Warum der Goldpreis einbrach: Goldene Aussichten für das Krisen-Metall? Vor allem private Anleger entscheiden über die weitere Entwicklung des Goldpreises DT vom 14.11.2002 VON MICHAEL BRÜCKNER
Ingelheim (DT) „Investieren Sie etwas Geld in Gold“. Mit diesem Slogan möchte das World Gold Council die Deutschen wieder stärker für das gelbe Edelmetall gewinnen, dessen Glanz in den Augen vieler Anleger ungeachtet des deutlichen Preisanstiegs der vergangenen Monate noch immer reichlich matt ist. Trotz des Aktiencrashs sowie der fortdauernden Kriegs- und Terrorängste zeigen die meisten Bundesbürger dieser einstmals als krisensicher geltenden Anlageform die kalte Schulter. Der fast zwanzig Jahre währende Preisverfall des Goldes hat seine Spuren hinterlassen. Edelmetall mit Imageproblemen Gold leidet in Deutschland und in vielen anderen Staaten Europas nicht nur an einem Imageproblem als eher „spießiges“ Investment für Dauerpessimisten, vielmehr wurde in den achtziger und neunziger Jahren viel Vertrauen verspielt. Wer jedoch die Entwicklung des Goldpreises über einen längeren Zeitraum verfolgt, kommt durchaus zu differenzierten Ergebnissen. Im Zeichen der Ölpreiskrise und des Einmarsches sowjetischer Truppen in Afghanistan flohen 1980 weltweit zahlreiche Investoren in den vermeintlich sicheren Hafen des glänzenden Edelmetalls. Banken und Sparkassen berichteten damals von einem regelrechten Goldrausch, der den Preis drastisch nach oben trieb. Parallelen zur Entstehung der Börsenblase in den Jahren 1999/2000 sind dabei unverkennbar. Die Anleger setzten auf weiterhin steigende Goldpreise – und wurden zunächst nicht enttäuscht. Bald mussten für die Feinunze (31 Gramm) etwa achthundert Dollar gezahlt werden. Nach dieser Überhitzungsphase ging es in den folgenden Jahren steil nach unten. Als die Aktien-Euphorie ihrem Höhepunkt zusteuerte, lag der Goldpreis nur noch bei etwa zweihundertfünfzig Dollar pro Unze. Die Manager von Goldminenfonds hatten Probleme, ihren Kunden die ständigen Kursstürze zu erklären. Vor allem die massiven Goldverkäufe der internationalen Notenbanken drückten auf den Preis. Allein zwischen 1990 und 2001 brachten sie im Schnitt zwischen zehn und zwanzig Millionen Unzen an den Markt. In Bedrängnis kamen auch die Minenbetreiber, die bei einem Preis von unter dreihundert Dollar pro Unze nicht mehr profitabel arbeiten können. Der Vergleich mit dem Goldpreis von 1980 und dem des Jahres 2000 ergibt freilich ein falsches Bild. Übersehen wird dabei, dass die Feinunze Gold Anfang der siebziger Jahre gerade einmal fünfzig Dollar gekostet hatte. Wer damals in das Edelmetall investierte, hat bis heute auch wechselkursbereinigt einen deutlichen Gewinn erzielt. Der Goldpreis stabilisierte sich erst mit dem Washingtoner Abkommen, in dem sich fünfzehn Notenbanken verpflichteten, bis 2004 jährlich nicht mehr als vierhundert Tonnen Gold zu verkaufen. Die Schließung mehrerer Goldminen sowie die Verunsicherung der Anleger nach dem Börsencrash und den Terroranschlägen vom 11. September ließen den Goldpreis vorübergehend auf dreihundertzwanzig Dollar und mehr steigen. Goldminenfonds waren die Gewinner des Jahres 2001. Für den Anleger wichtiger als die Vergangenheit ist naturgemäß die Frage, wie sich der Goldpreis weiter entwickeln wird. Lohnt es sich, jetzt Goldbarren und Münzen zu kaufen oder in Minenfonds zu investieren? Könnte der Goldpreis mittelfristig wieder deutlich unter die Dreihundert-Dollar-Marke fallen? Wie so häufig, gehen die Antworten der Marktteilnehmer auseinander. Der stagnierenden Goldnachfrage seitens der Juweliere, der Industrie und der Zahnärzte stehe ein wachsendes Angebot der Goldminen gegenüber, sagt Andreas Speer, Senior Economist der Bayerischen Landesbank. Er hält es sogar für möglich, dass Silber das Gold als „sicheren Anleger-Hafen“ ablösen könnte. Nach Ansicht von Wolfgang Wrzesniok-Rossbach. Goldexperte bei Dresdner Kleinwort Wasserstein, macht es hingegen durchaus Sinn, etwa fünf bis sechs Prozent des Vermögens in das gelbe Edelmetall zu investieren. Letztlich entscheiden die privaten Anleger, in welche Richtung sich der Goldpreis entwickelt. Kehren die Investoren nach der Entspannung an den Kapitalmärkten wieder an die Börse zurück, dürfte dies kurzfristig zu einem spürbaren Preisrückgang beim Gold führen. Andererseits könnte nach Meinung von Wolfgang Wrzesniok-Rossbach „schon ein Umschichten eines Bruchteils der verfügbaren Gelder ausreichen, um dem Goldpreis den nächsten, massiven Anstieg zu bescheren“. Neue Terror-Ängste oder ein längerer Krieg im Irak würden den Preis zusätzlich nach oben treiben. Überschaubares Risikofür Anlieger Bleiben neuerliche Krisen aus, ist aus Sicht der Experten der Investmentbank Morgan Stanley in den nächsten Monaten ein Goldpreis zwischen dreihundertzehn und dreihundertdreißig Dollar wahrscheinlich. Mit einem drastischen Preisrückgang ist auch längerfristig nicht zu rechnen, zumal die Notenbanken nach Ansicht von Experten ihre Zurückhaltung bei den Goldverkäufen über das Jahr 2004 hinaus fortsetzen dürften. Mit anderen Worten: Das Risiko für den Anleger bleibt überschaubar, sofern er sich bei einem neuerlichen Rückschlag des Goldpreises in die Nähe von dreihundert Dollar pro Unze zum Kauf entscheidet. Wer wegen des Aufbewahrungsrisikos nicht direkt in Goldbarren oder Münzen investieren möchte, sollte Anteile an Goldminen vorziehen. Gute Ergebnisse erzielten bisher der PEH Q-Goldmines (WKN 986366), der AIG Equity Fund Gold (972376) sowie der Merrill Lynch World Gold Fund (974119). http://www.die-tagespost.de/Archiv/titel_anzeige.asp?ID=2154 ----------- "Malo mori quam foederari - Lieber sterben als sich entehren" |