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G L O B A L M A R K E T S - N e w s l e t t e r
5. Jahrgang - Ausgabe 213 (18.11.2004)
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3. PFIZER (WKN 881111) - guenstig wie lange nicht mehr
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Pharmawerte sind out. Nachdem der amerikanische Pillendreher
Merck Ende September sein Arthrose-Medikament Vioxx wegen des
Risikos von Herz- und Schlaganfaellen weltweit vom Markt nehmen
musste, reissen die schlechten Nachrichten in der Branche nicht
ab. Vor allem die Untersuchungen der Gesundheitsbehoerden in Eu-
ropa und USA belasten. Sie kuendigten eine Ueberpruefung der
Wirkstoffklasse an, die in der Vioxx-Pille verarbeitet wurde.
Alle Unternehmen ueber einen Kamm zu scheren, ist jedoch nicht
angebracht. Dennoch wurde den Anlegern eines deutlich: Pharma-
Investments sind mit Risiken verbunden und die Abhaengigkeit von
wenigen Blockbustern ist gefaehrlich. Wie gefaehrlich, zeigt das
Beispiel Merck. Nach dem Wegfall von Vioxx brachen die Ergebnisse
zusammen und mit ihnen der Aktienkurs.
Davon in Sippenhaft genommen fiel auch der Kurs des Pfizer-Pa-
piers. Boersianer fuerchten nun aehnliche Konsequenzen beim haus-
eignen Praeparat Celebrex. Dieses faellt unter die gleiche Wir-
kungsklasse wie Vioxx. Pfizer unterstrich jedoch erneut in einer
Pressemitteilung, dass bisherige Studien zu dem Arthritis-Praepa-
rat kein erhoehtes Risiko von Herz- Kreislauferkrankungen gezeigt
haetten. Daher duerfte aus dieser Richtung keine Gefahr drohen.
Eher das Gegenteil duerfte der Fall sein. Celebrex ist ein her-
vorragendes Medikament und als Vioxx-Alternative koennten die
Verkaeufe hier nach oben schnellen. Voraussetzung ist, dass die
Gesundheitsbehoerden keinen Makel finden - und danach sieht es
aus.
Die andere Pfizer-Alternative Bextra, ein Schmerzmittel, konnte
bereits einen Umsatzschub verbuchen. Allerdings wird dieses wohl
mit einer Sicherheitswarnung durch die US-Gesundheitsbehoerde FDA
versehen werden. Das Medikament koenne laut Pfizer in seltenen
Faellen zu einem sogenannten Stevens-Johnson Syndrom fuehren,
das teilweise sogar toedlich verlaufen koenne. Analysten raetseln
nun, wie die FDA darauf reagieren wird. Einige sehen eine soge-
nannte "Black Box Verwarnung", die die Vermarktungsfaehigkeit von
Bextra einschraenken wuerde. Eine solche Warnung muesste in fett-
gedruckten Buchstaben auf der Packungsbeilage erscheinen. Dies
koennte die kommerzielle Zukunft von Bextra gefaehrden. Bisher
geht der Analyst von einem Umsatzpotential fuer Bextra im kommen-
den Jahr von 1,7 Mrd. US-Dollar aus, nach 990 Mio. in 2003. Je-
doch plant er bereits eine Senkung der Prognosen.
Niedriger Kurs bietet gute Moeglichkeit
Diese Gefahr sehen wir nicht, oder nur in kleinerem Umfang. Ne-
benwirkungen muessen schon lange auf den Packungsbeilagen ver-
merkt werden. Welche Auswirkungen ein solcher Hinweis auf die
Verkaufszahlen hat, bleibt daher abzuwarten. Aber anscheinend
wird derzeit alles in Frage gestellt, was in der Pharma-Branche
passiert. Sicher, eine gewisse Vorsicht ist angebracht, aber
Gruppenpessimismus ist uebertrieben. Die Mehrheit der Boersianer
scheint unsere Meinung nicht zu teilen. Der Aktienkurs ist in den
vergangenen Wochen kraeftig gesunken und offenbar will hier nie-
mand investieren. Unserer Meinung nach bietet das Papier aber ge-
rade jetzt, wo kaum jemand es anfassen moechte, eine sehr gute
Einstiegsmoeglichkeit. Neben dem schlechten Sentiment ueberzeugt
uns das Produktportfolio, auch wenn der Wegfall von einigen Pa-
tenten im kommenden Jahr fuer etwas Druck auf die Ergebnisse sor-
gen koennte.
Jede Menge Blockbuster
Pfizer hat ein breit gefaechertes Sortiment und unserer Meinung
nach die umfassendste Produkt-Pipeline der gesamten Branche. Ein
Blockbuster ist der Blutfettsenker Lipitor, der es in den ersten
neun Monaten allein auf Quartalserloese von 7,6 Mrd. US-Dollar
brachte. Und der Umsatz mit dem Praeparat waechst. Im Vergleich
zum Vorjahr stiegen die Verkaeufe um 15%. Weitere Verkaufsschla-
ger sind das Antidepressivum Zoloft, das Epilepsie-Mittel Neuron-
tin und das Arthritis-Praeparat Celebrex. Mit jedem von ihnen er-
loeste Pfizer mehr als 2 Mrd. US-Dollar in den ersten neun Mona-
ten 04.
Das wohl bekannteste Pfizer-Praeparat Viagra bringt es auf Um-
saetze von mehr als 1,21 Mrd. US-Dollar. Allerdings laufen hier
die Geschaefte nicht mehr so gut. In der Neun-Monats-Bilanz lag
das Umsatz-Minus der blauen Pille bei 12%. Die Konkurrenz hat
enorm aufgeholt. Viagra steht in Konkurrenz zu den Potenzmitteln
Cialis von Eli Lilly und Levitra von Bayer. Beide Firmen gewannen
bereits deutliche Marktanteile. Zu Jahresbeginn startete Pfizer
daher eine Marketing-Aktion, mit der Patienten an das Produkt ge-
bunden und Marktanteile gesichert werden sollten. In einem Bonus-
programm bekamen treue Viagra-Kunden Gratis-Pillen. Viagra spielt
aber nicht nur im Bett eine Rolle. Neue Indikationen werden immer
wieder gefunden. Pfizer versucht, die Anwendung des verwendeten
Wirkstoffs Sildenafil gegen Lungenhochdruck zuzulassen. Eine gute
Wirksamkeit und Vertraeglichkeit machen Sildenafil zum Hoffnungs-
traeger neuer Therapieformen bei dieser Krankheit. Sie tritt
meist als Folgeerscheinung von Lungen- und Herzerkrankungen auf.
Gesunde Zahlen
Neben den Medikamenten mit Milliarden-Umsaetzen hat Pfizer 13
weitere Produkte im Portfolio, die es in den ersten neun Monaten
auf Erloese von je mehr als 250 Mio. US-Dollar brachten. Ferner
wird staendig nach neuen Praeparaten gesucht. Dies ist auch noe-
tig. Im kommenden Jahr laeuft der Patentschutz von vier Medika-
menten ab. Generika-Hersteller koennen sie daher kopieren und
billiger auf den Markt bringen. Im Einzelnen sind dies: Diflucan,
ein Pilz-Praeparat, das Bluthochdruck-Medikament Accupril sowie
Neurontin und Zithromax. In den ersten neun Monaten lag der Um-
satz dieser Produkte bei 4,73 Mrd. US-Dollar.
Welche Auswirkungen dies auf die Ergebnisse im kommenden Jahr
hat, ist sich Pfizer nicht sicher. Daher nannte der Konzern keine
Prognosen fuer 2005. Langfristig ist jedoch mit weiter wachsenden
Gewinnen zu rechnen. Neben neu entwickelten Produkten hat Pfizer
das noetige Kleingeld, um sich Technologien, Wirkstoffe oder gan-
ze Firmen einzuverleiben. Ein Beispiel aus der Vergangenheit ist
die Uebernahme des spanischen Mitbewerbers Pharmacia (April
2003).
Durch diesen Zukauf duerften in diesem Jahr Kosten von 3,5 Mrd.
US-Dollar eingespart werden, so der Konzern. 2005 sollen noch
einmal 4 Mrd. US-Dollar hinzukommen. Insgesamt erwirtschaftete
Pfizer in den ersten neun Monaten Umsaetze von 37,59 Mrd. US-Dol-
lar. Dies entspricht einem Plus gegenueber dem Vorjahr von 22%.
Der Nachsteuer-Gewinn schnellte sogar von 3,3 Mrd. US-Dollar auf
8,54 Mrd. US-Dollar nach oben. Daraus resultiert ein Gewinn je
Aktie von 1,12 US-Dollar. Fuer das Gesamtjahr 04 stellte Pfizer
1,58 bis 1,60 US-Dollar in Aussicht. Bereinigt um Sonderposten
wie Ausgaben fuer Akquisitionen und aufgegebene Aktivitaeten soll
der Gewinn je Aktie zwischen 2,12 und 2,14 US-Dollar liegen.
Fazit: Pfizer leidet derzeit unter den Unruhen in der Branche.
Stichwort Vioxx. Zweiter Knackpunkt ist das Auslaufen des Patent-
schutzes fuer eigene wichtige Praeparate. Damit verbunden sind
Unsicherheiten fuer die Ergebnis-Entwicklung im naechsten Jahr.
Alle diese Gruende sorgten fuer ein negatives Sentiment bei der
Aktie. Der Kursverlauf ist entsprechend schlecht. Allerdings bie-
tet das derzeitige Niveau eine sehr gute Moeglichkeit, um sich
langfristig zu positionieren. Die Bewertung ist guenstig wie
lange nicht mehr. Dieser Meinung scheint auch das Management zu
sein. Nachdem ein 5 Mrd. US-Dollar schweres Aktienrueckkauf-Pro-
gramm beendet wurde, das im Dezember 2003 startete, steht nun er-
neut der Rueckkauf eigener Stuecke im Wert von 5 Mrd. US-Dollar
auf der Agenda. Laufzeit bis Ende 2005. Fundamental sprechen die
Zahlen, ein umfangreiches Sortiment und die prall gefuellte Pro-
duktpipeline fuer den Pharma-Riesen. Hohe Wachstumsraten sollten
daher auch kuenftig auf der Tagesordnung sein. Es sollte also
nicht lange dauern, bis das Pifzer-Papier wieder in den Fokus der
Anleger rueckt.
KENNZAHLEN
Pfizer Inc.
WKN: 852009
ISIN: US7170811035
Kurs Xetra 17.11.04: 27,32 USD
52-Wochen-Hoch: 38,89 USD
52-Wochen-Tief: 27,02 USD
Empfohlenes Stopp-Loss: 24,90 USD
Unser Anlageurteil: Langfristiger Kauf
OPTIONSSCHEIN-TRADING
Spekulativ orientierte Anleger, die sich der Risiken bewusst
sind, koennen zudem ein Optionsschein-Investment in Erwaegung
ziehen. Der von uns bevorzugte Schein (CB97VT) der Commerzbank
liegt mit einem Basispreis von 30 US-Dollar aus dem Geld. Bei
einer Laufzeit bis zum 16.06.04 liegt das Omega bei 5,27, das
Bezugsverhaeltnis betraegt 1:10.
Generell sollten sich Anleger ueber die erhoehten Risiken beim
Handel mit Optionsscheinen bzw. Knockout-Produkten bewusst sein
und eine adaequate Limittechnik verfolgen. Anleger sollten ver-
stehen, dass der Handel mit Optionsscheinen unter anderem durch
die hoehere Reagibilitaet wesentlich risikoreicher als der phy-
sische Aktienhandel ist und vornehmlich der gezielten Nutzung
von zeitlich fest definierten Marktchancen dient. Aufgrund der
Hebelwirkung ist im Vergleich zum physischen Erwerb der Aktie
ferner lediglich ein wesentlich geringerer Kapitaleinsatz er-
forderlich.