Lieber H7 ich glaube du hast noch gar nicht mitbekommen, dass sich mittlerweile in der EU die Modulpreise endlich wieder auf Weltmarktniveau bewegen. Also zwischen 0,36 bis 0,40 $/W !!! Alle große Chinesen haben sich ja bekanntermaßen von den EU Mindestpreisen verabschiedet. Seit Q1 z.B. liefert Jinko in die EU aus ihrer Malaysia-Produktion.
Diese 0,057 €/kWh sind eigentlich immer noch recht hoch bei dem niedrigen Zinsniveau wie auch den sehr niedrigen Modul-, Wechselrichter- und Gestellpreisen. Normalerweise müssten in Deutschland locker Preise von unter 0,05 €/kWh raus kommen und selbst dann wäre das noch fast zu hoch.
Noch kurz zu Q2. Mich haben ja etliche via BM angeschrieben die letzten 2 Wochen. Hier mal ganz kurz meine Aussagen dazu:
Bei Jinko ist es halt schade, dass in Q1 die Bruttomarge so extrem abgeschmiert ist und völlig unerwartet nur noch bei 11,3% gelegen ist. Alles andere war ganz ok. Vor allem, dass Jinko ihre operative Kosten so stark senken konnte von 12 auf 10% zum Umsatz. Das war klasse und laut Jinko soll das auch so bleiben. Das heißt dann, dass Jinko in Q2 sehr gute Zahlen bringen wird. Schon alleine deshalb, weil Jinko nach ihrer Q2 Absatzguidance erstmals auf Quartalsbasis einen Umsatz größer 1 Mrd. $ erzielen dürfte. Die Bruttomarge wird wohl wieder gen 13 bis 14% gehen. Denn zum einen sind die Modulpreise in Q2 gg. Q1 sehr stabil geblieben (in den USA sind sie sogar gestiegen) und die Polysiliziumpreise sind leicht gefallen und somit dürfte dann auch an den Zahlen/Bruttomarge die Produktionskostenreduzierung sichtbar werden.
Im Conference Call gibt sich Jinko optimistisch. Das war bei Jinko aber schon immer so. Aber es ist auch einigermaßen nachvollziehbar warum in Q1 Jinko deutlich unter ihrer Bruttomargeguidance war. Letztendlich soll wohl die außer Haus OEM-Produktion sehr teuer gewesen sein, aber auch die gesunkenen Jinko-Modulverkaufspreise von 3,5% (von 0,41 auf 0,385 $/W) und die um 10% höheren Polysiliziumeinkaufspreise (auch der Zukauf von Wafer/Zellen war teurer wie in Q4) haben die Bruttomarge in Q1 abschmieren lassen auf gerade mal noch 11,3%.
Wenn man die Aussagen von Jinko interpretiert aus dem Conference Call, dann war diese miese Q1-Bruttomarge ein Ausreißer nach unten. So gesehen sollte in Q2 die Bruttomarge wohl mindestens auf die 13% gehen.
Die operativen Kosten scheint Jinko nun im Griff zu haben, denn die sollen von nun in einer Bandbreite zwischen 9,5 bis 10% zum Umsatz liegen. Das wäre mal richtig gut und diese Ansage kommt auch überraschend. Im Positiven gesehen, denn bis dato lagen die operativen Kosten bei Jinko immer so bei um die 12% zum Umsatz. Hier hat Jinko wirklich fast einen Quantensprung vorgenommen. Aufgrund der schwachen Q1 Bruttomarge war das aber kaum sichtbar.
- in Q3 erwartet Jinko nur einen kleinen Rückgang des Modulverkaufspreis. Kommt daher, dass man deutlich mehr Mono-Module verkaufen wird, in den USA die Modulpreise stabil sind bzw. sogar leicht steigen aufgrund der Unsicherheit um die Suniva-Petition und Jinko bei Aufträgen über das Top Runner-Programm einen Modulpreis größer 0,45 $/W erzielen wird.
- da aber erst rd. 50% der 2. Hj-Produktion verkauft ist ist halt die Visibiltät was im 2. Hj. läuft alles andere als groß
- Produktionskosten sollen bis Jahresende zwischen 10 bis 15% sinken. Also Inhouse Produktionskosten < 0,30 $/W und Blended Cost in etwa bei 0,32 $/W.
Hier mal kurz meine Q2-Schätzungen zu Jinko:
Umsatz: 1.040 Mio. $ (Jinko wird erstmals in einem Quartal die Mrd.-Umsatzgrenze überschreiten) Bruttogewinn: 135,2 Mio. $ (Marge: 13%) EBIT: 36,4 Mio. $ (operative Kosten zum Umsatz bei 9,5%) EBT: 30 Mio. $ (u.a mit Zinsaufwendungen von 9 Mio. $) Netto: 25 Mio. $ (Steuerquote 17%) EPS: 0,78 $
Ist jetzt aber eine recht konservative Schätzung, denn Q2 ist von den Modulpreisen wie auch von den Kosten her recht gut gelaufen. Somit wäre eine Bruttomarge von 14% oder sogar leicht darüber gut möglich. Dann würde sogar ein EPS von um die 1 $ raus kommen.
Sollten die Aussagen von Jinko im CC wirklich Realität werden im Laufe des 2. Hj., dann wäre ein EPS von um die 2 $ in diesem Jahr alles andere als unrealistisch und die Aussagen von Morgan Stanley, die ja im 2. Hj. einen deutlichen Verlust bei Jinko erwarten (rd. 37 Mio. $ nach deren Schätzung im 2. Hj.), reiner Quatsch.
Das einzigste was mir halt rein gar nicht gefällt ist der Free Cash Flow und die sau hohen Investitionskosten von 400 Mio. $ in diesem Jahr. Hoffentlich geht der Plan auf mit der deutlichen Erhöhung der Monofertigungskapazitäten. Dürfte in diesem Jahr klappen, aber die anderen ziehen bei den Monos ja hinterher, so dass über kurz oder lang genügend Monofertigungskapazitäten im Markt vorhanden sind und schwupps gehen die Preise runter. War bei Solar schon immer so. Siehe PERC, siehe 72 Zellenmodule, siehe 1.500 V Module.
Wundern tue ich mich, dass Jinko mit ihrem internationalen Projektgeschäft so geheimnisvoll tut und auch kein Analyst nachfrägt. Für mich ist das eigentlich ein ganz wichtiges Thema. Gibt ja mittlerweile viele größere eigene Jinko-Projekte wie z.B. Dubai, Bangladash, Mexiko, Vietnam oder Argentinien. ich gehe davon aus, dass Jinko im kommenden Jahr mindestens 500 MW an eigenen Projekten außerhalb Chinas umsetzen wird inkl. der Finanzierung. Sollte die Bruttomarge stabilisieren und einen zusätzlichen Projekt-Umsatz von locker 250 Mio. $.bringen Scheint momentan aber keinen zu interessieren. Muss da mal Jinko anschreiben. Hab ja dorthin recht gute Kontakte und so dann und wann lassen die da auch etwas raus was noch nicht offiziell gemacht wurde. |