Sunways: "Haben konkurrenzloses Produkt" Übersicht Emissionsdaten Analyse Interview News Rückblick
Die Sunways AG ist im Bereich Photovoltaik tätig. Dabei konzentriert sich das Unternehmen ausschließlich auf die Produktion und den Vertrieb von Solarzellen. Das Tochterunternehmen MHH Solartechnik GmbH ist mit dem Vertrieb von Solarmodulen, Solarwechselrichtern und anderen Komponenten der Solartechnik befasst. Die in Konstanz beheimatete AG beschäftigte im vergangenen Jahr 61 Mitarbeiter. Instock sprach mit Vorstandschef Franz Heim über den Hintergrund des Börsenganges.
Instock: Wer hat Ihnen ernsthaft geraten, bei diesem Börsenumfeld den Gang an den Neuen Markt anzutreten? Heim: Der Termin für unseren Börsengang ist nicht abhängig vom aktuellen Marktumfeld, sondern von unserer Unternehmensplanung. Wir sind gut positioniert, verfügen über äußerst innovative Produkte, fahren mehrere Produktionslinien und könnten mehr verkaufen, als wir derzeit produzieren. Auf Grund dieser Faktoren glauben wir, dass wir die Anleger von uns überzeugen können.
Instock: Was würde mit Ihrem Unternehmen passieren, wenn Sie erst in zwei, drei Monaten an die Börse gehen würden? Heim: Die Frage stellt sich für uns nicht. Wie schon gesagt, lassen wir uns beim Termin für den Börsengang von unserer Unternehmensplanung leiten. Diese besagt unter anderem, dass wir bis 2003 zwei weitere Produktionslinien in Betrieb nehmen wollen. Würden wir später an die Börse gehen, wäre auch der spätere Zeitplan nicht einzuhalten. Es ist nach unseren Beobachtungen aber so, dass der Markt beginnt, Produktionsfirmen anzuerkennen, es zu honorieren, wenn Unternehmen Gewinne machen.
Instock: Wozu benötigen Sie überhaupt das Geld vom Kapitalmarkt? Heim: Wir haben bereits mit der bifacialen Solarzelle ein serienreifes und konkurrenzloses Produkt. Hier fehlt uns einfach die Produktionskapazität. Zu deren Schaffung benötigen wir das Geld aus dem Börsengang.
Instock: Was bedeutet bifaciale, und wann soll das neue Produkt am Markt eingeführt werden? Heim: Bifaciale bedeutet zweigesichtig. Das heißt, diese neue Solarzelle erzeugt von beiden Seiten Strom. Bisher müssen Solarzellen in einem Winkel von etwa 35 Grad und in südlicher Richtung montiert werden. Bei unseren neuen Zellen fällt das weg. Die Markteinführung für die bifacialen Solarzellen ist für 2003 geplant. Doch diese Zelle ist nur ein neues Produkt, dass wir in der Pipeline haben. Über weitere möchte ich aber noch nichts sagen. Die Konkurrenz schläft nicht.
Instock: Wie hoch werden die Investitionen in die neuen Fertigungslinien sein? Heim: Wir werden in etwa 30 bis 40 Millionen Mark investieren.
Instock: Wofür wollen oder müssen Sie noch Geld ausgeben? Heim: Vorrang hat ganz klar der Ausbau der Produktion. Selbstverständlich werden wir einiges Geld auch für Akquisitionen ausgeben. Hier steht ganz oben auf unsere Prioritätenliste die Übernahme eines Siliziumwafer-Produzenten. Damit würden wir ein weiteren Schritt zur vollen Abdeckung der Wertschöpfungskette machen. Mit einer solchen Übernahme wären wir in der Lage, die Ausgangsbasis für die Herstellung der Solarzellen selber herzustellen. Wir würden dann den anspruchsvollsten Part, die Veredelung der Siliziumwafer, selber machen können. Diese Solarzellen würden wir dann zur Weiterverarbeitung an einen Modulhersteller verkaufen.
Instock: In diese Modulherstellung wollen Sie nicht einsteigen? Heim: So etwas haben unmittelbar nicht vor. Als Hersteller von besonderen Solarzellen würden wir nur dann in die Produktion einsteigen, wenn es sich um die Umsetzung einer einmaligen, innovativen Idee handelte.
Instock: Wie lange werden Sie angesichts Ihrer sehr ambitionierten Pläne mit Ihrem Geld aus dem Börsengang auskommen? Heim: Bis 2003. Dann kommt das Geld für das operative Wachstum aus der Produktion. Ob und wie wir uns dann weiteres Geld vom Kapitalmarkt holen wollen oder müssen, steht heute noch in den Sternen.
Instock: Ihr Anteil am Weltmarkt im Bereich Photovoltaik beträgt derzeit 0,6 Prozent. Welchen Anteil am Weltmarkt streben Sie bis 2005 an? Heim: Einen deutlich höheren. Wir wachsen ja Dank unserer schon profitablen Tochter MHH und der angelaufenen Produktion sehr stark.
Instock: Dennoch wird auch in Zukunft Ihr Anteil am Weltmarkt recht klein bleiben. Sind Sie damit nicht ein idealer Übernahmekandidat für die Branchenriesen? Heim: Sicherlich ist es so, dass wir im Konzert der großen Unternehmen, die sich zumeist auch mit Photovoltaik beschäftigen, noch eine untergeordnete Rolle spielen. Doch wir sind einerseits ein gesundes, demnächst börsennotiertes Unternehmen und andererseits Partner der Großen in der Branche. So produziert Shell selber Solarzellen, ist aber gleichzeitig unser Kunde. Ganz klar ist, dass wir unsere unabhängige Stellung bewahren wollen.
Instock: Zu den Zahlen: Sie wollten im Geschäftsjahr 2000 gut 8 Millionen Euro Umsatz machen. Wie nahe sind Sie Ihrer Planung gekommen? Heim: Nach den vorläufigen Zahlen haben wir unsere Umsatzprognose leicht übertroffen. Es zeichnet sich ebenfalls ab, dass wir auch beim Ergebnis etwas besser abschneiden werden. Dazu muß ich allerdings bemerken, dass das Jahr 2000 von Anlaufkosten für die Produktion geprägt war. Mit dem Start der Produktionsanlagen im Mai 2000 fuhren wir diese noch einschichtig. Ab September des vergangenen Jahres sind wir zum Zweischichtbetrieb über gegangen. Im ersten Halbjahr diesen Jahres werden wir den Dreischichtbetrieb aufnehmen. Damit sind wir dann auch in der Lage, den Break-even zu erreichen, der für 2001 fest eingeplant ist.
Instock: Herr Heim, vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Helmut Harff. |