"Echte gefährliche Deflation entsteht nur wenn die Kaufkraft der Bevölkerung stetig sinkt und so die Nachfrage auf den Güter- und Faktormärkten in sich zusammenbricht. Dies ist in einigen Nationen Südeuropas geschehen. Dort herrscht tatsächlich die realistische Gefahr einer Deflation."
Auch dies ist m.E. bei weitem nicht so schlimm, wie es immer dargestellt wird - vorausgesetzt, dass die Deflation (fallende Preise) bei einer sich verringernden Kaufkraft bzw. einer verringerten tatsächlich verfügbaren und im Wirtschaftskreislauf tatsächlich zirkulierende Geldmenge auch zugelassen würde.
Die Preise könnten sich dann nämlich an diese verringerte zirkuliernde Geldmenge anpassen, indem sich die Kaufkraft dieser verringerten Geldmenge entsprechend erhöhte.
Problematisch für (realen) Wohlstand und Beschäftigung ist lediglich die Anpassungsphase, in der ein Weniger an verfügbarem Geld auf Warenpreise trifft, die noch unter dem Hintergrund einer größeren zirkuliernden Geldmenge zustande gekommen sind.
Im Hinblick auf die Verschuldung ist es indessen mathematisch betrachtet, gehüpft wie gesprungen, ob die vorhanden Schulden durch Inflation real verringert würden, was dann aber in der Regel mit nominal höheren Schulden erkauft werden müsste, oder ob die vorhanden Schulden durch Deflation real erhöht würden, dafür jedoch darauf verzichtet werden könnte den Schuldenstand nominal weiter zu erhöhen. (Stichwort: Neutralität des Geldes) Aus Stabilitäts- und Risikogesichtspunkten werden sich in der Bewertung jedoch u.U. Unterschiede ergeben.
Diese ganze Deflationsangst halte ich dabei insgesamt für völlig überzogen. Schädlich oder gar richtig gefährlich wird sie genau wie die Inflation erst bei sehr hohen Raten (4% +). Mit 2% Deflation kann man hingegen genauso gut Leben wie mit 2% Inflation.
Auf das Ausgabeverhalten der Menschen hätte beides kaum eine Wirkung und wenn, dann müsste man sie in der Tendenz sogar eher andersherum denken. Wer verschiebt den ernsthaft Konsum oder Investition, weil er erwartete 1-2 % Inflation oder Deflation im Hinterkopf hätte? Der Gebrauchsvorteil, den es hätte, die Investition oder den Konsum sofort zu tätigen, stünde dem zudem immer gegenüber. Wem sich eine Investitionsmöglichkeit bietet, bei der er z.B. eine Rendite von mehr als 2% erwartet, würde damit kaum ein Jahr warten wollen, weil er dann angesichts einer erwarteten Deflation möglicherweise 2% sparen könnte. Es machte jedenfalls keinen Sinn für diese Ersparnis auf das Plus an Rendite zu verzichten, dass sich bei der Investition ergäbe. Er wüsste ggf. auch gar nicht ob sich ihm diese Möglichkeit nach einem Jahr in dieser Weise überhaupt noch böte.
Was auch gerne bei dem ganzen Deflationsgerede vergessen wird ist, dass auch eine Inflation von 0,5% keine Deflation sondern immer noch Inflation ist, auch wenn es eine niedrige Rate ist. (Die vielen und praktisch unlösbaren Problemen, Inflation überhaupt halbwegs zutreffend zu ermitteln mal ausgeklammert gelassen)
Wenn sich die zirkuliernde Geldmenge nunmal verringert und die Notenbanken darauf trotz Nullzinsen und diversen unkonventionellen geldpolitischen Maßnahmen derzeit offenbar keinerlei Einfluss haben, da die Wirtschaft gerade inmitten dem seltenen Fall einer Liquiditäts/Investitionsfalle steckt, dann ist Deflation, also sich an diese verringerte in der Realwirtschaft zirkuliernde Geldmenge anpassende Preise, gerade die Lösung, um die Wirtschaft wieder ins Gleichgewicht zu bringen, und nicht das Problem.
Mit einer eigenen Währung wäre das jedoch für manche Länder deutlich einfacher. |