aktiencheck.de führte das folgende Interview mit Herrn Andreas Beyer, Vorstand der VEM Aktienbank AG:
aktiencheck.de: Guten Tag, Herr Beyer. Die VEM Aktienbank konnte sich innerhalb weniger Jahre als einer der führenden Anbieter von kapitalmarktgebundenen Dienstleistungen für börsennotierte und börsenfähige Unternehmen etablieren. So haben Sie allein im abgelaufenen Jahr 2005 insgesamt 11 Unternehmen an die Börse gebracht und waren damit die aktivste Emissionsbank bei Börsengängen. Gerade erst vor wenigen Wochen haben Sie die Neosino mit überwältigendem Erfolg an der Börse platziert. Wie konnte es Ihnen gelingen, sich innerhalb kurzer Zeit eine so gute Marktposition zu erarbeiten?
Andreas Beyer, VEM Aktienbank AG: Für unsere Kunden sind wir kompetente und verlässliche Partner. Wir bieten keine Lösungen von der Stange, sondern entwickeln anspruchsvolle unternehmensspezifische Lösungen. Wir haben uns mit den Produkten \"Börsengang light\" und speziellen Wandelanleihen für Distressed Companies als innovativer Dienstleister im Markt positioniert. Bedingt durch unseren Börsengang sowie der damit verbundenen positiven Berichterstattung in der Presse und unseren starken Deal Flow ist unser Bekanntheitsgrad enorm gestiegen. Viele Kunden wünschen ausdrücklich eine Betreuung von der VEM Aktienbank, weil sie wissen, dass wir uns mit voller Leidenschaft für den Erfolg jeder Transaktion einsetzen. Dass wir unsere Dienstleistungen zu einem sehr attraktiven Preis-Leistungsverhältnis anbieten, stärkt unsere Marktstellung. Wir geben stets zu erkennen, dass unser Fokus eine langfristige und umfassende Betreuung ist.
aktiencheck.de: Der IPO-Markt hat im vergangenen Jahr wieder richtig an Fahrt gewonnen. Sie haben sich vor allem auf Transaktionsvolumina zwischen 1 und 30 Millionen Euro spezialisiert. Die Deutsche Börse und die Börse München haben mit dem Entry Standard bzw. mit M:access zwei Marktsegmente aufgebaut, die Unternehmen einen flexiblen und kosteneffizienten Marktzugang ermöglichen und somit speziell auf die Bedürfnisse kleinerer Unternehmen zugeschnitten sind. Rechnen Sie in diesem Zusammenhang mit einer deutlichen Zunahme von Börsengängen kleinerer Unternehmen?
Andreas Beyer, VEM Aktienbank AG: Wir gehen von 50-100 Mini-Börsengängen im laufenden Jahr aus. Mittelständische Firmen, die ihr Wachstum finanzieren müssen, erkennen immer mehr, dass hnen die Börse und nicht die Kreditbanken Kapital für ihre Pläne zur Verfügung stellt. Infolge von Basel II rechnen wir mit einem richtigen Boom an weiteren Börsengängen. Hierbei gewinnt der Freiverkehr als unreguliertes Marktsegment mit den neuen Qualitätssegmenten Entry Standard und M:access massiv an Bedeutung. Firmen können sich mit der Erfüllung von zusätzlichen Transparenzstandards und mit der Benennung von Kapitalmarktexperten als Bürgen gegenüber anderen Freiverkehrswerten positiv abgrenzen. Hinzu kommt die Bereitschaft der Investoren, auch Small Caps Kapital für Wachstum bereitzustellen. Kurzum, die aktuelle Börsenlandschaft bietet ein ideales Umfeld für den IPO-Markt. Wir rechnen mit einer Fortsetzung des positiven Trends des letzten Quartals 2005. Immerhin haben sich in den letzten drei Monaten vergangenen Jahres 27 Firmen neu im Open Market der Frankfurter Wertpapierbörse listen lassen.
aktiencheck.de: Sie haben mit dem so genannten \"IPO Light\" ein neuartiges Konzept des Börsenganges eingeführt und auch beim eigenen Börsengang im Juni 2004 angewendet. Durch die Notierungsaufnahme mit XETRA-Eröffnung ohne vorherige Roadshow und ohne Werbemaßnahmen ermöglichen Sie es dabei kleineren Unternehmen, den Börsengang mit einem minimalen finanziellen Aufwand zu realisieren. Wie wurde dieses Angebot bislang am Markt angenommen?
Andreas Beyer, VEM Aktienbank AG: Unser \"Börsengang light\" wurde als Produkt während der IPO-Flaute konzipiert. Idee war die Sicherstellung eines kostengünstigen Kapitalmarktzugangs für Firmen auch in schwierigen Börsenzeiten. Eine Verschiebung können sich Emittent und begleitende Bank nicht leisten. Daher muss ein Einvernehmen über eine Mindestzufuhr an Finanzmitteln im Vorfeld des Börsengangs bestehen, um anschließend ein Listing durchzuführen. Optional konnte zusätzlich eine Erstauktion auf Xetra im Rahmen der Erstnotierung durchgeführt werden (XETRA-IPO), um ein weiteres flexibles Emissionsvolumen zu generieren. Wir setzen heute verstärkt auf Privatplatzierungen kleinerer Emissionsvolumia bis 10 Mio. EUR an Institutionelle Anleger, um sodann unter Vorlage eines Wertpapierprospektes die Einbeziehung der Aktien in den Freiverkehr zu erwirken. Im vergangenen Jahr haben neun Firmen diese Variante des Börsengangs gewählt. Im laufenden Jahr erwarten wir eine deutliche Zunahme der von uns betreuten Börsengänge.
aktiencheck.de: Insbesondere vor dem Hintergrund der Auswirkungen von Basel II ist davon auszugehen, dass die vor allem im Mittelstandsbereich klassische Hausbankenfinanzierung immer mehr durch eigenkapital- oder kapitalmarktorientierte Finanzierungsformen ersetzt werden wird. Viele kleinere Unternehmen können sich aber einen normalen, kostenintensiven Börsengang nicht leisten. Daher bietet sich für diese Gesellschaften vor allem Ihr \"IPO-Light\" an. Ist insofern nicht davon auszugehen, dass Sie mit dem \"IPO-Light\" einen neuen Standard gesetzt haben, der zukünftig auch von allen anderen Wertpapierhandelsbanken angeboten wird?
Andreas Beyer, VEM Aktienbank AG: Der \"IPO-light\" ist das richtige Konzept für kleine Werte. Wir haben mit unseren Innovationen schon öfters Trends und Standards gesetzt. Patente dafür gibt es nicht. Wenn andere Banken ebenfalls in ähnlicher Weise Kapitalmarktdienstleistungen anbieten, ist dies für uns eine Bestätigung, dass wir mit unserem Angebot richtig liegen. Wir arbeiten dann aber bereits mit neuen Varianten, um uns vom Mainstream abzusetzen.
aktiencheck.de: Bei Transaktionsvolumina bis 30 Millionen Euro konkurrieren Sie in erster Linie mit anderen Wertpapierhandelsbanken wie Baader oder Concord Effekten. Viele dieser Wettbewerber kämpften in den vergangenen Jahren ums nackte Überleben, haben sich aber jetzt wieder langsam erholt. Ist vor dem Hintergrund dieser Wiedererstarkung der wichtigsten Wettbewerber in Zukunft nicht mit einem verschärften Kampf um Marktanteile und damit mit sinkenden Margen zu rechnen?
Andreas Beyer, VEM Aktienbank AG: Es ist doch klar, dass wir nicht alle IPOs machen können und auch andere Banken schöne Börsengänge begleiten. Solange die Anzahl der Börsengänge steigt und die Kapazitäten der Banken ausgelastet sind, wird es keinen Margenverfall geben. Wir befinden uns am Anfang einer neuen IPO-Welle und rechnen daher nicht mit sinkenden Margen. Wir erbringen qualitativ hochwertige Leistungen, die ihren Preis haben. Unser Geschäftsmodell ist im übrigen so ausgelegt, dass wir vollumfängliche Leistungen erbringen. Wir haben kein Interesse, häppchenweise von Kunden in Anspruch genommen zu werden, die sich so ihren Do-it-yourself-IPO basteln, sondern wollen im Sinne unserer Kunden den gesamten Prozesses steuern und nichts dem Zufall überlassen.
aktiencheck.de: Sie haben seit Juli 2004 selbst insgesamt vier Kapitalbeschaffungsmaßnahmen durchgeführt. Dies und der erfolgreiche Geschäftsverlauf haben das bilanzielle Eigenkapital Ihres Unternehmens von 6,4 Millionen Euro zum Geschäftsjahresende 2003 auf etwa 25 Millionen Euro per Ende 2005 ansteigen lassen. Damit haben Sie eine wesentliche Voraussetzung zur Abwicklung höherer Emissionsvolumina erfüllt. Können Sie sich in diesem Zusammenhang vorstellen, zukünftig auch Emissionen mit einem Volumen von deutlich mehr als 30 Millionen Euro zu begleiten?
Andreas Beyer, VEM Aktienbank AG: Mit mehr Eigenkapital sind wir in der Lage unser Geschäft auszuweiten, indem wir verschiedene Kapitalerhöhungen parallel durchführen und auch größere Volumina abwickeln können. Das Eigenkapital stärkt unsere Glaubwürdigkeit im Markt als verlässlicher Partner. Mit unserem Eigenkapital von 25 Mio. EUR können wir problemlos den zehnfachen Betrag an Kapitalerhöhungen abwickeln. Wir denken dann auch an Emissionsvolumina über 30 Mio. EUR.
aktiencheck.de: Beim Emissionsgeschäft sind Sie allerdings auch stark von der jeweiligen Börsenentwicklung abhängig. Im abgelaufenen Jahr 2005 zeigte sich die Börse von ihrer besten Seite. Hierdurch kam auch das IPO-Geschäft wieder richtig ins Rollen. Wie sehen Sie hier die weitere Marktentwicklung im laufenden Jahr 2006?
Andreas Beyer, VEM Aktienbank AG: Ich lege großen Wert darauf, dass wir auch im katastrophalen Börsenjahr 2002 profitabel gearbeitet haben. Natürlich hilft uns eine freundliche Börsensituation, unser Geschäft deutlich auszuweiten. Wichtig ist jedoch, dass ein erheblicher Teil unseres Ertragsstroms völlig unabhängig von der Börsenlage ist. Einnahmen aus Designated Sponsoring und durch unsere Zulassungsverfahren generieren wir auf einer kontinuierlichen Basis. Unser Ertrag ist 2005 v.a. deswegen explodiert, weil die Einnahmen aus dem Platzierungsgeschäft exorbitant gestiegen sind. Für 2006 sind wir sehr optimistisch. Von der IPO-Welle sowie der Bereitschaft vieler Small Caps weitere Kapitalerhöhungen durchzuführen, werden wir ganz maßgeblich profitieren.
aktiencheck.de: Wie ist derzeit Ihr Auftragsbestand im IPO-Geschäft? Wie viele Unternehmen wollen Sie im laufenden Jahr 2006 noch an die Börse bringen?
Andreas Beyer, VEM Aktienbank AG: Der Auftragsbestand ist erfrischend. Im laufenden Jahr werden wir deutlich mehr als 10 Firmen an die Börse bringen.
aktiencheck.de: Seit Oktober 2003 sind Sie auch als Designated Sponsor tätig. Dabei ist es Ihnen gelungen, innerhalb kürzester Zeit auch in diesem Bereich zu einem der zehn größten Anbieter Deutschlands aufzusteigen. So betreuen Sie inklusive Ihrer eigenen Aktie aktuell insgesamt 45 verschiedene Papiere börsennotierter Gesellschaften. Wie sehen Sie die weitere Entwicklung dieses Geschäftsbereiches? Wie viele Unternehmen wollen Sie bis zum Jahresende 2006 als Designated Sponsor betreuen?
Andreas Beyer, VEM Aktienbank AG: Wir gehen davon aus, dass wir die Firmen, die wir an die Börse begleiten, auch als Designated Sponsor betreuen können. Die Anzahl unserer Sponsoring-Werte dürfte im laufenden Jahr auf über 50 Mandate ansteigen.
aktiencheck.de: Mit Ihren Aktivitäten im Designated Sponsoring haben Sie eine zweite, weniger schwankungsanfällige Erlösquelle erschlossen und damit Ihre Abhängigkeit von zyklischen Börsenschwankungen verringert. Wie hoch soll zukünftig der Anteil am Gesamtumsatz werden, den Sie im Bereich Designated Sponsoring erwirtschaften?
Andreas Beyer, VEM Aktienbank AG: Der Einnahmestrom aus dem Designated Sponsoring soll einen Großteil unserer Personal- und Sachkosten abdecken. Eine Zielgröße hinsichtlich eines quotalen Anteils an unseren Gesamterträgen haben wir nicht definiert.
aktiencheck.de: Sie haben in den ersten neun Monaten des nunmehr abgelaufenen Geschäftsjahres 2005 bei operativen Nettoerträgen von 11,36 Millionen Euro ein Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit von 7,01 Millionen Euro erwirtschaftet. Wodurch wurde diese tolle Ergebnismarge von fast 62% ermöglicht?
Andreas Beyer, VEM Aktienbank AG: Wir arbeiten hoch konzentriert und verzetteln uns nicht mit Themen, die nicht zu unserem Kerngeschäft gehören. Aus unseren Geschäftsbereichen Emissionen und Sponsoring erzielen wir hohe synergetische Effekte. Zudem sind unsere Fixkosten niedrig.
aktiencheck.de: Eine solche Marge würden andere Unternehmen zweifellos auch gerne erwirtschaften. Befürchten Sie vor diesem Hintergrund zukünftig eine deutliche Verschärfung der Wettbewerbssituation? Welche Margen halten Sie langfristig für realisierbar?
Andreas Beyer, VEM Aktienbank AG: Die Wettbewerbssituation in unserem Geschäft sehe ich seit Jahren als unverändert an. In Boom-Märkten nimmt die Anzahl der Anbieter zu: zum einen sind es etablierte Bankinstitute, die sich in der Börsenflaute zurückgezogen haben und nun wieder da sind, zum anderen kommen neue Anbieter. In der Flaute verschwinden Anbieter durch Rückzug oder auch Insolvenz. Dieser Zyklus ist immer wieder der gleiche. Derzeit nimmt zwar die Anzahl der Anbieter zu, aber zugleich gibt es mehr Geschäftsmöglichkeiten. Unsere Margen sehe ich daher nicht in Gefahr.
aktiencheck.de: Sie haben sich im Rahmen einer Kapitalerhöhung kürzlich mit 11% an der Equity Story AG beteiligt. Diese Gesellschaft hat ihrerseits die DGAP übernommen. Zusammen betreuen beide Unternehmen rund 900 börsennotierte Gesellschaften bei ihren gesetzlich vorgeschriebenen Meldepflichten sowie im Bereich Investor Relations und haben damit die unangefochtenen Marktführer im Bereich Ad-hoc-Publizität. Können Sie sich vorstellen, diese Beteiligung kurz- bis mittelfristig weiter aufzustocken und als dritten Geschäftszweig der VEM Aktienbank zu etablieren? Welche strategischen Vorteile versprechen Sie sich von dieser Beteiligung?
Andreas Beyer, VEM Aktienbank AG: Mit unserer Beteiligungsquote sind wir zufrieden. Wir wollen Equity Story als angenehmer Aktionär langfristig begleiten, aber in keinem Fall uns in das operative Geschäft einmischen. Interessant ist für uns, dass wir uns mit dieser Beteiligung den aus unserer Sicht sehr interessanten Markt für Ad-hoc-Publizität und Online-Investor Relations erschließen. Wir partizipieren an einem stetigen Ertragsstrom, der unabhängig von der Börsenentwicklung ist und deutliches Wachstum verspricht. Zudem denken wir, dass wir unseren Bekanntheitsgrad als einer der größten Aktionäre des Marktführers in der Ad-hoc-Publizität bei den börsennotierten Unternehmen weiter steigern können.
aktiencheck.de: Des Weiteren haben Sie zum 01. Juli 2005 die TradeCross AG übernommen. Dabei handelt es sich um einen Corporate Finance Boutique mit Finanzdienstleistungslizenz. Was versprechen Sie sich von dieser Beteiligung?
Andreas Beyer, VEM Aktienbank AG: Mit TradeCross haben wir uns kompetentes Personal und einen Deal Flow eingekauft. Die Integration in unsere Gruppe ist problemlos verlaufen. Einen Verlustvortrag haben wir auch nutzen können. Wir erörtern derzeit verschiedene Optionen, welche Rolle TradeCross als VEM-Unternehmen in Zukunft übernehmen kann.
aktiencheck.de: Streben Sie zum Ausbau Ihrer eigenen Marktposition auch weitere Unternehmensakquisitionen an?
Andreas Beyer, VEM Aktienbank AG: Das kann durchaus sinnvoll sein. Von unserer Seite her ist Bereitschaft vorhanden, uns Targets anzusehen.
aktiencheck.de: Im Gesamtjahr 2005 haben Sie ca. 13,0 Millionen Euro vor Steuern und mindestens 8,0 Millionen Euro nach Steuern verdient und somit auch die höchsten Analystenschätzungen übertroffen. Wie war das möglich?
Andreas Beyer, VEM Aktienbank AG: Durch harte Arbeit der ganzen Mannschaft.
aktiencheck.de: Der Kurs der VEM Aktienbank-Aktie hat sich in den vergangenen 12 Monaten mehr als verdreifacht und notiert derzeit bei rund 25,50 Euro. Bei einem 2005er Gewinn je Aktie von etwa 2,07 Euro ergibt sich damit ein KGV 2006e von etwa 12. Bei welchem Kurs wäre Ihre Aktie Ihrer Meinung nach fair bewertet?
Andreas Beyer, VEM Aktienbank AG: Wir haben in den beiden vergangenen Geschäftsjahren unseren Ertrag um einige hundert Prozent gesteigert, unsere EK-Rendite gehört zu den Spitzenwerten im deutschen Bankwesen, unsere Marktstellung ist überzeugend. Ich sehe nicht ein, warum die VEM-Aktie nicht als Wachstumstitel gesehen werden kann mit einer KGV-Betrachtung jenseits von 20. Auch ein peer group Vergleich zeigt eine massive Unterbewertung unserer Aktie.
aktiencheck.de: Vielen Dank für dieses Interview, Herr Andreas Beyer.
Autor: SmartHouseMedia (© wallstreet:online AG / SmartHouse Media GmbH),15:50 03.03.2006 |