Gerade bin ich über diesen Artikel des Magazins Fairvalue gestoßen:
Nachdem der angestrebte Cashbestand inzwischen wiederhergestellt ist, mache ich mir natürlich vermehrt Gedanken über die Inflation. Schon jetzt beträgt sie 2% - was mich immer mehr auf meine Goldzertifikate schielen läßt, denn die sind bereits wieder mit 6% im Plus und haben inzwischen eine Haltedauer von über einem Jahr, so daß ihr Verkauf steuerfrei erfolgen kann (s. Einzelthread, Beitrag #2). Doch Gold ist volatil und die Gerüchte um kommende Zinserhöhungen lassen einfach nicht nach. Daher weckte dieser Artikel mein Interesse.
Doch letztlich zeigt auch das Magazin Fairvalue einmal mehr, daß auch "Finanzjournalisten" nicht nur mit Wasser kochen,sondern auch kräftig daneben liegen können. Wenn ich Sätze lese wie "Die Hälfte der 20.000 Euro aus dem Beispiel investiert der Anleger in Tagesgeld, [...]", fasse ich mir jedenfalls erst mal an den Kopf. Seit wann ist sparen = investieren?
Auch sonst gehen mir beim Lesen sofort Fragen durch den Kopf wie:
- Wieso sollte jemand sich zu Zinssätzen, die deutlich unter Inflationsniveau liegen, überhaupt noch auf irgendeine Laufzeit festlegen?
Was Anleihen betrifft, so bespare ich seit Anfang 2020 den ETF J.P. Morgan $ EM Bd. U.E. USD D - Einzelthread dazu siehe hier. Er wird am Ende ungefähr so hoch gewichtet sein wie die Gold-Zertifikate (sofern ich von denen nicht noch welche zukaufen sollte). Doch bei diesen EM und Frontier Market Bonds handelt es sich um zwar relativ gut verzinste, aber auch entsprechend spekulative Titel. Sie sind dem Depot beigemischt, um es in Frontier Markets, die Lokalwährungen von Emerging und Frontier Markets und eben auch in eine andere Anlageklasse zu diversifizieren. In der Coronakrise gab dieser ETF zunächst mal ordentlich mit nach; inzwischen hat er zwar aufgeholt, steht aber immer noch soweit im Minus, daß ich zusammen mit seinen Ausschüttungen auf ein PlusMinusNull komme. Ebensogut hätte ich diese Ersparnisse also auf dem Tagesgeldkonto lassen können, wo es momentan übrigens zumindest noch einen Minizinssatz gibt, da ich Altkunde bin.
Die deutschen Bundesanleihen hingegen sind - ebenso wie US Treasury Bonds - renditetechnisch schlicht negativ. Bis €100k sind meine Ersparnisse auf dem Tagesgeldkonto durch die Einlagensicherung geschützt; als Bestandskunde erhalte ich von der DKB sogar noch einen - wenn auch lächerlich minimalen - Zins dafür. Vor allem aber kann ich jederzeit über diesen Betrag verfügen:
- sollte die EZB also die Zinsen anheben, wäre ich ummittelbar in der Position, (erst) jetzt auch Festgeld anzulegen;
- sollte der Markt einkrachen, etwa infolge einer dritten Coronawelle, ich könnte die Watchlist abgrasen und nochmal richtig hinlangen.
Solltem beide Szenarien ausbleiben, kann ich mir die kommenden 4-5 Jahre noch in Ruhe überlegen, ob und wo ich mir im Ruhestand ein zweites Domizil gönnen möchte - und ggfs. zuschlagen damit. Ein Teil der Sichteinlagen werde ich auf jeden Fall für den Umzug benötigen - er steht in jedem Fall an, die Frage ist einzig, wohin. Auch ob ich mir wirklich noch eine (eigene) Zweitimmobilie ans Bein binden will, steht noch nicht völlig fest.
Also Flexibilität ist mir wichtig - und deshalb bleiben Bundesanleihen weiterhin außen vor. Gold wiederum kann schwanken. Aber ich überlege ernsthaft, hier nochmal einen Move zu machen und seinen Bestand im Depot zu verdoppeln. Vielleicht schicke ich den benötigten Betrag morgen einfach mal ins Zweitdepot - bei der Trade Republic sind die Zertis von WisdomTree nämlich besparbar. So ließe sich ein Cost-Average-Effekt generieren und der Gedanke gefällt mir eigentlich recht gut - mal schauen. |