turicum, richtig, ich habe Dir fehlende Objektivität vorgeworfen. Ich glaube aber auch nicht, dass diese Vermutung von mir so weit hergeholt ist. Es gibt vllt 15 Analysten, die AMS aktuell covern. Seit dem Start der Osram Übernahme im Juli 2019 gab es genau zwei Analysten, die die Aktie auch mal zum Verkauf empfohlen haben: Barclays seit Dezember 2019, CS erst sehr spät für kurze Zeit im April / Mai. Die anderen 13 Analysten waren permanent auf Buy oder Hold. In dieser Zeit war AMS vllt die am schlechtesten laufende midcap/large cap Chip Aktie auf diesem Planeten. Also GANZ objektiv gesehen hat nur ein einziger Analyst einen wirklich guten Job gemacht und seinen Kunden einen Mehrwert geliefert – nämlich Barclays. Und jetzt schaust Du mal in die beiden Foren rein, über welchen Analysten am meisten gelästert wird (Anführer der Shorts, Hängematte/Bahamas/Pina Colada, Manipulation, Eigeninteresse, etc.). Genau: über den einzigen, der gut gelegen hat. Da kommt nicht ein Wort der Kritik an Vontobel, an Oddo, an Cheuvreux, an Erste Bank, Hauck, etc. (DB, JP, Stifel, UBS lagen so mittig). Das ist so dermaßen unverständlich diese Herangehensweise, das will mir nicht in den Kopp :-). Ich vermute hier viele gebildete und klar & logisch denkende Leute – aber bei so etwas setzt scheinbar jedwede Objektivität aus. Aber wo es herkommt, ist ganz klar: „ich habe die Aktie, also will ich „Buy“-Studien lesen. Außerdem haben Buy-Studien einen positiveren Einfluss als Sell-Studien, also mag ich die positiv gestimmten Analysten“. Behavioural Finance eben. Wo wir aber ganz einer Meinung sind: das ist ein Blick in den Rückspiegel. Und nur weil Barclays die letzten beiden Jahre gut gelegen hat, heißt das noch lange nicht, dass die auch mit Blick auf das nächste Jahr richtig liegen. Also wir können gerne diese Email in einem Jahr wieder hervorziehen und dann kann man schauen, welcher der Analysten per Anfang August 2021 gut gelegen haben. Und dann kann man im August 2022 vllt anfangen, auf diese jüngste Barclays Analyse zu schimpfen und Vontobel zu deren Hartnäckigkeit ob der jahrelangen Kaufempfehlung zu beglückwünschen. Das bringt mich zu Deinem nächsten Satz: nein, ich ärgere mich nicht über Vontobel. Natürlich bin ich oftmals anderer Meinung als die Analysten und kann die ein oder andere Einschätzung nicht nachvollziehen. Aber wenn ich mich über schlechte Analysen ärgern würde, dann hätte ich viel zu tun. Normalerweise ist die Analystencoverage im Schnitt über alle Aktien hinweg doch ca. 60% Buy, 30% Hold, 10% Sell. D.h. nach einem x-beliebigen Jahr liegen entweder 40% falsch oder 70% oder 90%. Sich dann jedes mal darüber aufregen, bringt relativ wenig. Wie Jack schon angedeutet hat, da ist noch eine andere Krux: da schreibt zum Beispiel ein Analyst einen sophisticated 40-Seiten-Bericht über eine Aktie und was passiert? Aktiencheck.de und Cash.ch fassen diese 40 Seiten in einem Einzeiler zusammen a la „ABC Bank stuft XYZ Semiconductor auf Sell, da zwar umsatzseitig Fortschritte erzielt werden, jedoch die Margen schwächeln“. Was passiert in den Foren? Da ist die Sau am Kreisen, dass das schwammig ist, die Begründung fehlt, Sachen nicht berücksichtigt sein sollen, etc. Hey, das war eine Einzeiler-Zusammenfassung von einem der hunderte Berichte, die jeden Tag neu veröffentlicht werden. Und dann noch nicht mal für Kleinanleger bestimmt, sondern nur für Instis. Was das Thema Informations-Unterschied betrifft, so kann ich Jack nur absolut zustimmen. Ich gehe stark davon aus, dass die sell side Analysten wesentlich näher dran sind als wir das jemals sein können. Da gibt es zwar auch Grenzen, aber Dialoge wie „natürlich verrate ich Ihnen nicht den ASP des Chips, aber vllt bekomme ich ja einen Hustenreiz bei einer bestimmten Zahl wenn Sie ein zufällige Folge von Zahlen nacheinander bringen“ würden mich nicht wundern.
@dominus, sorry, aber Deine Analyse zu Barclays hat so viele Schwachstellen, dass man sie leider nicht nutzen kann. |