. Hat man die letzten Tage sehr schön am Euro beobachten können. Warum ist der wohl plötzlich wieder gestiegen, genau in dem Moment, wo im Dax liquidiert wurde? Klickt's?
Bernecker sieht im aktuellen Kurseinbruch eine "fantastische Chance" und die Voraussetzung für einen weiteren Anstieg auf 10.000...12.000...15.000. Es gibt gute Gründe, warum das nicht unmöglich ist: erstens arbeitet die EZB wie besessen an der weiteren Abwertung des Euro. Zweitens werden klammheimlich faule Anleihen an die Bad Bank ausgelagert. Gleichzeitig wird der Markt mit Geld geflutet, was kritisch zu sehen ist. Aber alleine die Abwertung dürfte im kommenden Jahr für deutlich anziehende Exporte sorgen. |