Den nachstehenden Artikel aus der FTD vom 18.06.2010 habe ich auch in meinem Beitrag im MPC Forum aufgezeigt:
Anleger bohren nur mit wenig Erfolg nach Öl Die Fondshäuser MPC und HCI schicken Anleger auf Ölerkundung. Doch das Investment erweist sich als tückisch. Die Plattform verspätet sich - und die Rendite säuft ab. von Bernd Mikosch Es sind ein nur paar Zeilen im Verkaufsprospekt. "Es besteht das Risiko, dass SBM seinen Pflichten aus dem Bauvertrag nicht oder nicht vollständig nachkommt", beginnt Absatz drei auf Seite 30. Was das bedeuten kann, wird den Anlegern der "Deepsea Oil Explorer" jetzt schmerzhaft bewusst. Am Donnerstag fanden sie in der Post ein Schreiben ihres Treuhänders, in dem steht, was aus ihrem Ausflug in die Welt der Tiefseeölförderung geworden ist: spätere Ausschüttungen, weniger Rendite, mehr Risiko. Schuld ist nicht die Finanzkrise, auch nicht die Explosion der BP -Bohrinsel, sondern eine profane Verspätung der Werft. Vor zwei Jahren hatte sich alles noch so schön angehört: Privatanleger können erstmals an einem Geschäft teilhaben, das bislang Mineralölkonzernen vorbehalten war. Die Erkundungsplattform "Deepsea Oil Explorer" sucht vor der Küste Brasiliens nach Öl, der halbstaatliche Energiekonzern Petrobras überweist dafür sieben Jahre lang mehr als 300.000 $ Miete - pro Tag. Beim Anleger kommen schon im ersten Jahr 9,4 Prozent Ausschüttung an, insgesamt fließen laut Prognose bis 2024 stolze 328 Prozent der Einlage zurück an die Zeichner. Das Projekt ist so groß, dass sich die beiden Hamburger Initiatoren MPC und HCI zusammentun. Gemeinsam sammeln sie fast 210 Mio. $ ein, inklusive Kredit kommen 680 Mio. $ zusammen. Im November 2009 lesen die 5500 Investoren, dass sich die Ablieferung der Plattform verzögern könnte. Mehr als ein halbes Jahr mussten sie auf nähere Informationen warten: Der Generalunternehmer SBM, der eine Lieferung zum Festpreis für diesen Juni zugesagt hatte, kann den Termin nicht einhalten. SBM und Betreibergesellschaft weisen sich gegenseitig die Schuld zu. "Unsere Anwälte haben uns versichert, dass wir gute Chancen hätten, unsere Ansprüche vor Gericht durchzusetzen", sagt MPC-Vorstand Alexander Betz. "Aber ein Rechtsstreit hätte den Bau wohl weiter verzögert, und jeder Tag, an dem die Plattform kein Geld verdient, wäre verschenkt." Petrobras wollte die "Deepsea Explorer" eigentlich schon im August nutzen und stellt für jeden Tag Verspätung 95.000 $ Strafe in Rechnung. Außerdem sitzen die Banken dem Fonds im Nacken: Wird das Loch in der Kasse zu groß, können sie die fast fertige Plattform zwangsverwerten. Das zwingt MPC und HCI zur Flucht nach vorn. Statt auf Strafzahlungen von SBM zu pochen, legt die Betreibergesellschaft noch mal 12,6 Mio. $ drauf. Gelingt eine halbwegs schnelle Ablieferung, winkt dem Generalunternehmen eine zusätzliche Belohnung. Teil 2: Neue Prognose vorsichtiger "Wir wollen einen Anreiz für eine schnelle Fertigstellung schaffen", sagt Betz. Zugesagt hat SBM jetzt eine Ablieferung im Dezember. Doch die Initiatoren, die bei der Prospekterstellung noch mit sehr engen Zeitplänen gerechnet haben, sind inzwischen vorsichtig geworden. In der neuen Prognose kalkulieren sie sicherheitshalber damit, dass die Plattform erst ab Mai kommenden Jahres Geld verdient. Mit Zinsen, Kosten für Anwälte, Strafzahlungen und Bankgebühren verteuert sich das Projekt um mehr als 90 Mio. $. Eine auf Offshore-Projekte spezialisierte Investmentbank soll per Anleihe 100 Mio. $ bei professionellen Investoren einsammeln. Die Zinsen liegen voraussichtlich bei zwölf Prozent, darum bleibt für die Fondszeichner wohl erst in acht Jahren etwas übrig. Die Anleger können sich in Onlinekonferenzen am 23. und 29. Juni über Details informieren. Am 8. Juli sollen sie den Rettungsplan auf einer Gesellschafterversammlung in Hamburg absegnen. Eine Alternative fehlt: Legen sie ihr Veto ein, droht der Totalverlust. Petrobras hat das Recht, ab Februar den Chartervertrag zu kündigen. Und die Banken werden eher früher als später die Regie übernehmen, falls die Sanierung scheitert. Geht die neue Prognose auf, sinkt der Gesamtmittelrückfluss für die Anleger bloß von 328 auf 306 Prozent - das Geld fließt nur viel später als einst geplant. Allerdings ist noch nicht ausgemacht, wie hoch in sieben Jahren, wenn der Petrobras-Vertrag ausläuft, die nächste Charter für die "Deepsea Explorer" ausfallen wird. Verbieten die USA Tiefseebohrungen auf Dauer, dürfte es so manche Plattform geben, die dann für wenig Geld nach Öl sucht. Das Risiko einer niedrigen Anschlusscharter ist natürlich im Prospekt vermerkt: Seite 31, Absatz zwei. |