25.06.2009, 06:03 Uhr
von Rolf Benders
Der kriselnde Versicherungskonzern AIG braucht ein neues Image, um Töchter zu verkaufen. Distanz zur Muttergesellschaft scheint für die Manager im operativen Geschäft der Tochter American International Underwriters (AIU) derzeit das Wichtigste zu sein. Damit die ausgegliederten Unfall- und Schadenversicherungseinheiten verkäuflich sind, brauchen sie einen neuen Namen.
NEW YORK. Die erst im März unter dem Traditionsnamen American International Underwriters (AIU) ausgegliederten und zum Verkauf gestellten Unfall- und Schadenversicherungseinheiten sollen bald erneut umbenannt werden. „Wir stehen mitten im Namensfindungsprozess, schon im Juli könnte es mit der Umbenennung so weit sein“, sagte AIU-Organisationsvorstand Ralph Mucerino dem Handelsblatt. Man habe Untersuchungen zum Namen AIU angestellt. „Die Buchstabenkombination AI ist einfach zu nah dran“, räumt er ein. Nach der Bekanntgabe des neuen Namens und des neuen Logos solle es in den Sommermonaten eine Marketingkampagne geben.
AIG war 2008 in die Schlagzeilen geraten, weil die Kreditmarktspekulationen einer Londoner Tochtergesellschaft den sonst soliden Traditionskonzern an den Rand des Kollaps gebracht hatten. Seitdem der Konzern mit 80 Mrd. Dollar aus der Staatskasse gestützt werden musste, gilt er als das Synonym für die Gier an Wall Street, die das Land in die Rezession gestürzt hat. Immer wieder wird sogar von persönlichen Attacken aufgebrachter Bürger auf Mitarbeiter berichtet.
Im März hatte man daher mit einem Neuanfang begonnen. Wirtschaftlich gesunde Einheiten wurden abgetrennt und bereits teilweise verkauft. So sollen die horrenden Schulden in Washington langsam getilgt werden. Die desolate Londoner Tochter und die Verbindlichkeiten sollen aber bei AIG bleiben.
Aus den Sach- und Schadenseinheiten wurde im März die AIU Holdings geformt, für die ein Investor gesucht wird. Damals feierte man den alten Namen, unter dem 1926 das erste Büro des Konzerns in New York gegründet worden war, als unverbrannte Marke. Der Markt sah das offenbar anders. Bislang ist über die angestrebte Minderheitsbeteiligung Dritter an AIU noch nichts an die Öffentlichkeit gedrungen.
Mucerinos Ansicht nach läuft aber beim Verkaufsprozess für den Versicherer mit seinen weltweit 40 Mrd. Dollar Prämieneinnahmen und 32 000 Angestellten alles nach Plan. „Wir werden bald der asiatischen Schwesterfirma AIA folgen und die Beratermandate für die Investmentbanken vergeben“, sagte er. Neben AIU sondiert AIG derzeit auch den Verkauf der Tochter AIA sowie die Flugzeugleasinggesellschaft ILFC. Mucerino wollte sich nicht festlegen, ob es im Fall von AIU auf einen privaten Anteilsverkauf oder sogar einen Börsengang hinauslaufen wird. In jedem Fall muss sich ein Käufer aber darüber im klaren sein, dass sein Geld direkt in die Staatskasse wandert und nichts für Investitionen übrig bleibt. Dafür sieht Mucerino aber auch keine Notwendigkeit. „Wir machen unser Geschäft weiter wie bisher“, sagte er. Als Gigant, der weltweit in jedem Markt unter den ersten Dreien sei, könne man sich das leisten.
Kritiker halten diese „Weiter so“-Taktik unter neuem Namen für gefährlich. „Kunden, Bürger und Politiker werden immer wissen, dass sich hinter dem neuen Namen die alte AIG verbirgt“, sagte Kasper Nielsen vom Reputation Institut, das Firmen bei Imageproblemen berät. Ohne eine neue Strategie und ein Bekenntnis zu den Fehlern der Vergangenheit, werde es sehr schwer, mit Marketinginstrumenten ein neues Image zu erzeugen.
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