Commerzbank meldet Zahlen, stellt sich strategisch, operativ und personell neu auf 09:28 08.05.09
Frankfurt (aktiencheck.de AG) - Die Commerzbank AG (Profil) gab am Freitag bekannt, dass sie sich angesichts der Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise sowie der Integration der Dresdner Bank strategisch, operativ und personell neu aufstellt. Zudem wurden die Zahlen zum ersten Quartal gemeldet.
Den Angaben zufolge will die Bank mit dem Drei-Punkte-Programm "Roadmap 2012" ihre Position als Marktführer im Privat- und Firmenkundengeschäft in Deutschland weiter stärken. Der Fokus liege auf einer profitablen Kundenbank, dazu würden die Optimierung des Asset-basierten Kreditgeschäfts in den Bereichen Immobilien- und Staatsfinanzierung sowie die Reduzierung nicht zum Kerngeschäft passender Portfolien durch aktives Abbau-Management kommen.
"Die Segmente Privatkunden und Mittelstandsbank, die kundenbezogenen Corporates & Markets- Aktivitäten sowie Mittel- und Osteuropa bilden das Herzstück der neuen Commerzbank. Wir wollen hier unser Ertragspotenzial voll ausschöpfen und weiter Marktanteile gewinnen", so der Vorstandsvorsitzende Martin Blessing. "Die Roadmap 2012 ist unsere Antwort auf die Herausforderungen der Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise, sie folgt der Logik der Dresdner Bank-Übernahme. Wir bauen auf unsere Stärken als Hausbank für Privat- und Firmenkunden in Deutschland und richten unser Geschäftsmodell entsprechend aus. Spätestens 2011 wollen wir wieder profitabel arbeiten. Ab 2012 wollen wir ein operatives Ergebnis von mehr als 4 Mrd. Euro pro Jahr und eine Nach-Steuer-Rendite von rund 12 Prozent erreichen. Das ist für unser Geschäftsmodell und unser Risikoprofil angemessen. Die risikogewichteten Aktiva sollen bis 2012 auf unter 290 Mrd. Euro sinken."
Nach dem erfolgreichen Abschluss der Gespräche mit der EU-Kommission kann die Bank ihr Kernkapital (Tier 1) um 10 Mrd. Euro erhöhen. Unter Berücksichtigung aller SoFFin-Vereinbarungen liegt die Kernkapitalquote (Tier 1-Ratio) zum 31. März 2009 pro forma bei 10,2 Prozent. Mit der Eigenkapitalstärkung sind Auflagen verbunden. So muss sich die Bank bis 2014 von der Eurohypo sowie weiteren kleineren Beteiligungen trennen. Zudem soll die Bilanzsumme der Commerzbank (einschließlich der Dresdner Bank) bis Ende 2012 von rund 1.100 Mrd. Euro (Stand: 31. Dezember 2008) auf 900 Mrd. Euro abgebaut werden. Unter Berücksichtigung der Trennung von der Eurohypo wird die Bilanzsumme auf rund 600 Mrd. Euro abschmelzen. Zukäufe sind in den nächsten drei Jahren grundsätzlich nicht möglich.
Laut dem Institut werden Ulrich Sieber, Leiter des Konzernbereichs Human Resources der Commerzbank, und Jochen Klösges, Leiter der Konzernentwicklung, zum 1. Juni neu in den Vorstand bestellt. Sieber wird den Vorstandsbereich Human Resources und Integration verantworten; Klösges das neu geschaffene Segment Realkredit und Staatsfinanzierung. Finanzvorstand Eric Strutz wird zum 1. Juli zusätzlich das ebenfalls neue Segment Portfolio Restructuring Unit übernehmen. Achim Kassow, zuständig für Privatkunden, wird ab 1. Juni auch das Segment Mittel- und Osteuropa verantworten. Zudem wurde gestern Stefan Schmittmann, bisher im Vorstand für den Bereich Commercial Real Estate sowie Mittel- und Osteuropa zuständig, zum neuen Chief Risk Officer der Commerzbank ernannt. Schmittmann war vor seinem Wechsel zur Commerzbank Ende 2008 Vorstand bei der Bayerische Hypo- und Vereinsbank AG sowie Mitglied des Executive Committee der UniCredit Corporate Division. Er gilt als ausgewiesener Experte des Risikomanagements und Controlling und verfügt über mehrjährige Erfahrung als Chief Risk Officer, hieß es.
Das operative Ergebnis lag im ersten Quartal 2009 bei -591 Mio. Euro, nach einem operativen Pro-Forma-Gewinn von 470 Mio. Euro zum 31. März 2008. Um Einmaleffekte bereinigt war das operative Ergebnis mit 643 Mio. Euro positiv. Trotz des unverändert schwierigen Marktumfelds haben die Kerngeschäftsfelder Privatkunden (48 Mio. Euro) und Mittelstandsbank (339 Mio. Euro) die ersten drei Monate 2009 mit Gewinn abgeschlossen. Sie konnten aber die krisenbedingten Belastungen in den Segmenten Corporates & Markets (einschließlich Public Finance: -1,2 Mrd. Euro) und Commercial Real Estate (-54 Mio. Euro) nicht ausgleichen. Der Konzernüberschuss nach Anteilen Dritter war mit -861 Mio. Euro negativ. Im Vorjahresquartal hatte er auf Pro-Forma-Basis noch bei 236 Mio. Euro gelegen. Neben den Belastungen aus der Finanzmarktkrise wurde hier auf Restrukturierungsaufwendungen in Höhe von 289 Mio. Euro verwiesen, die im Zusammenhang mit der Dresdner Bank-Integration angefallen sind. Der Zinsüberschuss stieg um etwa 13 Prozent auf rund 1,7 Mrd. Euro, die Risikovorsorge um 653 Mio. Euro auf 844 Mio. Euro. Der Provisionsüberschuss sank um 28 Prozent auf 850 Mio. Euro.
Wie das Kreditinstitut weiter mitteilte, ist eine Prognose für das Gesamtjahr 2009 wegen der anhaltenden Marktverwerfungen derzeit nicht möglich. "Die mit der Dresdner Bank-Übernahme verbundenen Synergien werden wie erwartet realisiert und die Kundenbank wird ab 2011 von einer wirtschaftlichen Erholung überproportional profitieren", so Finanzvorstand Eric Strutz. Der Verwaltungsaufwand soll bis Ende 2010 bei unter 8 Mrd. Euro liegen. Die stille Einlage des SoFFin kann unter normalen Marktbedingungen ab 2012 zurückgezahlt werden. Für 2009 ist der Refinanzierungsbedarf der Commerzbank-Gruppe in Höhe von 20 Mrd. Euro nach den erfolgreichen Emissionen zum Jahresbeginn bereits zu etwa 60 Prozent gedeckt, hieß es.
Die Aktie der Commerzbank gewinnt aktuell 5,02 Prozent auf 6,48 Euro. (08.05.2009/ac/n/d) |