Wie haben die Finanzminister der EURO-Staaten aufgeatmet, als Griechenland nach langem Zögern grob umrissene Reformen versprochen hat. Ansonsten hätten sie ja enorme Abschreibungen verkraften müssen. Aber jetzt geht die Schwitzkur wieder los: Griechenland will die Reformen verwässern und droht andernfalls mit Neuwahlen, die eine noch härtere Regierung hervorbringen könnte. Die Weltbank will sich da heraushalten und plädiert für einen Abkauf ihrer faulen Kredite durch die Europäer; weil ihre Regeln ein weiteres Nachgeben nicht zulassen würden. Herr Juncker und die Europäische Kommisssion möchten eine weitere Brückenfinanzierung anbieten, um danach ohne Zeitdruck das dritte Rettungspaket verhandeln zu können. Dieses dritte Rettungspaket sollte bekanntlich hoch genug ausgestattet sein, um Ruhe bis nach den nächsten Wahlen in Frankreich und Deutschland zu bringen. Nun scheint wieder Griechenland alle Karten in seiner Hand zu haben. Ein Machtwort zu sprechen, traut sich kein EURO-Land mehr, weil man von Monat zu Monat erpressbarer geworden ist.
Habe gerade eben eine Reise durch die 3 baltischen Staaten beendet und dort unsere Fremdenführer nach den Pressemeinungen befragt. In diesen Ländern (mit teilweise nur 30% Staatsverschuldung; mit Durchschnittsverdiensten von 800 EUR und Renten um die 400 EUR, aber vergleichbaren Preisen für die Lebenshaltung wie bei uns, Mieten ausgenommen) ist man sehr erbost darüber, daß man für Griechenland aufkommen soll. Man sieht aber realistisch, daß das eben die Folge des EURO-Beitritts sei, die man nicht vorweg sehen konnte. Man war beim EURO-Beitritt davon ausgegangen, daß es eine derartige Verschuldung eines Landes nicht geben kann, wenn sich alle EURO-Staaten an die gegebenen Regeln halten würden. Daß man die permanente Verletzung dieser Regeln akzeptiere, sei eine große Schweinerei. Notgedrungen will man aber alle Entscheidungen mittragen, die Deutschland treffen wird. In Deutschland sehe man bisher noch immer den einzigen Vertreter, der versuche, Schlimmeres zu verhindern. |