Aktuell steht mein Depot ziemlich genau mit EUR 50k im Minus, wobei bisherige Dividenden ebenso mit einbegriffen sind wie Steuern, Gebühren und seit Eröffnung bereits realisierte Kursgewinne und -verluste.
Dieses verteilt sich wie folgt:
1. Exchange Traded Funds - Welt und Regionen
Die Etf-Kurse stehen insgesamt mit etwas über EUR 10,5 k auf rot. Den höchsten Anteil daran hat mit Abstand Norwegian Equity mit rund EUR 4k., gefolgt von den drei All-World Etfs, was schlicht daran liegt, dass hier bislang in Summe am meisten eingespart worden ist. Prozentual gesehen haben Norwegian Equity mit rund -28%, MSCI Pacific ex Japan ex Controversion Weapons mit rund -25% und FTSE 100 mit rund -23,5% bei den Verlusten die Nase (unten) vorn.
Allerdings bin ich bei den beiden letzteren noch nicht sehr lange und entsprechend mässig investiert, daher lasse ich die jetzt einfach weiterlaufen. Beim Norwegian Equity hingegen habe ich einen Fehler gemacht und zu früh aufgestockt. Hier schiesse ich nächsten Monat noch einmal etwas kräftiger ein, aber dann ist mein Langfristeinlageziel für die kommenden Jahre eigentlich erreicht und da ich ihn nicht höher gewichten will, lasse ich ihn einfach so stehen. Ich hoffe hier auf eine Erhöhung der Ölpreise und dass die norwegischen Banken die kommende Rezession gut überstehen, so dass er auch ohne weiteres Besparen eine Erholung zeitigen wird.
2. Exchange Trade Funds - Immobilien
European Property steht mit rund -26% und Developed Markets Property mit rund -24,8 % im Minus. Kein Wunder, beide Etfs sind ja auf Gewerbeimmobilien spezialisiert und hier wird es im Zuge der Rezession wohl zu Mietausfällen und Leerständen kommen. Zum Glück bin ich aber auch hier erst seit Anfang des Jahres drin, daher setze ich auch hier auf weiteres Ansparen und den Cost-Average-Effekt, bis beide Etfs in ein paar Jahren wieder anziehen.
3. Exchange Traded Funds - Private Equity
Steht mit -35,4% im Minus, aber auch hier habe ich bislang erst wenig angespart. Werde daher damit umgehen wie mit den Immobilien-Etfs (siehe 2.).
4. Rohstoffe (Zertifikate)
Gold ist aktuell um 7.7% hoch- und Platin um -21,72% runtergegangen. Hier werde ich gar nichts verändern.
5. Einzelaktien
Hier blicke ich aktuell auf einen Gesamtkursverlust von rund EUR 41k.
Grösster Gewinner ist aktuell Yandex: Die Aktie steht weiterhin mit 7,63% im Plus und liegt damit im Rennen mit Gold... Tapfer gehalten hat sich auch die Industrial and Commercial Bank of China, mit einem nahezu unveränderten Kurs und weiterhin ausgeschütteten Dividenden. Etwas volatiler ging es da schon bei Royal Dutch Shell B zu, doch seit gestern steht auch dieser Wert wieder im grünen Bereich. Leider hatte ich hier zu früh gekauft, so dass ich erst noch den nachhaltigen Anstieg der Ölpreise abwarten muss, bis ich hier einen deutlichen Kursgewinn sehe, aber dafür gab es auf einen Teil meiner Position bereits ordentlich Dividende und außerdem bin ich hier eh long, insofern kratzt mich das jetzt nicht weiter.
Soweit die guten Nachrichten, nun geht's ans Eingemachte: Grösster Verlierer ist Aurora Cannabis. Hierzu hatte ich mich die Tage aber bereits unter https://forum.onvista.de/forum/...is_Kanada_die_Legalisierung-t537132 gründlich geäussert, daher hier nur kurz: Allein dieser eine Titel hat mein Depot mit rund -EUR 19k ins Minus gerissen. Zwischen -4-5k nach unten ging es zudem mit New Mountain Finance, der deutschen Rohstoff AG (der versehentliche Fehlkauf von 1.000 statt 100 St. war ein teurer Spass) und mit Mountain Province Diamonds. Hier bin und bleibe ich long, denn aktuell kann und will ich jetzt kein Cash mehr nachschiessen. China Water Affairs ist mit rund -EUR 3.9k in den roten Zahlen, gefolgt von RHI Magnesita mit -EUR 2k. Der Rest ist jeweils unter -EUR 1k im Minus, ich gehe darauf nicht weiter ein.
Prozentual gesehen ist erneut Aurora Cannabis der traurige Spitzenreiter mit rund -69%, gefolgt von Mountain Province Diamonds mit rund -58% und New Mountain Finance mit rund -42%. Mit rund -32% folgt RHI Magnesita, mit -29% die KSB und die Deutsche Rohstoff AG; weiter geht es mit -18,5% bei Aphria und sogar Poxel steht aktuell mit -13,5% im Minus. Der Rest liegt unter -6% (also auch mein China Water Affairs-Klumpen).
Ich muss bis zum Sommer jetzt erst mal die Füße halbwegs stillhalten, denn ich habe noch einige grössere Ausgaben vor mir, die ich erst mal hinter mir sehen will; außerdem ist mir nicht wohl beim Gedanken, zuwenig Cash im Rücken zu haben. Das Minimum sollten immer 3, idealerweise 12 Nettomonatsgehälter sein und da will ich schnellstmöglich wieder hinkommen, auch wenn der Markt noch so sehr mit Tiefstkursen lockt.
Weiß nicht, wie es Euch bislang mit diesen Crash ergangen ist: Was mich betrifft, so musste ich mich die ganze Zeit eher zügeln, nicht noch mehr zu kaufen. Ich habe mich gefühlt, als hätte man in der DDR den Intershop für alle geöffnet und das zu Ostmark-Schlussverkaufspreisen und nur für ein oder zwei Tage. Inzwischen ist klar, dass ich lieber die Füsse noch länger hätte stillhalten sollen, denn letztlich gingen die Kurse ja nach dem ersten Schock nochmal kräftig runter und ich bin sicher, auch jetzt haben wir das volle Ende der Fahnenstange noch vor uns.
Positiv überrascht war ich davon, dass der US-Markt trotz Ankündigung von über 6 Mio arbeitslosen Amis gestern nicht erneut eingestürzt ist. Trotzdem bleibe ich hier skeptisch und bin innerlich darauf eingestellt, mein Depot auch wieder mit rund -70k, vielleicht sogar mit -90k in dunkelrot zu sehen. Doch ich bin fest entschlossen, dies "auszuhalten" und weiterhin keine einzige meiner Aktien zu verkaufen, mit Ausnahme der Deutschen Rohstoff AG und China Water Affairs - um diese beiden Klumpen aus meinem Depot zu entfernen und ihren Anteil daran auf maximal EUR 6k each zu begrenzen. Aurora Cannabis steht dasselbe bevor, aber hier erwarte ich mir den Klumpen erst mittel- bis langfristig wieder, aktuell ist diese Position ja eher auf ein trauriges Häufchen zusammengeschrumpft. ;-)
Meine Devise ist jetzt, abzuwarten, gesund zu bleiben, meine kommenden Mehrausgaben bis Juni abschliessend zu bewältigen und dann bis nächstes Jahr wieder deutlich mehr Cash anzuhäufen, so dass ich ein Polster habe, sollte mein Arbeitgeber uns an Löhne oder sonstige Sozialleistungen gehen (was aktuell zum Glück äußerst unwahrscheinlich ist, aber man weiß ja nie). Die Etfs werde ich weiterhin bedienen, zum Teil mit erhöhten Sparraten (siehe ausführlichen Beitrag weiter oben) und hoffe, dass der Cost-Average-Effekt mein Depot so schon mal im Lauf der kommenden Monate etwas aus der Traufe heben wird. Aktien werde ich nur noch vereinzelt nachkaufen, um meine Kurse weiter zu senken und meine Watchlist behalte ich weiterhin im Blick, aber mit deutlich mehr Zurückhaltung als in den letzten Wochen.
Die Lernkurve war beachtlich und will jetzt erst mal gründlich verdaut werden. Der nächste Crash kommt in ein paar Jahren bestimmt, daher gehe ich jetzt dazu über, wieder mehr über Cashreserven nachzudenken, um dann noch beherzter, aber eben deutlich später zuzulangen. Derweil werde ich es mir zum Hobby machen, mich über die bereits im Depot befindlichen Aktien weiterhin zu informieren, in den betreffenden Threads hier regelmässig Updates dazu zu posten und immer mal wieder in Portfolio Performance reinzuschauen, wie das Depot sich hinsichtlich seiner Gewichtung nach Anlageformen, Regionen, Branchen, Währungen, Emitttenten, Top-Holdings, etc. fortentwickeln wird.
Zum Glück fühle ich mich weiterhin kerngesund, habe einen interessanten und lukrativen Job und solide Mieteinnahmen obendrein, so dass ich mir diese Gelassenheit leisten kann: Ich brauche die im Depot investierten Gelder nicht; daran wird sich auch die kommenden Jahre nichts ändern - es sei denn, ein Komet schlägt auf der Erde ein, der 3. Weltkrieg bricht aus, oder eine WW2-Bombe geht unter meinen Immobilien hoch - etwas, womit in vielen deutschen Gegenden leider immer noch gerechnet werden muss.
Zeit meines Lebens habe ich immer feste gespart und bewusst darauf geachtet, persönliche Ansprüche bescheiden zu halten, das zahlt sich jetzt nicht nur in innerer Zufriedenheit, sondern auch mit einer gehörigen Portion Gelassenheit angesichts der obigen Zahlen gründlich aus. Dieses Depot bedeutet den möglichen Weg, mich eines nicht mehr allzu fernen Tages noch gelassener in den Ruhestand begeben zu können als eh schon gegeben - und dann die freie Zeit zu nutzen, über eine Stiftung oder soziale Tätigkeit nachzudenken, denn ins Grab mitnehmen kann ich es nicht, eigene Kinder habe ich keine und meine Sippe braucht nicht mehr, als sie eh schon längst besitzt. Das Depot ist also zum ersten mein Hobby, zum zweiten eine spekulative dritte Alterssäule, zum dritten aber auch das Ticket, meiner ansonsten unauffälligen Existenz auf dieser grossen Welt zumindest im Tod noch nachträglich eine kleine Bedeutung zu geben, ehe MrTrillions Überreste kremiert und auf Nimmerwiedersehen zu See bestattet werden.
In diesem Sinne, wünsche Euch allen ein schönes Wochenende - bleibt gesund und gut investiert. ;-)
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